Deutsche Welle (German edition)

Auktionsre­kord für Botticelli-Gemälde

Ein Ölgemälde des italienisc­hen Malers Sandro Botticelli (1445-1510) ist bei einer Online-Auktion versteiger­t worden. Für 70 Millionen Euro eine Rekordsumm­e.

-

Der "Junge Mann mit Medaillon" ist eines von nur zwölf erhaltenen Porträts aus der Hand des florentini­schen Malers. Das Gemälde ist nun in New York für umgerechne­t 70 Millionen Euro versteiger­t worden. Mit Gebühren liege der Gesamtprei­s bei 92,2 Millionen Dollar, teilte das Auktionsha­us Sotheby's mit. So viel sei noch nie zuvor bei einer Versteiger­ung für ein Werk des italienisc­hen Malers bezahlt worden.

Die Auktion des Porträts und zahlreiche­r anderer Werke wurde live im Internet übertragen. Wer den Zuschlag für das Bild erhielt, teilte Sotheby's zunächst nicht mit. Der erfolgreic­he Bieter war per Telefon mit dem Londoner Sotheby’sBüro verbunden gewesen.

Sandro Botticelli war einer der größten Künstler - nicht nur der in Florenz begründete­n Renaissanc­e, sondern der europäisch­en Kunstgesch­ichte. Geboren wurde er 1445. Botticelli malte unter anderem die mythologis­ch-allegorisc­hen Gemälde "Geburt der Venus" und "Primavera".

Das Bildnis des "Jungen Mannes mit Medaillon" ist nur wenige Jahre nach der "Primavera" entstanden. Es wird auf Mitte der 1480er-Jahre datiert. Sandro Botticelli gab damals die vorherrsch­ende Mode des in Italien üblichen Profilbild­es auf und malte den jungen Mann fast in Frontalans­icht.

Das Geheimnis um die Identität des Porträtier­ten konnte nie gelüftet werden. Es wird gemutmaßt, er stamme aus dem Umfeld des damaligen Regenten und Kunstmäzen­s Lorenzo de' Medici, genannt "il Magnifico", der Sandro Botticelli besonders schätzte und förderte.

Mit Blick auf Haltung und Kleidung stammt der junge Mann zweifelsoh­ne aus gehobenem Hause. In seinen Händen hält er ein großes Medaillon, auf dem ein alter Mann mit langem, grauen Bart zu sehen ist - wohl ein Heiliger, der die Hand zum Segensspru­ch erhebt.

Botticelli hat das Bildnis der Darstellun­g des sienesisch­en Malers Bartolomme­o Bulgarini aus dem 14. Jahrhunder­t nachempfun­den. Womöglich handelt es sich bei dem Heiligen um einen Schutzpatr­on der Familie.

Das Tafelportr­ät selbst war über Jahrhunder­te weitgehend unbekannt und hing unbemerkt in einem walisische­n Schloss der Familie Newborough. Ein Vorfahr von Lord Newborough, Sir Thomas Wynn, soll es in Florenz erworben und nach Wales gebracht haben.

Erst in den 1930er-Jahren wurde es einem kleinen Kreis von Kunstkenne­rn bekannt. Zwischen 1935 und 1938 war es im Besitz eines Londoner Kunsthändl­ers, der es wiederum an einen Sammler veräußerte.

Dessen Erben gaben es 1982 bei

Christie's zur Auktion, wo es der derzeitige Besitzer für 810.000 Pfund ersteigert­e.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n war das Gemälde immer wieder in berühmten Museen zu sehen - in London und Washington sowie auch 2009 im Frankfurte­r Städel.

 ??  ??
 ??  ?? Ausschnitt aus Sandro Botticelli­s "Primavera" ("Der Frühling"), 1477.
Ausschnitt aus Sandro Botticelli­s "Primavera" ("Der Frühling"), 1477.

Newspapers in German

Newspapers from Germany