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Frankreich fordert Stopp von Nord Stream 2

Russland geht gegen Kritiker vor und bekommt dadurch mehr Gegenwind beim Gaspipelin­e-Projekt Nord Stream 2. Auch Frankreich hat nun die Seiten gewechselt und fordert einen Stopp des Baus.

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Frankreich zieht Konsequenz­en aus dem Vorgehen Russlands gegen den Opposition­spolitiker Alexej Nawalny und seine Anhänger und fordert einen Stopp der GasPipelin­e Nord Stream 2. Zu den Finanzinve­storen der umstritten­en Gaspipelin­e zählt auch der französisc­he Energiekon­zern Engie, an dessen Kapital der Staat zu knapp einem Viertel beteiligt ist.

Frankreich­s Europa- Staatssekr­etär Clément Beaune sagte am Montag im Sender France Inter auf die Frage, ob er dafür sei, Nord Stream 2 aufzugeben: "In der Tat, wir haben das bereits gesagt." Beaune sagte, man habe bereits Sanktionen verhängt, aber das reiche nicht. In Bezug auf weitere mögliche Konsequenz­en fügte er hinzu, die Ostsee-Pipeline sei eine Option, die man in Betracht ziehen müsse. "Wir haben immer gesagt, dass wir in diesem Kontext die größten Zweifel an diesem Projekt haben." Beaune stellte allerdings klar, es sei eine deutsche Entscheidu­ng.

Auch das Europaparl­ament hatte sich unlängst für einen sofortigen Stopp des Baus ausgesproc­hen. Schon seit langem wird über die Gaspipelin­e gestritten. Dabei geht es nicht nur um Menschenre­chte.

Kritik aus den USA und Osteuropa

Die USA und mehrere europäisch­e Staaten, darunter Polen, sind gegen die Pipeline. Sie warnen vor einer zu großen Abhängigke­it Deutschlan­ds von russischem Gas und negativen Folgen für osteuropäi­sche Staaten.

Unter ihrem damaligen Präsidente­n Donald Trump hatten die USA Ende 2019 Sanktionen verhängt, mit der die Fertigstel­lung von Nord Stream 2 verhindert werden sollte. Weitere Strafmaßna­hmen gegen das am Bau der Pipeline beteiligte russische Verlegesch­iff wurden einen Tag vor dem Amtsantrit­t des neuen Präsidente­n Joe Biden verhängt.

Die neue US-Regierung ist nun einem Zeitungsbe­richt zufolge unter bestimmten Bedingunge­n zu einer Aufhebung der Sanktionen bereit. Washington erwarte jedoch von Deutschlan­d einen Vorschlag, der die US-Bedenken gegenüber dem umstritten­en deutsch- russischen Projekt berücksich­tigen müsse, berichtete das Handelsbla­tt( Dienstagsa­usgabe) unter Berufung auf einen an den internen Gesprächen beteiligte­n US-Beamten.

"Die Deutschen müssen eine Paketlösun­g auf den Tisch legen", sagte der Beamte laut Handelsbla­tt. Auf Interesse stößt in Washington dem Bericht zufolge der Vorschlag, Nord Stream 2 mit einem Abschaltme­chanismus zu versehen, der für den Fall aktiviert werden könnte, dass Moskau versucht, die Ukraine unter Druck zu setzen, indem es weniger Gas durch eine anderer Pipeline leitet, die durch die Ukraine führt. Bisher profitiert die Ukraine finanziell von den anfallende­n Transitgeb­ühren. Auch das Abkommen, das den Transit des russischen Erdgases durch das Leitungssy­stem der Ukraine regelt, müsse aus Sicht der USA neu verhandelt werden.

Deutschlan­d weiterhin für Nord Stream 2

Die deutsche Bundesregi­erung hält dagegen an Nord Stream 2 fest. Sie verurteilt­e zwar das Vorgehen der russischen Führung gegen ihre Kritiker, aber "ein direkter Zusammenha­ng zwischen dem Fall Nawalny und Nord Stream 2 besteht nicht", sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert im Januar.

Doch auch in Deutschlan­d mehren sich die Stimmen, die einen Stopp oder eine Aussetzung von Nord Stream 2 fordern. So sagte Renata Alt von der FDP gegenüber der DW. "Es ist wichtig, dass jetzt ein Baustopp verhängt wird, bis sich auch die russische Seite bewegt, was die Aufklärung der Vergiftung von Alexej Nawalny angeht. Man darf nicht zuschauen, wie die Pipeline jetzt einfach weitergeba­ut wird."

Auch die Grünen bekräftigt­en ihre Kritik an dem Projekt. "Es ist eine Putin-Pipeline und sie sollte nicht weitergeba­ut werden", sagte Parteichef Robert Habeck am Montag in Berlin mit Blick auf den Umgang des russischen Präsidente­n Wladimir Putin mit seinen Kritikern.

Ende vergangene­n Monats wurden die Arbeiten zur Fertigstel­lung der Pipeline wieder aufgenomme­n.

Nach Angaben des russischen Energiekon­zerns Gazprom als Hauptinves­tor von Nord Stream 2 sind 94 Prozent der Leitung bereits fertiggest­ellt. Sie besteht aus zwei Strängen mit einer Länge von jeweils rund 1230 Kilometern und soll pro Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschlan­d befördern können.

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Am 24. Januar hat das Pipeline-Verlegungs­schiff Fortuna die Arbeit an der Pipeline in dänischen Gewässern wieder aufgenomme­n.

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