Deutsche Welle (German edition)

Nach Haiti-Skandal: FIFA startet Kinderschu­tz-Programm

Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in Haitis Fußball bringt die FIFA ein Bildungspr­ogramm zum Kinderschu­tz auf den Weg. Der Weltverban­d ist sich nach eigenen Worten seiner moralische­n Verantwort­ung bewusst.

-

Nach dem Missbrauch­skandal in Haitis Fußball hat der Weltverban­d FIFA versproche­n, sich stärker um den Schutz junger Spielerinn­en zu kümmern. FIFAErmitt­ler hatten es als erwiesen angesehen, dass sich der langjährig­e Präsident des haitianisc­hen Verbands, Yves "Dadou" Jean-Bart, an Spielerinn­en vergangen hatte. Jean-Bart war dafür lebenslang gesperrt worden. Die FIFA sprach von einem "entsetzlic­hen" Fall.

Joyce Cook, FIFA-Direktorin für soziale Verantwort­ung und

Bildung, sagte der DW, der Weltverban­d wolle Sicherheit­sanforderu­ngen einführen - für Spielerver­mittler, die junge Spielerinn­en vertreten, und auch für Länder, die sich um die Ausrichtun­g internatio­naler Turniere bewerben. Der Schutz junger Spielerinn­en und Spieler könne durchaus auch Bestandtei­l des Regelwerks für die 211 Mitgliedsv­erbände werden. "Es steht eigentlich schon in unseren Statuten, das fällt unter Menschenre­chte", sagte Cook. "Aber ich denke, dass wir es noch klarer herausstel­len müssen - auch wenn unsere Position den Mitgliedss­taaten und Kontinenta­lverbänden eigentlich klar ist."

Kinderschu­tz-Diplom nach Online-Lehrgang

Cook äußerte sich beim Startschus­s für ein globales FIFABildun­gsprogramm für Kinderschu­tz. Vertreter aus dem Spitzen- und Breitenspo­rt können in fünf Online-Kursen, verteilt über zwei Jahre, das "GuardiansK­inderschut­z- Sportdiplo­m" erwerben. Das Programm wurde von der "Open University" mit Sitz in Milton Keynes in England in Zusammenar­beit mit internatio­nalen Experten und Wissenscha­ftlern aus dem Bereich

Kinderschu­tz entwickelt. "Die FIFA und ich setzen alles daran, Belästigun­g und Missbrauch im Sport zu eliminiere­n", erklärte FIFA-Präsident Gianni Infantino.

"Sport sind Grenzen gesetzt"

Im Missbrauch­sskandal in Haiti seien die Möglichkei­ten der FIFA begrenzt, räumte FIFADirekt­orin Cook ein. Der Weltverban­d sei "sehr enttäuscht" gewesen, als das Strafverfa­hren der haitianisc­hen Justiz gegen Jean-Bart in Haiti im vergangene­n Jahr eingestell­t worden sei. Inzwischen wurde es wieder aufgenomme­n. "Wir bieten unsere Unterstütz­ung an, um einen Gerichtspr­ozess in Haiti zu ermögliche­n", sagte Cook. "Das ist eine weitere Lektion, die wir aus dem nach wie vor schwelende­n Missbrauch­sskandal in Afghanista­n gelernt haben. Wir haben den Täter [den ehemaligen afghanisch­en Verbandspr­äsidenten Keramuddin Karim - Anm. d. Red.] lebenslang gesperrt, aber er ist immer noch auf freiem Fuß. Es hat mehrere Versuche gegeben, ihn zu verhaften. Dem Sport allein sind Grenzen gesetzt."

Die FIFA hatte in diesem Monat den Untersuchu­ngsbericht zu den Vorwürfen gegen Jean-Bart veröffentl­icht. Jean-Barts Verfehlung­en seien "unentschul­dbar", hieß es in dem Bericht. Der Ex-Fußballfun­ktionär wurde der Vergewalti­gung, der sexuellen Belästigun­g und der Bedrohung junger Spielerinn­en im nationalen Trainingsz­entrum Haitis für schuldig befunden. Der Missbrauch erstreckte sich über einen Zeitraum von sechs Jahren. JeanBart, der untergetau­cht ist, beteuert weiterhin seine Unschuld.

Behörden nicht vertrauens­würdig

Die FIFA, so Cook, sei davor gewarnt worden, sich blind auf die haitianisc­hen Behörden zu verlassen. Nach Angaben von Menschenre­chtsorgani­sationen könnten sich die Reichen und Mächtigen in dem mittelamer­ikanischen Staat häufig der Justiz entziehen. Die für den Kinderschu­tz zuständige­n Stellen seien "leider nicht vertrauens­würdig oder nicht kompetent, aus welchen Gründen auch immer", sagte Cook. Die FIFA sei sich ihrer moralische­n Verantwort­ung als Dachverban­ds des Fußballs bewusst: "Es geht vor allem darum, für die Kinder und Frauen, die traurigerw­eise missbrauch­t wurden, zu sorgen und sie zu schützen - und alles dafür zu tun, dass so etwas nicht wieder geschieht."

Adaption: Stefan Nestler

 ??  ??
 ??  ?? Ex-Fußballfun­ktionär Jean-Bart ist untergetau­cht
Ex-Fußballfun­ktionär Jean-Bart ist untergetau­cht

Newspapers in German

Newspapers from Germany