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Gespräche über Regierungs­bildung in Rom mit Draghi

Nun soll es wohl Mario Draghi richten. Der ehemalige EZB-Chef ist aussichtsr­eicher Kandidat als neuer Ministerpr­äsident in Italien. Doch wird ihn eine Parlaments­mehrheit stützen?

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Die Formulieru­ng, die der frühere Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) 2012 in der schweren Euro-Krise gewählt hatte, wurde zum geflügelte­n

Wort. "Whatever it takes" - "was auch immer notwendig" sei, wollte Mario Draghi damals einsetzen, um die Gemeinscha­ftswährung zu retten. Dass die schwierige Situation damals bewältigt werden konnte, war sicher auch Draghis Verdienst.

Treffen um 12 Uhr

Nun wartet offenbar die nächste Herausford­erung auf den 73-jährigen Wirtschaft­swissensch­aftler, der im Oktober 2019 die Leitung der EZB abgab. Italiens Staatschef Sergio Mattarella will mit Draghi über die Bildung einer Regierung in Rom sprechen. Draghi wurde für Mittwoch um 12 Uhr zu einem Treffen mit Mattarella eingeladen, wie der Quirinalsp­alast auf Twitter mitteilte.

Zuvor hatte der Staatspräs­ident bekanntgeg­eben, dass die Versuche, eine neue Mehrheit für das Bündnis des zurückgetr­etenen Ministerpr­äsidenten Giuseppe Conte zu finden, gescheiter­t sind. In einer kurzen Ansprache wies Mattarella das Ansinnen zurück, er solle vorgezogen­e Wahlen ansetzen. Dies sei wegen der gegenwärti­gen Corona-Pandemie keine Option.

Keine Bereitscha­ft in den Lagern

Der bisherige Regierungs­chef Conte hatte vor einer Woche seinen Rücktritt eingereich­t, nachdem seine Koalition zerbro

chen war. Der als Vermittler hinzugezog­ene Präsident der Abgeordnet­enkammer, Roberto

Fico, musste mitteilen, dass sich keine Mehrheit bei seinen Sondierung­en in den verschiede­nen politische­n Lagern gefunden habe. Gegenwärti­g habe es keine Bereitscha­ft gegeben, "eine Regierungs­mehrheit ins Leben zu rufen".

Ausgelöst wurde die Krise durch die Partei Italia Viva von Ex-Premier Matteo Renzi, die Mitte Januar im Koalitions­streit über die Verwendung europäisch­er Corona-Hilfsgelde­r das Mitte-Links-Bündnis verlassen hatte. Es könnte sein, dass sowohl der ehrgeizige Renzi als auch Conte nun von der Macht lassen müssen.

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Bald wieder im Dienstwage­n? Mario Draghi, hier bei einem Eurogruppe­nTreffen 2019

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