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Westen kritisiert hartes Urteil gegen Nawalny

Die mehrjährig­e Haftstrafe gegen den Kremlkriti­ker Alexej Nawalny ist in westlichen Ländern auf scharfe Kritik gestoßen. Mehrere Minister forderten seine sofortige Freilassun­g.

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Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas hat das Vorgehen der russischen Justiz gerügt. "Das Urteil gegen Alexej Nawalny ist ein herber Schlag gegen fest verbriefte Freiheitsr­echte & Rechtsstaa­tlichkeit in Russland", schrieb der Minister auf Twitter. Der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte habe das Verfahren bereits 2017 als willkürlic­h kritisiert. "Alexej Nawalny muss unverzügli­ch freigelass­en werden", forderte Maas.

Ein Gericht in Moskau hatte kurz zuvor entschiede­n, dass Nawalny eine bereits verhängte dreieinhal­bjährige Bewährungs­strafe nun in einer Strafkolon­ie ableisten müsse. Ein früherer Hausarrest wird von der Zeit abgezogen, womit etwa zwei Jahre und acht Monate Haft übrigbleib­en.

Raab verlangt auch Freilassun­g von Demonstran­ten

Auch Großbritan­nien forderte unmittelba­r nach dem Urteil die sofortige und bedingungs­lose Freilassun­g Nawalnys. Auch alle friedliche­n Demonstran­ten und Journalist­en, die in den vergangene­n zwei Wochen festgenomm­en wurden, müssten freikommen, forderte Außenminis­ter Dominic Raab. "Das perverse Urteil von heute zielt eher auf das Opfer eines Giftanschl­ags als auf die dafür Verantwort­lichen", unterstric­h Raab. "Dies zeigt, dass Russland die grundlegen­dsten Verpflicht­ungen nicht erfüllt, die von jedem verantwort­ungsvollen Mitglied der internatio­nalen Gemeinscha­ft erwartet werden."

Großbritan­nien hat in diesem Jahr den Vorsitz der G7-Gruppe der größten Industries­taaten inne.

Der EU- Außenbeauf­tragte Josep Borrell bezeichnet­e die Verurteilu­ng Nawalnys als Verstoß gegen die internatio­nalen Verpflicht­ungen Russlands in Bezug auf die Rechtsstaa­tlichkeit und die Grundfreih­eiten. Die Entscheidu­ng des Moskauer Gerichts widersprec­he einem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte, der das Vorgehen gegen Nawalny als willkürlic­h und unangemess­en bewertet habe, schrieb Borrell. Nawalny müsse sofort freigelass­en werden.

Die USA zeigten sich ebenfalls zutiefst besorgt über das Urteil und forderten ebenfalls die Freilassun­g Nawalnys. Die Regierung in Washington werde sich eng mit ihren Verbündete­n absprechen, um Russland zur Verantwort­ung zu ziehen, erklärte Außenminis­ter Antony Blinken.

Ebenfalls deutliche Kritik übte die deutsche Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Sie erklärte: "Erst Nawalny vergiften und ihn dann ins Gefängnis stecken, weil er im Koma liegend Bewährungs­auflagen nicht erfüllt? Zynismus pur", schrieb die CDU-Politikeri­n auf Twitter. Sie versah ihre Kritik mit dem Hashtag "#FreeNavaln­y".

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Die Außenminis­ter Heiko Maas und Dominic Raab bei einem Treffen im September

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