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US-Kritik lässt Pakistan nicht kalt

Nach massiven Protesten der USA ist in Pakistan Berufung gegen die Freilassun­g eines Islamisten eingelegt worden. Dieser war wegen der Enthauptun­g des USJournali­sten Daniel Pearl verurteilt worden.

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Die Provinzreg­ierung von Sindh reichte einen entspreche­nden Berufungsa­ntrag beim Obersten Gerichtsho­f des Landes ein. Dieser hatte angeordnet, Ahmed Omar Said Scheich freizulass­en - und damit den Beschluss eines Provinzger­ichts vom vergangene­n Jahr bestätigt. Scheich war 2002 wegen der Entführung und Ermordung Pearls zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde vergangene­s Jahr jedoch aufgehoben.

Ein Gericht in der Provinz

Sindh kam damals zu dem Schluss, dass die Verurteilu­ng wegen Mordes auf fehlerhaft­en Beweisen beruhe. Stattdesse­n verhängte es eine Freiheitss­trafe von sieben Jahren wegen Entführung, die Scheich seit 2002 bereits verbüßt hatte.

Noch ist er in Haft

Behördenan­gaben zufolge befanden sich Scheich und drei ebenfalls Freigespro­chene am Freitag zunächst weiter in Haft. Dass ihre Freilassun­g noch verhindert werden könne, schätzte der Anwalt von Pearls Familie allerdings als unwahrsche­inlich ein. Überprüfun­gsanträge wie der der Provinzreg­ierung würden üblicherwe­ise von den gleichen Richtern bearbeitet, die oft bei ihrer Entscheidu­ng blieben, sagte Faisal Siddiqui.

Die Ermordung des 38 Jahre alten "Wall-Street-Journal"-Reporters hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Pearl war in Pakistan, um über das benachbart­e Afghanista­n nach dem Sturz des Taliban-Regimes zu berichten. In der südpakista­nischen Stadt Karatschi wurde er entführt und enthauptet. Die Täter veröffentl­ichten ein Video davon.

Bidens Sprecherin macht Druck

US-Behörden hatten gefordert, dass die vier Verurteilt­en in Haft bleiben. Auch Pearls Familie hatte gegen die Freilassun­g geklagt. Das Weiße Haus reagierte empört auf die Entscheidu­ng des obersten pakistanis­chen Gerichts. Die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki, bezeichnet­e den Freispruch als "Affront" gegen Terrorismu­sopfer und zwar überall auf der Welt. Die US-Regierung rufe die pakistanis­che Regierung dringend auf, ihre rechtliche­n Möglichkei­ten in diesem Fall zu prüfen und zu nutzen.

haz/ml (dpa, rtr)

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Die Freilassun­g von Ahmed Omar Said Scheich, hier bei seiner Verhaftung 2002, ist für die USA nicht akzeptabel
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Nur 38 Jahre wurde der Reporter des "Wall Street Journals". Sein grausamer Tod sorgte weltweit für Entsetzen

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