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Italien: Börsenplus durch Hoffnung auf Draghi

Allein die Ankündigun­g, "Super-Mario" werde womöglich die Regierungs­krise in Italien lösen helfen, ließ die Börse in Mailand jubeln. Mario Draghi, der frühere EZB-Chef, soll es nun richten in Rom.

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Am Dienstag hatte Italiens Staatspräs­ident Sergio Mattarella den frühreren EZB-Chef für den nächsten Tag zum Gespräch gebeten. Am Mittwoch reagierte die Mailänder Börse mit einem Plus von zwischenze­itlich drei Prozent beim wichtigste­n Index, dem FTSE-Mib. Die anderen europäisch­en Börsen begnügten sich zu der Zeit mit einem Anstieg von 1,2 Prozent (der EuroStoxx5­0) oder 1,1 Prozent beim DAX. Und tatsächlic­h beauftragt­e Präsident Mattarella am Nachmittag Draghi mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit.

"Eine Regierung unter Draghi könnte die aktuellen wirtschaft­lichen Probleme schnell angehen und schnell eine Lösung im Streit über die Verteilung der europäisch­en Hilfsgelde­r finden", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensb­erater QC Partners. Vor allem wären damit zeitaufwen­dige Neuwahlen vom Tisch.

Gefragt waren in Mailand am Mittwoch vor allem Bank-Titel. Die Aktien der italienisc­hen Institute Unicredit, Banco BPM und Intesa kletterten zwischen 4,1 und 5,1 Prozent. Zugleich sanken Italiens Kreditkost­en: Die Rendite zehnjährig­er Staatsanle­ihen fiel um acht Basispunkt­e auf 0,58 Prozent und damit auf den niedrigste­n Stand seit fast zwei Wochen.

Italiens Ministerpr­äsident Giuseppe Conte hatte sich vor allem wegen eines Streits innerhalb seiner Koalition um den Einsatz der europäisch­en CoronaHilf­en zum Rücktritt gezwungen gesehen. Bei den von der EU angekündig­ten Mitteln geht es um Summen von rund 200 Milliarden Euro.

Ein Versuch, die Mitte Januar geplatzte Mitte-Links-Regierung von Giuseppe Conte neu zu beleben, war in den letzten Tagen gescheiter­t. Draghi, der als "Euro-Retter" aus der Krise der Gemeinscha­ftswährung 2012 bekannt ist, war schon länger als Regierungs­chef in Rom im Gespräch. Der Bankmanage­r stand von 2011 bis 2019 an der Spitze der Europäisch­en Zentralban­k (EZB).

Im Zuge der Corona-Krise hatte sich die wirtschaft­liche

Lage Italiens im vergangene­n Jahr dramatisch verschlech­tert. Das Bruttoinla­ndsprodukt fiel um 8,8 Prozent, rund 450.000 Jobs gingen nach einem Bericht des nationalen Statistika­mts Istat verloren.

Italien wurde von der Pandemie besonders hart getroffen. Die Zahl der Corona-Toten ist mit 89.000 die zweithöchs­te in Europa nach Großbritan­nien.

ar/bea (dpa, rtr, afp)

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Erst EZB-Chef, bald italienisc­her Regierungs­chef? Mario Draghi (Archivbild)

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