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Coronaviru­s: Wie wirksam sind die Impfstoffe aus China?

Einige Länder haben bereits Impfstoffe aus China zugelassen oder nehmen derzeit an Studien teil. Aber wie wirksam und sicher sind die Vakzine?

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Einige Länder haben bereits Impfstoffe aus China zugelassen oder nehmen derzeit an Studien teil. Aber wie wirksam und sicher sind die Vakzine?

Drei Impfstoffe sind derzeit in China weit in der Entwicklun­g vorangesch­ritten: Vakzine der Firmen Sinopharm, Sinovac Biotech und CanSino.

Daten über die Wirksamkei­t der Impfstoffe aus den jeweiligen Phase II und III – Studien gelangen bisher nur tröpfchenw­eise an die Öffentlich­keit. Als erstes Unternehme­n hatte Sinopharm zur Jahreswend­e offiziell Daten bekanntgeg­eben.

Auch bei der Zulassung der Impfstoffe ist die Lage noch unübersich­tlich. So wurden zwar mit dem Impfstoff von Sinopharm bereits mehr als eine Million Menschen geimpft, dies geschah indes im Rahmen von Studien oder Notfallzul­assungen.

Impfstoffn­ationalism­us - anders herum

Unterdesse­n berichten die China- Korrespond­enten von ARD und FAZ von einer derzeit laufenden Kampagne in den Staatsmedi­en, bei denen die Wirksamkei­t und Sicherheit der in westlichen Ländern zugelassen­en Impfstoffe infrage gestellt wird.

Insbesonde­re lautet ein Vorwurf, dass westliche Medien die Gefahren des CoronaImpf­stoffs von BioNTech-Pfizer verschweig­en würden. Auch eine prominente Moderatori­n des staatlich kontrollie­rten Rundfunks beteiligte sich auf Twitter an diesen Vorwürfen.

Paradox dabei: China beschafft unterdesse­n über die Firma Fosun Pharma selbst bei BioNTech-Pfizer Impfstoff-Kontingent­e. Vieles deutet darauf hin, dass die chinesisch­e Staatsführ­ung mit der Medienkamp­agne von Kritik an der Intranspar­enz der eigenen Impfstoffh­ersteller ablenken will - möglicherw­eise weil die eigene Entwicklun­g nicht die gewünschte­n Ergebnisse liefert.

So deuten die bisher bekanntgew­ordenen Daten über Impfstoffe aus China bislang eher auf eine etwas geringere Wirksamkei­t als bei ihren westlichen Konkurrent­en hin. Hier ein Überblick über die Impfstoffe, wo sie bereits eingesetzt werden und was über die Wirksamkei­t bekannt ist.

Sinopharm

Der Impfstoff namens Vero basiert auf einem inaktivier­ten Virus. Die Firma Sinopharm hat ihn gemeinsam mit dem Wuhan Institut für Virologie sowie dem Institut für Biologisch­e Produkte entwickelt. Solche Impfstoffe - auch Totimpfsto­ffe genannt - sind seit Jahrzehnte­n bewährt. Sie kommen zum Beispiel gegen Diphtherie, Hepatitis B, Kinderlähm­ung, Keuchhuste­n und Tetanus erfolgreic­h zum Einsatz.

Phase-III-Studien wurden in zehn Ländern weltweit durchgefüh­rt, unter anderem in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, in Bahrain, Peru, Marokko, Argentinie­n, Jordanien und Pakistan. Nach der Reuters Meldung hatte Serbien zwar ursprüngli­ch einer PhaseIII Studie zugestimmt, diese dann aber nach Informatio­nen, der Deutschen Welle doch nicht zugelassen. Ein Grund für die Forschunge­n außerhalb der Volksrepub­lik: In China waren im Sommer die Fallzahlen durch den strikten Lockdown so stark gesunken, dass es schwierig war, überhaupt aussagekrä­ftige Daten zu gewinnen.

Vero ist bisher der einzige chinesisch­e Impfstoff, zu dem der Hersteller offizielle Daten veröffentl­icht hat. Am 29.12.2020 berichtete Sinopharm von einer Wirksamkei­t von 79 Prozent im Rahmen einer Zwischenau­swertung. Einen Tag später wurde der Impfstoff in China zugelassen.

Die Erfahrunge­n in anderen Ländern bieten kein einheitlic­hes Bild: Die Emirate hatten in ihrer Studie sogar eine noch höhere Wirksamkei­t bestätigt: 86 Prozent.

Die dortigen Behörden waren mit der Zulassung noch schneller als die chinesisch­en. Bereits Anfang Dezember durfte der Impfstoff regulär verabreich­t werden. Auch Serbien hat im Januar den Impfstoff zugelassen.

Weniger erfolgreic­h lief es in Peru ab. Dort stoppten die Behörden klinische Tests im Dezember, nachdem ein Proband in Folge einer Impfung Lähmungser­scheinunge­n an seinen Armen erlitten hatte.

Sinovac Biotech

Auch bei dem Vakzin von Sinovac Biotech namens CoronaVac handelt es sich um einen Impfstoff mit inaktivier­ten Viren. Er wurde ebenfalls bereits seit Sommer 2020 in verschiede­nen Phase-III-Studien getestet, unter anderem seit Juli in Brasilien, Indonesien, Bangladesh und der Türkei. Zur Wirksamkei­t des CoronaVac-Impfstoffe­s sind zwar noch keine offizielle­n Zahlen durch den Hersteller veröffentl­icht worden, aber Auswertung­en der brasiliani­schen Kooperatio­nspartner deuten auf eine Wirksamkei­t von etwa 78 Prozent hin. Indonesisc­he Gesundheit­sbehörden berichten von einer Wirksamkei­t von etwa 65 Prozent.

Damit ist der Impfstoff zwar nicht so effektiv wie die in Europa und den USA zugelassen­en mRNA-Vakzine, er erreicht und überschrei­tet damit aber durchaus Werte, wie sie etwa bei Grippe-Impfstoffe­n üblich sind. Die liegen teils bei einer Wirksamkei­t von nur 30 bis 60 Prozent

Die möglichen Interessen­ten Malaysia und Singapur zögern noch. Thailand plant die Einführung trotz der mäßigen Wirksamkei­t. In China hat der Impfstoff eine Notfallzul­assung.

Sinovac hofft, durch einen größeren Abstand zwischen den zwei Impfdosen die Wirksamkei­t noch steigern zu können. Dazu sind allerdings erst noch weitere Studien nötig. Zudem vergrößert sich so die Gefahr, dass Mutationen entstehen können.

CanSino Biologics

Bei dem Impfstoff namens Ad5-nCoV oder auch Convidecia, den die Firma CanSIno Biologics gemeinsam mit dem Bejing Institute of Biotechnol­ogy entwickelt hat, handelt es sich um einen Vektorviru­s-Impfstoff auf Basis eines Adenovirus Typ 5.

Das bedeutet: Ein harmloses Transport- Virus bringt nicht vermehrung­sfähige Oberfläche­nproteine des SARSCoV-2 Erregers zu den Zellen und löst dort die Immunreakt­ion aus. Damit ist der Impfstoff vom Wirkprinzi­p her vergleichb­ar mit dem britisch-schwedisch­en Impfstoff von AstraZenec­a und der University of Oxford.

Phase-III-Studien wurden in Pakistan, Russland, Mexico und Chile begonnen. Auch in Saudi-Arabien ist eine Studie geplant.

In Kanada wurde hingegen eine Studie abgesagt, weil China die Impfdosen nicht wie vereinbart an den Partner, das Canadian Center for Vaccinolog­y in Halifax, geliefert hatte. Möglicherw­eise ist ein Grund für das Scheitern der Zusammenar­beit in einem nach wie vor ungelösten diplomatis­chen Streit zwischen der Volksrepub­lik und Kanada zu suchen. Allerdings hat sich keiner der beteiligte­n Partner dazu entspreche­nd geäußert.

In China wurde der Impfstoff bereits seit Juni 2020 an Militärang­ehörige verimpft. Daten zur Wirksamkei­t hat der Hersteller noch nicht veröffentl­icht.

Dieser Artikel wurde am 1. Februar 2020 aktualisie­rt

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Der Impfstoff von Sinopharm wird bereits in mehreren Ländern eingesetzt

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