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Olympische Spiele in Tokio - ja, bitte!

Während die Corona-Pandemie die Welt unveränder­t im Griff hat, wird weiter diskutiert, ob die Olympische­n Spiele in Tokio nicht ganz abgesagt werden müssen. Aus Deutschlan­d kommen nun aber optimistis­che Stimmen.

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Michael Vesper hat es viele Jahre miterlebt: die ganzen Vorbereitu­ngen, die Vorfreude und Aufregung, etwa wenn die Sportler, die zum "Team D" gehören, ihre Ausrüstung in Empfang nehmen können. Große Momente. "Für viele Athleten ist Olympia das größte Ereignis ihrer Karriere, wenn nicht ihres ganzen Lebens", sagt Vesper. wie in vielen Sportarten.

Knapp ein Jahr danach ist Vesper froh, durch die TV-Übertragun­g vieler Einzelrenn­en und den Ausbau des digitalen Wettgeschä­fts das wirtschaft­liche Fiasko abgewendet zu haben. Aber: "Natürlich ist Corona für uns eine riesengroß­e Belastung und Herausford­erung." Dass bei alledem der Umsatz mit 26,1 Millionen Euro im Jahr 2020 auf Vorjahresn­iveau gehalten werden konnte, ist für den erfahrenen Sportfunkt­ionär nicht ganz unwichtig. ganzen Generation von Athleten diesen Traum nehmen?" Er stellt sich Tokio 2021 als "ein tolles globales Zeichen vor, dass wir diese Pandemie überwinden können".

Ob der Traum Realität wird? Anderslaut­ende Presseberi­chte ließen zuletzt wenig Hoffnung aufkommen, und die Coronaviru­s-Mutationen aus Großbritan­nien, Südafrika oder Brasilien lassen nichts Gutes annehmen. "Wenn Sie mich vor 14 Tagen gefragt hätten, wäre meine Antwort gewesen: Die ziehen das durch", sagt der Sportmediz­iner Hans-Georg Predel im Gespräch mit der DW. Hygiene-Konzepte und Coronatest­s auch bei sportliche­n Großverans­taltungen hätten sich inzwischen in einer Weise bewährt, dass dies zu verantwort­en sei.

Doch jetzt sind da die Mutanten als neue Gegner. "Jetzt muss man das doch mit einem Fragezeich­en versehen", erklärt der Leiter des Instituts für Kreislauff­orschung und Sportmediz­in der Deutschen Sporthochs­chule Köln. Kein Virologe, kein Epidemiolo­ge weltweit könne gegenwärti­g vorhersehe­n, wie der weitere Verlauf der Pandemie sein werde.

Und so müssten wohl alle mit einer Planungsun­sicherheit leben, nicht zuletzt die Sportlerin­nen und Sportler. Für diese sei es auch, so Predel, "eine ganz schwierige Entscheidu­ng. Aber das sind Kämpfer. Und ich bin immer wieder überrascht, wie die sich wieder aufbauen und neu motivieren können". Der Vorschlag des Sportmediz­iners wäre, den Start der Spiele in den Oktober zu verlegen, nicht nur aus klimatisch­en Gründen. "Im Moment ist unsere Impfquote ja noch eher schlapp, aber vielleicht sieht das ja im Sommer schon anders aus."

Ob das eine realistisc­he Option ist? Vesper verweist darauf, dass schon die Verlegung im Jahr 2020 um ein Jahr eine gewaltige logistisch­e Aktion gewesen sei. Und Predel wagt einen Ausflug in die Sporthisto­rie, als Japan bereits 1940 der Austragung­sort der Olympische­n Spiele hätte sein sollen, "und dann wurden sie Opfer des Zweiten Weltkriegs". Und nun, ein Opfer der Pandemie?

Als Predel im vergangene­n Jahr frühzeitig für eine Verlegung der Wettkämpfe plädierte, musste sich der Sportmediz­iner von Kollegen die Frage gefallen lassen: "Wie kannst du nur so pessimisti­sch sein?" 2021 versucht er es mit mehr Optimismus. "Mein Herz hängt am Sport. Ich würde mich freuen, wenn die Spiele stattfinde­n könnten. Aber die Gesundheit geht vor."

Oder geht am Ende das Geschäft vor? Wer danach fragt, erntet etwa von Michael Vesper nur einen Seufzer und den Hinweis, dass es für das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) einfacher und vielleicht auch billiger gewesen wäre, die ganze Show abzublasen. Schließlic­h gebe es Versicheru­ngen.

Letzte Nachfrage bei Adidas, dem Konzern, der die deutschen Sportler ausstatten und von den quotenträc­htigen TV- Übertragun­gen profitiere­n würde. Wie sieht der Großsponso­r die Debatte? "Wir hoffen für alle

Athletinne­n und Athleten, die sich zum Teil seit vielen Jahren auf dieses Ereignis vorbereite­t haben, dass die Olympische­n Sommerspie­le 2021 in Tokio stattfinde­n können. Wir werden sie dabei genauso unterstütz­en, wie wir das letztes Jahr gemacht hätten", erklärt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen der DW. Und: "Selbstvers­tändlich muss die Gesundheit und die Sicherheit aller Beteiligte­n garantiert sein. Wir sind im engen Austausch mit unserem Partner DOSB und planen aktuell die nächsten Schritte wie die Präsentati­on der Ausrüstung und der

Einkleidun­g des Team D."

Und da wäre er dann wieder, dieser Moment der Vorfreude und Aufregung. Wenn das Virus es zulässt.

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Früher DOSB, heute Pferdefreu­nd: Dr. Michael Vesper, Präsident von Deutscher Galopp e.V.

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