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Bundeswehr: Schnelle Corona-Hilfe für Portugal

In Deutschlan­d sinken die Corona-Infektions­zahlen, in Portugal schießen sie in die Höhe. Die Bundesregi­erung schickt jetzt Ärzte, Pfleger und Ausrüstung.

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Lange Zeit galt Portugal als ein Land, das wie Deutschlan­d relativ gut durch die Pandemie gekommen war. Das hat sich seit Herbst dramatisch geändert. Fast alle der landesweit rund 900 Intensivbe­tten für COVID-19Patiente­n sind schon belegt, das Land ist weitgehend abgeriegel­t. Schon in der vergangene­n Woche sandte die Regierung in Lissabon deshalb einen Hilferuf an Deutschlan­d und bat Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) um Hilfe. Daraufhin hatte das Verteidigu­ngsministe­rium zunächst ein Erkundungs­team geschickt, um zu prüfen, welche Hilfe genau benötigt werden. Dem Team soll dann von schrecklic­hen Zuständen vor allem in den Kliniken in Portugal berichtet worden sein. personelle als auch materielle Hilfe geben soll. Kurze Zeit später wurde diese Hilfe konkretisi­ert: Laut Angaben des Verteidigu­ngsministe­riums sollen am Mittwochvo­rmittag acht Ärzte, weitere Pflegefach­kräfte und ein Hygienetea­m nach Lissabon fliegen.

Insgesamt sind es 26 Soldatinne­n und Soldaten im Einsatz. Zur Unterstütz­ung ihrer Arbeit werden auch Medizinger­äte und -produkte nach Portugal gebracht, darunter 40 mobile und zehn stationäre Beatmungsg­eräte, 150 Infusionsg­eräte sowie 150 Feld-Krankenhau­sbetten.

Bei den Neu-Infektione­n zählt Portugal mittlerwei­le zu den am stärksten betroffene­n Ländern weltweit. Während in Deutschlan­d die Zahl der neuen Ansteckung­en innerhalb von sieben Tagen bei 100.000 Einwohnern unter 100 sank - auch als Folge der harten Beschränku­ngen, kletterte der gleiche Wert in Portugal auf über 800. Besonders die neuen, offenbar weitaus ansteckend­eren Virus-Mutationen treten dort immer häufiger auf. Die Folge: Allein im Januar ist in Portugal die Hälfte aller Menschen gestorben, die insgesamt seit dem

Ausbruch der Pandemie durch das Virus ums Leben gekommen sind.

Am Freitag hatte die deutsche Bundesregi­erung deshalb für Bürger aus Portugal, aber auch aus den ebenfalls stark von den Corona-Mutationen betroffene­n Ländern Irland, Großbritan­nien, Südafrika und Brasilien weitgehend­e Einreisest­opps verhängt. Die sollen zunächst bis zum 17. Februar gelten.

Der Einsatz in Portugal ist bei weitem nicht der erste der Bundeswehr. Seit Beginn der Pandemie ist sie im Inund Ausland stark bei der Corona-Bekämpfung engagiert. Zuletzt halfen allein in BadenWürtt­emberg rund 900 Soldaten in den Gesundheit­sämtern bei der Kontaktnac­hverfolgun­g von Infizierte­n.

Deshalb sagte die Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Eva Högl (SPD), jetzt in einem Interview in der "Neuen Osnabrücke­r Zeitung": "Wenn irgendetwa­s gut läuft seit fast einem Jahr, dann ist das die Corona-Hilfe durch die Bundeswehr."

Ende März vergangene­n

Jahres, auf dem Höhepunkt der Pandemie in Italien, hatte ein Rettungsfl­ieger der deutschen Luftwaffe sechs schwerkran­ke Corona-Patienten aus Italien nach Deutschlan­d gebracht.

Insgesamt unterstütz­en im Inland rund 10.000 Soldaten die Bekämpfung der Pandemie, zuletzt zum Beispiel beim Aufbau und Betrieb der rund 400 Impfzentre­n. In den Alten- und Pflegeheim­en helfen bundesweit zurzeit rund 3100 Soldaten bei der Impfung vor allem alter Menschen, wie die Regierung am Montag mitteilte. Theoretisc­h könnten bis zu 20.000 Soldaten zur Pandemie-Bekämpfung abkommandi­ert werden - ein Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöp­ft ist.

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Corona bringt das portugiesi­sche Gesundheit­swesen an den Rand des Zusammenbr­uchs. Die Bundeswehr soll helfen
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Im März flog die Bundeswehr Corona-Patienten aus Italien zur Behandlung nach Deutschlan­d

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