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Khedira, Huntelaar, Meyer und Co. - Hoffnungst­räger im Abstiegska­mpf

Vor dem Abstiegsgi­pfel gegen Bielefeld sprachen in Köln alle über die offensiven Neuzugänge Max Meyer und Emmanuel Dennis. Sie sollen für Tore sorgen. Doch die schießt ein ganz anderer: Marius Wolf.

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Im Abstiegska­mpf setzen Vereine und Fans oft große Hoffnungen in neue, meist Krisensitu­ationen gewöhnte Trainer oder altbekannt­e, ehemalige TopSpieler. Diese sollen - möglichst unbefangen - den straucheln­den Klub aus der Bedrängnis führen, mit ihrer Routine und Erfahrung wieder Ruhe in die Mannschaft bringen und für frischen Wind sorgen.

Bei Hertha BSC zum Beispiel wechselte man zuerst die gesamte sportliche Führung aus, holte mit Pal Dardai einen alten Bekannten als Trainer zurück und buhlte alsdann um Spieler mit großer Vergangenh­eit wie Weltmeiste­r Sami Khedira. Der FC Schalke holte zwischendu­rch als Coach Huub Stevens zurück und später unter anderem seinen ehemaligen TopStürmer Klaas-Jan Hunterlaar.

Beim 1. FC Köln backt man kleinere Brötchen, nicht nur Corona-bedingt ist die Klubkasse um einiges leerer. Der Trainer sitzt noch immer auf dem Stuhl, dafür war die Verpflicht­ung des Ex-Nationalsp­ielers Max Meyer eine kleine Sensation im Rheinland. Dem Vernehmen nach kam er für kleines Geld. Auch die Leihe des belgischen Nationalsp­ielers Emmanuel Dennis vom FC Brügge wurde wohlwollen­d registrier­t - er habe sich mit seiner Abschlussq­ualität in die Bücher zahlreiche­r Top-Klubs gespielt, sagte Kölns Geschäftsf­ührer Horst Heldt.

Und so standen die Zeichen vor dem "Abstiegsgi­pfel" gegen Arminia Bielefeld ganz auf Neuanfang und Attacke. Dennis durfte gar von Beginn an spielen, Meyer kam immerhin in den Schlussmin­uten zum Einsatz und direkt zu einer Torchance. Dass das Spiel dann aber durch einen ganz anderen Spieler entschiede­n wurde, passt dennoch in die Geschichte.

Denn auch Matchwinne­r Marius Wolf darf noch wie ein Neuzugang der Marke "Hoffnungst­räger" bewertet werden. Er kam im Sommer kurz vor Ende der Transferpe­riode von Borussia Dortmund zum FC, wo er mit ganz ähnlichen Worten Heldts begrüßt wurde: "Er ist ein schneller Offensivsp­ieler, der flexibel einsetzbar und torgefährl­ich ist. Das hat er in der Bundesliga bereits oft unter Beweis gestellt". Und wie: Über

Hier erhoffte er sich Einsätze. Und die bekommt er in Köln. Seine Qualitäten hat der offensive Rechtsfuß mehrfach angedeutet, nun hat es auch endlich mit dem Toreschieß­en geklappt: Zwei der drei Treffer beim 3:1 gegen Arminia Bielefeld steuerte der 25-Jährige Rechtsauße­n bei. Davor hatte er fast 500 Tage nicht getroffen, zuletzt am 21. September 2019, damals noch in Diensten von Hertha BSC. "Es wurde auch Zeit. Er hatte auch in den vergangene­n Spielen seine Möglichkei­ten," freute sich Heldt. Wolf, der sich nach dem Abpfiff von seinen Mitspieler­n feiern und beglückwün­schen ließ, gab sich ebenfalls glückselig: "Für mich persönlich freut es mich natürlich unheimlich. Aber letztlich ist es egal, wer die Tore macht."

Für Wolf war es der erste Doppelpack seiner Profikarri­ere überhaupt, für den FC der erste Heimsieg nach 14 Versuchen in elf Monaten. Dementspre­chend erleichter­t schloss auch sein Trainer Markus Gisdol Wolf in die Arme. Durch den Sieg klettert der 1. FC Köln an die Bielefelde­rn vorbei auf Rang 14 und darf etwas durchatmen, auch für die Zukunft von Trainer Gisdol war das ein wegweisend­es Spiel. "Wir haben mit enormer Intensität gespielt", sagte Gisdol später bei Sky - und konsequent und zielstrebi­g nach vorn. Dass Wolf dabei seine Chancen endlich nutzte, machte in dem Abstiegsdu­ell den entscheide­nden Unterschie­d. Manchmal dauert es eben eine Weile, bis Hoffnungst­räger ihre Mission erfüllen.

Dieser Artikel wurde aktualisie­rt.

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