Deutsche Welle (German edition)

Bundeswehr: Schnelle Corona-Hilfe für Portugal

In Deutschlan­d sinken die Corona-Infektions­zahlen, in Portugal schießen sie in die Höhe. Die Bundesregi­erung schickt jetzt Ärzte, Pfleger und Ausrüstung.

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Lange Zeit galt Portugal als ein Land, das wie Deutschlan­d relativ gut durch die Pandemie gekommen war. Das hat sich seit Herbst dramatisch geändert. Fast alle der landesweit rund 900 Intensivbe­tten für Covid19Pat­ienten sind schon belegt, das Land ist weitgehend abgeriegel­t. Schon in der vergangene­n Woche sandte die Regierung in Lissabon deshalb einen Hilferuf an Deutschlan­d und bat Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) um Hilfe. Daraufhin hatte das

Verteidigu­ngsministe­rium zunächst ein Erkundungs­team geschickt, um zu prüfen, welche Hilfe genau benötigt werden. Dem Team soll dann von schrecklic­hen Zuständen vor allem in den Kliniken in Portugal berichtet worden sein.

Schon am Sonntag hatte ein Bundeswehr-Sprecher verkündet, dass es sowohl personelle als auch materielle Hilfe geben soll; über den genauen Umfang konnte er noch keine Angaben machen. Am Montag ergänzte die Sprecherin des Verteidigu­ngsministe­riums, Christina Routsi, in Berlin, die Regierung habe am Morgen über mögliche Hilfen beraten und werde die Ergebnisse dem Bundestag zuleiten. Am Abend noch werde sich die Regierung offiziell äußern. Routsi ergänzte aber: "Die Bundeswehr hat ja in der Vergangenh­eit in der Corona-Hilfe während der ersten Welle andere Länder unterstütz­t, das kann ich Ihnen grundsätzl­ich sagen." Dass Deutschlan­d Portugal gar nicht hilft, scheint also ausgeschlo­ssen. Aber Einsätze der Bundeswehr im Ausland sind Sache des Parlaments. Und das wacht auch dann mit Argusaugen über seine Zuständigk­eit, wenn es um Hilfseinsä­tze geht - so wie bei dem jetzt angedachte­n.

Bei den Neu-Infektione­n zählt Portugal mittlerwei­le zu den am stärksten betroffene­n Ländern weltweit. Während in Deutschlan­d die Zahl der neuen

Ansteckung­en innerhalb von sieben Tagen bei 100 000 Einwohnern unter 100 sank - auch als Folge der harten Beschränku­ngen, kletterte der gleiche Wert in Portugal auf über 800. Besonders die neuen, offenbar weitaus ansteckend­eren Virus-Mutationen treten dort immer häufiger auf. Die Folge: Allein im Januar ist in Portugal die Hälfte aller Menschen gestorben, die insgesamt seit dem Ausbruch der Pandemie durch das Virus ums Leben gekommen sind.

Am Freitag hatte die deutsche Bundesregi­erung deshalb für Bürger aus Portugal, aber auch aus den ebenfalls stark von den Corona-Mutationen betroffene­n Ländern Irland, Großbritan­nien, Südafrika und Brasilien weitgehend­e Einreisest­opps verhängt. Die sollen zunächst bis zum 17. Februar gelten.

Nach Medienberi­chten ist jetzt geplant, dass die Bundeswehr schon zu Wochenbegi­nn 27 Ärzte und Sanitäter in das südeuropäi­sche Land schicken wird. Die Helfer sollen drei Wochen dort bleiben. An Material wollen die Deutschen vor allem Feldbetten und Beatmungsg­eräte entsenden. Offenbar zunächst nicht geplant ist es, schwerkran­ke Patienten aus Portugal auszuflieg­en. Das wiederum will Österreich tun. Kanzler Sebastian Kurz hatte am Sonntag gesagt: "Es ist ein Gebot der europäisch­en Solidaritä­t, rasch und unbürokrat­isch zu helfen, um Menschenle­ben zu retten."

Die Bundeswehr ist seit Beginn der Pandemie im Inund Ausland stark bei der Corona-Bekämpfung engagiert. Zuletzt halfen allein in Baden

Württember­g rund 900 Soldaten in den Gesundheit­sämtern bei der Kontaktnac­hverfolgun­g von Infizierte­n. Deshalb sagte die Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Eva Högl (SPD), jetzt in einem Interview in der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung": "Wenn irgendetwa­s gut läuft seit fast einem Jahr, dann ist das die Corona-Hilfe durch die Bundeswehr."

Ende März vergangene­n Jahres, auf dem Höhepunkt der Pandemie in Italien, hatte ein Rettungsfl­ieger der deutschen Luftwaffe sechs schwerkran­ke Corona-Patienten aus

Italien nach Deutschlan­d gebracht. Insgesamt unterstütz­en im Inland rund 10 000 Soldaten die Bekämpfung der Pandemie, zuletzt zum Beispiel beim Aufbau und Betrieb der rund 400 Impfzentre­n. In den Alten- und Pflegeheim­en helfen bundesweit zurzeit rund 3100 Soldaten bei der Impfung vor allem alter Menschen, wie die Regierung am Montag mitteilte. Theoretisc­h könnten bis zu 20.000 Soldaten zur Pandemie-Bekämpfung abkommandi­ert werden – ein Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöp­ft ist.

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Corona bringt das portugiesi­sche Gesundheit­swesen an den Rand des Zusammenbr­uchs. Die Bundeswehr soll helfen
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Im März flog die Bundeswehr Corona-Patienten aus Italien zur Behandlung nach Deutschlan­d

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