Deutsche Welle (German edition)

Nach Gamestop nun Silber?

Der Preis des Edelmetall­s ist in den letzten Tagen in die Höhe geschossen. Vorausgega­ngen waren wohl Absprachen von Kleinanleg­ern, wie zuvor bei der Aktie des Spielehänd­lers Gamestop. Die verliert inzwischen stark.

-

Der Preis für eine Feinunze Silber war am Montag zwischenze­itlich so hoch wie seit acht Jahren nicht mehr und erreichte 30,03 US-Dollar. Eine Feinunze wiegt 31,1 Gramm. Am Dienstag sank der Preis etwas. Der Anstieg setzte am vergangene­n Donnerstag ein. Innerhalb von drei Handelstag­en ist der Preis von Silber um mehr als 15 Prozent gestiegen.

Marktbeoba­chter verwiesen auf massive Spekulatio­nen von Privatanle­gern. Auslöser der aktuellen Rally waren, ähnlich wie bei beim US-Videospiel­ehändler Gamestop, Beiträge in einem Anlegerfor­um der Online-Plattform Reddit. Dort riefen Nutzer dazu auf, Aktien von Silbermine­n-Betreibern und börsennoti­erte Silber-Fonds zu kaufen.

Bei GameStop hatten Kleinanleg­er in den letzten Wochen mit konzertier­ten Käufen Hedgefonds zur Auflösung ihrer Wetten auf den Kursverfal­l der Aktie gezwungen und sie teilweise an den Rand des Ruins getrieben. Die Hobbyspeku­lanten organisier­en sich auf der OnlinePlat­tform im Forum "WallStreet­Bets". Dort wurden Tausende von Posts verzeichne­t.

Tausende von Posts

Auch auf Youtube wurden zu dem Thema Hunderte von Videos gepostet. Darin war die Rede davon, dass ein Anstieg der Silberprei­se große Investoren treffen würde, die auf fallende Preise gewettet hätten.

"Der Anstieg des Silberprei­ses ist ein sehr solider Schub", sagte Michael McCarthy, Stratege beim Broker CMC Markets in Sydney, "er deutet darauf hin, dass der Einfluss von Social-Media-Nachrichte­n viel wichtiger wird". Der Gesamtwert der Wetten auf fallende Silberprei­se entspricht etwa 900 Millionen Unzen des Edelmetall­s – etwas weniger als der Wert der weltweiten Jahresprod­uktion von Silber.

Schon bei dem Einsatz von Hobbyspeku­lanten im Fall Gamestop ging es um sehr große Summen. Marktbeoba­chter sprachen von einem Showdown zwischen Kleinanleg­ern und großen Hedgefonds, die als profession­elle Akteure auf fallende Kurse gewettet hatten. So verlor der milliarden­schwere Hedgefonds Melvin Capital, der gegen GameStop gewettet hatte, im Januar 53 Prozent an Wert. Nur eine Finanzspri­tze in Höhe von 2,75 Milliarden Dollar sicherte dem Hedgefonds das Überleben.

"RobinHood" sucht Kapital

Der Online-Broker "RobinHood", der bei vielen Kleinanleg­ern besonders beliebt ist, hatte am Donnerstag Käufe der Gamestop-Papiere und anderer Titel gesperrt. Einige der Restriktio­nen wurde inzwischen aufgehoben. "RobinHood" verhandelt Insidern zufolge über Kredite im Volumen von einer Milliarde Dollar. Das Unternehme­n spreche mit Banken über die Ausweitung bestehende­r oder über neue Kreditlini­en, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Wie viel sich "RobinHood" sichern kann, war unklar. Das Unternehme­n lehnte eine Stellungna­hme ab. Die Handelspla­ttform hatte schon in den vergangene­n Tagen bei ihren Investoren insgesamt 3,4 Milliarden Dollar eingesamme­lt.

Inzwischen befassen sich US-Aufsichtsb­ehörden mit den Kursbewegu­ngen. Sie wollen unter anderem die Frage klären, ob es rechtens war, den Handel für Kleinanleg­er zu sperren, wie es letzte Woche vorgekomme­n war. Bei Gamestop-Aktien, die im Mittelpunk­t der Turbulenze­n der letzten Tage standen, setzte zu Wochenbegi­nn eine Talfahrt ein. Der Wert verlor am Montag an der Wall Street mehr als 30 Prozent, nachdem er in den Wochen zuvor zeitweise mehr als 2000 Prozent zugelegt hatte. In Frankfurt lag der Rückgang am Dienstag früh bei 32 Prozent.

 ??  ??
 ??  ?? Notierung von GameStop auf einer Robinhodd-App am vergangene­n Freitag
Notierung von GameStop auf einer Robinhodd-App am vergangene­n Freitag

Newspapers in German

Newspapers from Germany