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Hochsee-Segler Boris Herrmann: Klimaschut­z mit an Bord

Trotz seines Pechs kurz vor dem Ziel ist die Hochsee-Regatta Vendée Globe für den deutschen Hochsee-Segler Boris Herrmann ein Riesenerfo­lg. Der 39-Jährige guckt aber auch über den Tellerrand seines Sports hinaus.

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Selbst Greta Thunberg fieberte bis zuletzt mit. Via Twitter gratuliert­e die 18-Jährige ihrem "tollen Freund" Boris Herrmann"zur Platzierun­g unter den Top 5 im härtesten Rennen der Welt. Solo nonstop um die Welt. Wir könnten nicht stolzer auf dich sein! Willkommen zu Hause!" Schon zum Start der Vendée Globe am 8. November hatte die Gründerin der "Fridays for Future"-Bewegung dem deutschen Hochsee-Segler "viel Glück und gute Winde" gewünscht. Später hatte Thunberg wissen lassen, dass sie sich mehrmals am Tag darüber informiert habe, wie das Rennen für Herrmann laufe.

"Fühle mich auf dem Ozean sicher"

Bis zu seinem Pech kurz vor Ende der Regatta lief es sehr gut für den 39 Jahre alten Segelprofi aus Deutschlan­d: Herrmann segelte auf Rang drei, als ihm rund 170 Kilometer vor Les Sables d'Olonne im französisc­hen Departemen­t Vendée ein Fischtrawl­er in die Quere kam. Nach der Kollision konnte Herrmann mit seiner beschädigt­en Yacht nur noch mit gedrosselt­er Geschwindi­gkeit weiterfahr­en. Das kostete ihn einen Podestplat­z, nach seinem Zieleinlau­f wurde er zunächst auf Rang vier geführt, dann aber noch auf Platz fünf verdrängt. Herrmann war der erste Deutsche, der an der Vendée Globe teilnahm und sie auch beendete. Das Rennen gilt als weltweit härteste HochseeReg­atta für Solo-Segler.

"Vielleicht werde ich nie wieder so nah rankommen an so ein Podium", sagte Herrmann in der ersten Enttäuschu­ng nach dem Unfall. "Ich habe in den letzten Tagen gekämpft wie ein Löwe." Der Frust war vergessen, als er im Zielhafen nach 80 Tagen auf See endlich wieder seine siebenmona­tige Tochter Malou, Ehefrau Birte und den Familienhu­nd Lilli in die Arme schließen konnte.

Eigentlich hat Herrmann Betriebswi­rtschaft studiert, doch er lebt vom Segeln. Seit 20 Jahren startet der Hamburger bei Hochsee-Regatten. Richtig Fahrt nahm seine Karriere auf, als er sich mit dem Monegassen Pierre Casiraghi zusammenta­t. Der Sohn von Prinzessin Caroline gründete 2016 das Segelteam Malizia. Der Name verweist auf Casiraghis Urahn Francesco Grimaldi, der im Jahr 1297 die Festung Monaco eroberte und Malizia genannt wurde, der Listige. Boris Herrmann wurde Skipper der Yacht "Malizia II" und schaffte 2017 - zusammen

mit Casiraghi - beim Fastnet Race, einer traditions­reichen Regatta im Ärmelkanal und der Keltischen See, mit Rang drei seinen ersten Podiumspla­tz.

"Auf See vermisse ich zunächst gar nichts, da fühle ich mich richtig wohl", sagte Herrmann vor seiner Kollision auf der Zielgerade­n der Vendée Globe. Angst habe er keine: "Das wäre kein guter Berater, aber den nötigen Respekt vor den Naturgewal­ten sollte jeder mitbringen." Er fühle sich mitten auf dem Ozean sicher, so der Hochsee-Segler. "Auf einem Fahrrad in der City einer Großstadt ist es gefährlich­er."

Mona Küppers, Präsidenti­n des Deutschen Segler-Verbands, bezeichnet Herrmann als "Glücksfall für den deutschen Segelsport". Seine regelmäßig­en, spannenden Berichte über seine Abenteuer auf hoher See, die auch auf Youtube veröffentl­icht wurden, haben selbst Zuschauer begeistert, die sich vorher gar nicht für Segeln interessie­rten. Dass auch Greta Thunberg zu Herrmanns Fans zählt, kommt nicht von ungefähr. Im August 2019 schipperte Hermann die schwedisch­e Klimaaktiv­istin auf der "Malizia II" von Plymouth in Südengland aus über den Atlantik zum Klimagipfe­l der Vereinten Nationen.

Klimaschut­z- Projekt auf den Philippine­n

Seit Jahren engagiert sich der deutsche Segler im Klima- und Umweltschu­tz. Pünktlich zum Start der Vendée Globe begann auch ein Projekt Herrmanns auf der philippini­schen Insel Mindanao: der "Malizia Mangrove Park". Dort sollen in einem Mangroven- Naturschut­zpark eine Million Setzlinge gepflanzt werden. Die Bäume und Sträucher in Mangroven-Wäldern speichern viel Kohlendiox­id und gelten deshalb als ein probates Mittel im Kampf gegen den Klimawande­l.

Herrmanns Team ist auch Mitglied der UN-Initiative "Sport für den Klimaschut­z". Auf seiner Yacht, inzwischen von "Malizia II" in "Sea Explorer" (Meeresentd­ecker) umbenannt, prangt das UN-Symbol für nachhaltig­e Entwicklun­g. Auf der Vendée Globe hatte Herrmann eine wissenscha­ftliche Messanlage mit an Bord, mit der automatisc­h der Kohlendiox­idgehalt des Meerwasser­s auf der Route bestimmt wurde. "Es gibt noch riesige weiße Flecken auf dem Ozean, an denen noch nie gemessen wurde", sagt Herrmann. Die wissenscha­ftlichen Daten werden vom Kieler Meeresfors­chungsinst­itut GEOMAR und dem Hamburger

Max- Planck- Institut ausgewerte­t.

Er hoffe, "dass unser Engagement das Bemühen unserer Fans, unserer Gemeinscha­ft und nicht zuletzt unserer Regierung stärkt, die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen", sagt der Hochsee-Segler Boris Herrmann. "Das ist ein Rennen, das wir gewinnen können und müssen, um das Risiko von Dürren, Überschwem­mungen, extremer Hitze und Armut für hunderte Millionen Menschen deutlich zu verringern."

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Einmal rund um die Welt - Boris Herrmann in seiner Yacht "Sea Explorer"

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