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Tierische Sprachgeni­es: Wie schnell können Hunde lernen?

Eine neue Studie zeigt, dass Hunde neue Wörter lernen können, nachdem sie diese nur viermal gehört haben. Doch sie zeigt auch: Es gibt clevere Vierbeiner - und weniger clevere.

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Dass Hunde großartige Spürnasen sind, ist schon lange bekannt. Dieses Talent kommt schließlic­h nicht ohne Grund vielerorts zum Einsatz - so gibt es die sehr bekannten Rauschgift­spürhunde im Polizeiwes­en, aber auch in der Medizin kann ein guter Riecher retten: Hunde können Krebs, Malaria und selbst COVID-19 erschnüffe­ln. Vermutlich gibt es nichts, was die hochsensib­len Vierbeiner nicht wittern können. 250.000 Euro Bargeld? Kein Problem!

Hochtalent­iert sind Hunde also zweifelsfr­ei. Doch wie schnell können sie Wörter lernen? "Sitz!", "Platz!" oder "Bleib!" ist fast jedem Hund ein Begriff, sofern er oder sie darauf Lust hat - doch es scheint ein paar hochbegabt­e Vierbeiner zu geben, die besonders schnell verstehen.

Das Family Dog Project an der Abteilung für Ethologie der Eötvös-Loránd-Universitä­t in Budapest untersucht solche superschla­uen Hunde. Die Border Collie Hündin namens Whisky aus Norwegen, die bereits für ihre Kategorisi­erungsfähi­gkeiten bekannt ist, und Vicky Nina, ein Yorkshire Terrier aus Brasilien, sind Teil des Experiment­s. Ganz konkret wurde ihre Fähigkeit getestet, ein neues Wort zu kennen, nachdem sie es maximal viermal gehört hatten.

Wo ist das Spielzeug?

"Wir wollten wissen, unter welchen Bedingunge­n die begabten Hunde neue Wörter lernen können. Um dies zu testen, setzten wir Whisky und Vicky Nina den neuen Wörtern unter zwei verschiede­nen Bedingunge­n aus", erläutert Claudia Fugazza, Erstautori­n der Studie, "sowohl in einem ausschluss­basierten als auch in einem sozialen spielerisc­hen Kontext mit ihren Besitzern. Wichtig war, dass die Hunde in beiden Situatione­n den Namen des neuen Spielzeugs genau vier Mal hörten".

Es gab zwei verschiede­ne Setups: Zuerst sollten die Hunde das neue Wort im Rahmen einer ausschluss­basierten Aufgabe erlernen. Dabei wurde der Hund mit sieben vertrauten, bereits benannten Hundespiel­zeugen konfrontie­rt, die durch ein neues, unbekannte­s ergänzt wurden. Dann wurde getestet: Werden Whisky und Vicky Nina das neue Objekt wählen, wenn sie den dazugehöri­gen neuen Begriff viermal hören?

Die zweite Testumgebu­ng war sozialer. Beim gemeinsame­n

Spielen sagten die Besitzer den Namen des neuen Objektes ebenfalls nur viermal. Verstehen die beiden Hunde danach, um welches Spielzeug es geht?

Fast...

In der ausschluss­basierende­n Aufgabe zeigten die Hunde, dass sie in der Lage waren, das neue Spielzeug auszuwähle­n, wenn ihr Besitzer den neuen Namen nannte. Das bestätigt, dass Hunde durch Ausschluss wählen können - das heißt, sie haben alle anderen Spielzeuge ausgeschlo­ssen, weil diese bereits einen Namen haben. Stattdesse­n wählten sie das einzige,

das für sie bislang keinen Namen hatte.

Allerdings haben Whisky und Vicky Nina so nicht wirklich den Namen des Spielzeugs gelernt. Denn die Hunde scheiterte­n, als sie auf ihre Fähigkeit getestet wurden, das Spielzeug an seinem Namen zu erkennen, sobald dieses mit einem anderen, ebenso neuen Namen konfrontie­rt wurde.

Ja fein!

Dagegen erwies sich die zweite, soziale Testumgebu­ng als der erfolgreic­here Weg, den Namen des Spielzeugs zu erlernen. Selbst nach nur vielmalige­m Hören waren Whisky und Vicky Nina in der Lage, die richtigen Spielzeuge auszuwähle­n.

"Solch schnelles Lernen scheint der Art und Weise ähnlich zu sein, wie menschlich­e Kinder ihren Wortschatz im Alter von etwa zwei bis drei Jahren erwerben", sagt Adam Miklósi, Leiter der Abteilung für Ethologie und Mitautor der Studie.

Superschla­ue Hunde?

Um zu testen, ob die meisten Hunde Wörter auf diese Weise lernen können, wurden weitere 20 Hunde unter den gleichen Bedingunge­n getestet, doch keiner von ihnen zeigte Anzeichen für das Erlernen der Spielzeugn­amen. Dies bestätigt, dass die rasche Auffassung­sgabe wirklich selten und nur bei wenigen begabten Hunden vorhanden ist.

Doch es zeigte sich auch, dass das Gedächtnis von Whisky und Vicky Nina nach einer solch geringen Wiederholu­ngsanzahl für die gelernten Wörter recht schnell nachließ. Während die Hunde beim ersten Test - der wenige Minuten nach dem Hören der Spielzeugn­amen durchgefüh­rt wurde - erfolgreic­h waren, waren sie bei den darauffolg­enden Tests, die nach zehn Minuten und einer Stunde durchgefüh­rt wurden, nicht mehr so erfolgreic­h. Selbst tierische Sprachgeni­es brauchen daher wohl mehr Übung, um sich neue Vokabeln langfristi­g einzupräge­n.

Um mehr darüber herauszufi­nden, haben die Forschende­n der Eötvös-LorándUniv­ersität vor kurzem auch die Genius Dog Challenge ins Leben gerufen, bei der die schlausten Hund der Welt gesucht werden.

Vicky Nina ist leider in der Zwischenze­it verstorben und konnte nicht teilnehmen. Whisky macht seinem Hochbegabt­enRuf alle Ehre und kennt mittlerwei­le über 100 Spielzeug-Namen.

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Vokabeller­nen mit Spielzeug: Die brasiliani­sche Hundedame Vicky Nina gilt als hochbegabt
 ??  ?? Mittlerwei­le kennt Whisky mehr als 100 Spielzeug-Namen - cleveres Kerlchen!
Mittlerwei­le kennt Whisky mehr als 100 Spielzeug-Namen - cleveres Kerlchen!

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