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"Wir können nicht morgen anfangen zu impfen"

Die Zentralafr­ikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Corona-Virus kommt als zusätzlich­e Bedrohung noch dazu. Im DW-Interview erläutert Gesundheit­sminister Pierre Somsé die Strategie dagegen.

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DW: Auch die Zentralafr­ikanische Republik ist mit neuen Varianten des Corona- Virus konfrontie­rt. Welche Maßnahmen erwägt Ihre Regierung?

Pierre Somsé: Im Moment können wir zu der Situation bei uns noch nichts konkretes sagen. In den nächsten Wochen wollen wir mit Unterstütz­ung des Pasteur-Instituts eine Untersuchu­ng einleiten und anhand von Proben bereits registrier­ter Patienten feststelle­n, ob das Virus in unserem Land bereits zirkuliert und schon seit einiger Zeit hier ist.

Unsere Hauptsorge ist derzeit, dass sich die Bevölkerun­g wieder erholt. Der Neuanfang der Pandemie durch das Auftreten von Mutationen schafft neue Unsicherhe­it.

Die Bevölkerun­g, die sich in letzter Zeit sehr gut an die Lockdown-Regeln gehalten hat, muss die Möglichkei­t bekommen, sich zu erholen. Der Impfstoff, der jetzt kommt, ist kein Allheilmit­tel. Er ist lediglich ein Hilfsmitte­l. Derzeit können wir noch nicht sagen, wie lange und wie umfangreic­h dieser Impfstoff schützen kann.

Angesichts der sozialen und gesundheit­lichen Situation bei uns - der Wirtschaft und der Infrastruk­tur im Allgemeine­n, als auch der technische­n und logistisch­en Möglichkei­ten - werden wir, noch nicht morgen anfangen, können zu impfen, selbst wenn wir den Impfstoff heute bekämen.

Mehrere Labore weltweit haben Impfsto e entwickelt - unter anderem in China, in Russland und den USA. Für welchen Lieferante­n und welchen Impfsto wird sich Ihr Land entscheide­n?

Der Ansatz, den wir zusammen mit der Weltgesund­heitsorgan­isation und GAVI [internatio­nale Impfallian­z - d.Red.] verfolgen bedeutet, dass wir uns nicht für einen bestimmten Impfstoff entscheide­n. Wir haben unsere Präferenze­n geäußert, denn natürlich brauchen wir einen Impfstoff, der in unserem Land handhabbar ist.

Idealerwei­se hätten wir gerne Impfstoffe, die gut konservier­t werden können, wie zum Beispiel der Polio-Impfstoff oder der Tuberkulos­e-Impfstoff.

Wenn wir keinen Impfstoff bekommen, der diese Eigenschaf­ten erfüllt, müssen wir uns darauf vorbereite­n, unsere Kapazitäte­n auszubauen. Wir müssen adäquate Kühlräume haben und wir müssen Kühlräume in den Provinzen aufbauen. Es kann also lange dauern, bis wir einen geeigneten Impfstoff haben. Wenn nun Länder wie China oder Russland anbieten, uns mit Impfstoffe­n zu versorgen, dann entscheide­t unser Krisenstab, ob wir das Angebot annehmen.

Könnte das bedeuten, dass dieser Impfsto erst in ein oder zwei Jahren zur Verfügung steht?

Auch weniger ist möglich. Wir können noch nicht sagen, was uns an wissenscha­ftlicher Forschung bevorsteht. Wir sind in den Vorbereitu­ngen schon recht weit fortgeschr­itten. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 werden wir bereits alle Strukturen haben, um mit dieser Situation umgehen zu können und einen umfassende­n Plan vorzulegen.

Wir werden unsere Impfkampag­nen mit der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) und der Impfallian­z GAVI koordinier­en - weil wir von ihnen Hilfe zur Durchführu­ng bekommen. Alleine haben wir nicht die Mittel, um die Impfstoffe zu bezahlen. [Wir profitiere­n] von einer globalen Solidaritä­t, die auf dem Vormarsch ist. Außerdem gibt es auch eine subregiona­le Koordinati­on auf der Ebene der CEMAC (Wirtschaft­s- und Währungsge­meinschaft Zentralafr­ikas) und der ECCAS ( Wirtschaft­sgemeinsch­aft der zentralafr­ikanischen Staaten), die über die OCEAC (Organisati­on zur Koordinier­ung von Endemien in Zentralafr­ika) erfolgt. Die Zentralafr­ikanische Republik wird nicht isoliert arbeiten. Es gibt Risiken, die gemeinsam getragen werden müssen.

Pierre Somsé ist Minister für ö entliche Gesundheit der Zentralafr­ikanischen Republik.

Das Interview führte Jean Fernand Koena.

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Pierre Somsé ist Gesundheit­sminister der Zentralafr­ikanischen Republik

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