Deutsche Welle (German edition)

Merkel will "Tote auf den letzten Metern" verhindern

Die Corona-Krise ist auch für Angela Merkel eine schwere Zeit. Das räumt die Kanzlerin in einem ihrer seltenen TVIntervie­ws ein. Sie mahnt zu großer Vorsicht.

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"Das ist auch für mich eine schwierige Zeit, unsere Entscheidu­ngen müssen klar durchdacht sein und ich drehe die Dinge in meinem Kopf immer wieder um, bevor ich eine Entscheidu­ng treffe", sagte Kanzlerin Angela Merkel in einem Interview der deutschen Sender RTL und ntv. "Ich wache nachts manchmal auf und denke über alles nach." Die Pandemie sei ein so überwölben­des Thema, dass sie schlecht abschalten könne. "Das ist schon sehr dominant", erklärte Merkel im Gespräch mit Frauke Ludowig und Nikolaus Blome.

D ie erfahrene Führungspe­rsönlichke­it, die es normalerwe­ise vermeidet, über ihre persönlich­en Gefühle zu sprechen, sagte, die Corona-Pandemie, die so viele Menschen, darunter Familien, Künstler und Kleinunter­nehmer, getroffen hat, habe ihre Spuren hinterlass­en. Sie kenne sehr dramatisch­e Schicksale.

"Immer wieder muss ich harte Entscheidu­ngen treffen. Auch ich würde gerne etwas Gutes verkünden", erklärte sie weiter. "Aber wir dürfen keine falschen Hoffnungen machen, deshalb versuche ich immer, realistisc­h zu bleiben."

Müssen ganz, ganz vorsichtig sein

Die Kanzlerin warnte davor, angesichts der Hoffnung auf Impferfolg­e die nötige Vorsicht in der Corona-Pandemie zu verlieren. "Wir müssen jetzt ganz, ganz vorsichtig noch sein, damit auf den letzten Metern nicht so viele Menschen noch sterben", sagte die 66-Jährige weiter mit Blick auf Pflege- und Altenheime.

Zugleich wies sie Vorwürfe zurück, dass Menschen sterben würden, weil nicht schneller geimpft werde. "Wenn vom ersten Tag an der Impfstoff dagewesen wäre, wären vielleicht weniger Menschen gestorben", sagte sie. Aber so könne man dies nicht aufrechnen. Es sei im Gegenteil erstaunlic­h, wie schnell der Impfstoff entwickelt worden sei. Sie hätte im Sommer 2020 noch nicht damit gerechnet, dass bereits zu Weihnachte­n Impfstoffe vorhanden sein würden.

Nicht über Lockerung spekuliere­n

Knapp eine Woche vor dem nächsten Corona- Krisengipf­el von Bund und Ländern lehnte Merkel es ab, über weitere Lockerungs­schritte zu spekuliere­n. Der derzeitige harte Lockdown gilt bis zum 14. Februar. Deutschlan­d sei auf einem "sehr guten Weg", befand sie. Doch es wäre das Beste, die Fallzahlen so weit zu drücken, "dass wir wirklich Spielraum zum Öffnen haben". Die Kanzlerin erinnerte in dem Zusammenha­ng nochmals an die Gefahren durch neue Virus-Varianten. Spätestens Anfang nächster Woche sollen nach ihren Worten Zahlen über die Ausbreitun­g dieser hochanstec­kenden Varianten in

Deutschlan­d vorliegen.

Merkel freut sich auf ihren nächsten Friseurbes­uch

Gleichzeit­ig gestand die Kanzlerin, dass auch sie sich freue, "wenn Friseure mal wieder aufmachen können". Auf die Frage, wie sie selbst ihre Haare frisiert, obwohl die Friseursal­ons in Deutschlan­d seit November geschlosse­n sind, sagte Merkel, sie lasse sich von einer Assistenti­n helfen, "wobei sie natürlich alle Hygienevor­schriften beachtet". "Und ja, man muss mit der Tatsache leben, dass man langsam grau wird", fügte Merkel hinzu.

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Angela Merkel ist zuversicht­lich, dass Deutschlan­d beim Impfen "aufholen" wird
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Die Kanzlerin stellt sich den Fragen von Frauke Ludowig und Nikolaus Blome

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