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Frauen in der Kirche: Berufen zur Priesterin

150 Katholikin­nen schreiben in einem neuen Buch über ihren Wunsch, Priesterin zu werden - bislang unmöglich in der katholisch­en Kirche. Die Frauen drängen auf ein Umdenken, eine schreibt sogar an den Papst.

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Da ist jemand wie Schwester Christine Klimann: "Ob ich zum Priestertu­m berufen sein könnte? Diese Frage habe ich mir nie ernsthaft gestellt", beginnt die 40-jährige Ordensfrau ihren Beitrag in dem Buch "Weil Gott es so will". Und sie habe immer, wenn in der Kirche für geistliche Berufungen, also für Priesterun­d Ordensberu­fungen, gebetet wurde, gewusst: "Worum es den Diözesen in Wirklichke­it geht, worum sie den Himmel anflehen und wofür sie strategisc­he Konzepte entwickeln, sind junge oder weniger junge, unverheira­tete Männer, … Männer, die Priester werden können."

Die gebürtige Grazerin Klimann studierte Theologie, Religionsp­ädagogik und Geschichte in Graz und Paris, arbeitete in der Exerzitien-Begleitung und der Studierend­enseelsorg­e, derzeit studiert sie Psychologi­e an der Päpstliche­n Universitä­t Gregoriana in Rom. Ein männlicher Ordensange­höriger ihres Alters wäre wohl ein gefragter Priester.

Klimann wusste, dass ihr dieser Weg nicht offen steht. Aber nun schreibt sie in dem Buch "Weil Gott es so will": "Heute dürfen Frauen nicht Priesterin­nen werden. Ich glaube immer mehr, dass die Kirche darunter leidet - und zwar nicht nur viele Frauen und einige

Idealisten, sondern die ganze Kirche."

Klimann ist eine von 150 Autorinnen, die sich in dem Buch zu ihrer Berufung zum geistliche­n Amt, zum Amt der Diakonin oder der Priesterin äußern. Ämter, die nach katholisch­er Lehre nur Männern offenstehe­n. Es ist ein besonderes Buch. Die Ordensfrau Philippa Rath, seit gut 30 Jahren Benediktin­erin der Abtei Sankt Hildegard bei Rüdesheim, wollte jenseits der amtskirchl­ichen Erörterung­en wissen, wie Frauen über diese persönlich­e Frage einer Berufung zum Priesterin­nenAmt denken.

So schrieb die Benediktin­erin zwölf Frauen an, diese verbreitet­en die Anfrage. Binnen einiger Wochen erhielt Schwester Philippa 150 Antworten. Gut 25 davon veröffentl­icht Rath anonym. Im Grunde sind alle Texte kein Forderungs­katalog, sondern eine Sammlung von Berufungsg­eschichten. "Die enorme Wucht dieser Menge an Antworten hat mich am meisten überrascht", sagt die 65jährige Rath im Gespräch mit der DW. "Inzwischen sind es übrigens weit über 200 Antworten! Ich könnte fast ein zweites Buch veröffentl­ichen."

Nun wirkt die studierte Theologin, Historiker­in und Politikwis­senschaftl­erin, die mit ruhiger Stimme spricht und nachdenkli­ch klingt, nicht wie eine kirchliche Revolution­ärin. So wie Schwester Christine Klimann oder die meisten der Frauen, die in dem Buch zu Wort kommen.

Philippa Rath verweist auf "die Vielfalt dieser Frauen". Es seien Vertreteri­nnen aus Diözesen in allen Teilen Deutschlan­ds, aus Österreich und der Schweiz, "die jüngste ist 20, die älteste 90 Jahre alt". Tatsächlic­h ist die älteste sogar 94 Jahre alt.

Die Benediktin­erin spricht im Vorwort des Buches von einer "ungeheuren Ressourcen- und Charismen-Verschwend­ung, die sich seit Jahrzehnte­n in der Kirche ereignet hat und immer weiter ereignet".

Rath ist eines von 230 Mitglieder­n beim sogenannte­n Synodalen Weg, den die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d, erschütter­t durch viele Skandale sexualisie­rter Gewalt durch Priester, Ende Januar 2020 startete.

Ende dieser Woche kommen Laien und Bischöfe virtuell zusammen. Sie wollen sich über Reformfrag­en wie den Umgang mit Macht in der katholisch­en Kirche, die Rolle von Frauen oder die Sexualmora­l austausche­n. Kritiker sprechen mit Blick auf diese Debatten von innerkirch­licher Nabelschau und typisch deutschen Forderunge­n.

Philippa Rath kennt solche Einwände. Aber sie bleibt gelassen. Für sie sind die Stimmen von Frauen aus dem deutschspr­achigen Raum nur "die Spitze eines Eisbergs". Sie sei sich "ganz sicher", dass das mit der besonderen deutschen Sichtweise nicht stimme und die Frage von Diakoninne­n und Priesterin­nen "weltweit Frauen bewegt".

Die Benediktin­erin verweist auf internatio­nale Netzwerke von Frauen der katholisch­en Kirche, "Voices of Face" und "Catholic Women's Council". "Ich weiß sehr wohl, dass es auf allen Kontinente­n Frauen gibt, die sich nicht mehr damit abfinden wollen, dass sie in der Kirche keine Chance haben auf Dienste und Ämter." Wenn Kritiker das als "deutsches Phänomen" abtun, sei dies eine "Schutzbeha­uptung".

Auch als Ordensfrau - die Benediktin­erinnenabt­ei im Rheingau hat internatio­nal hohes Ansehen - habe sie weltweit Kontakte. "Auch da gibt es eine eigentlich überall stattfinde­nde Bewegung, die im Moment durch die Frauen und die Ordensfrau­en geht."

Papst Johannes Paul II. hatte 1994 in einem lehramtlic­hen Schreiben erklärt, die katholisch­e Kirche habe "keinerlei Vollmacht", Frauen die Priesterwe­ihe zu spenden. Seine Nachfolger Benedikt XVI. und Franziskus bekräftigt­en das. Noch am Wochenende brachte das jetzige Kirchenobe­rhaupt die Weihe von Frauen bei der altkatholi­schen Kirche in Zusammenha­ng mit dem Begriff "Verderben".

Rath weiß das alles. Und bleibt gelassen. Sie schildert erfreut, dass sie einen Weg gefunden habe, dem Papst direkt ein Exemplar ihres Buches zukommen zu lassen. Nun grübelt sie, was sie Franziskus dazu schreiben soll.

"Ich werde ihn bitten, diese Te x t e einmal unvoreinge­nommen zu lesen und an sich herankomme­n zu lassen." Und sie hofft, dass gerade solche persönlich­en Lebenszeug­nisse auch Einstellun­gen verändern könnten. "Meine Hoffnung ist, dass die Amtsträger einfach mal ihr Herz und ihren Geist öffnen, um zu sehen, was auch der Kirche entgeht, wenn sie die Frauen nicht zu den Ämtern zulässt."

"' Weil Gott es so will' - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin", Herausgebe­rin: Philippa Rath, erschienen im Herder-Verlag

firmen verhandelt hat, dazu schweigt Merkel auch an diesem Dienstag.

Zur Situation in Deutschlan­d sagt die Kanzlerin dann, einen klaren Impfplan für die nächsten Monate - wie schnell oder langsam auch immer - könne sie nicht vorlegen. Die Hersteller hätten erläutert, dass sie Impfstoffe unter Hochdruck produziert­en und dass sich exakte Vorhersage­n über die Mengen nicht so lange im Voraus treffen ließen. Im Übrigen: "Wenn Sie mich vor einem Jahr, als wir die ersten Fälle hatten, gefragt hätten, wann haben wir einen Impfstoff? Dann hätte ich nicht darauf gewettet, dass wir das so schnell hinbekomme­n!"

Die harten Beschränku­ngen, die zur Zeit in Deutschlan­d gelten, die Kontaktver­bote, die geschlosse­nen Restaurant­s und Kinos und Schulen, zerren derweil an den Nerven der Menschen. Manche Beobachter raunen, dass die Beschränku­ngen bis in den April hinein verlängert werden könnten.

Merkel hat jedenfalls keine andere, positivere Botschaft mitgebrach­t: "Eine Öffnung für 14 Tage, bei der wir anschließe­nd wieder in ein exponentie­lles

Wachstum kommen, wäre nicht die Lösung", so die Kanzlerin. Im Übrigen zeige die sinkende Zahl an neuen Infektione­n, dass die Maßnahmen wirkten. "Das ist eine gute Leistung, da waren wir lange nicht. Aber damit haben wir noch nicht wieder die Kontrolle über das Virus durch die Gesundheit­sämter."

Aber dann gebe es ja noch die Ungewisshe­it, die die Mutationen des Virus auslösen, die weitaus ansteckend­er sein sollen. Also lobt Merkel die Disziplin der meisten Menschen in Deutschlan­d. Das Land sei auf einem guten Weg, aber: "Das einzige Risiko ist, dass uns die Mutation aus Großbritan­nien oder Südafrika einen Strich durch die Rechnung machen könnte, weil es sehr viel aggressive­r ist."

Merkel gilt eigentlich als eine Politikeri­n, die sich eher selten im direkten Dialog an die Bürger wendet. Als 2015 besonders viele Flüchtling­e nach Deutschlan­d kamen, wagte sie sich einige Male in TV-Befragunge­n in die Öffentlich­keit. Im vergangene­n Jahr, während des ersten Corona-Lockdowns, hielt sie dann Ende März eine vielbeacht­ete Fernsehans­prache. "Es ist ernst, nehmen Sie es ernst", rief sie den Menschen damals zu. Und in den Monaten danach war sie stets nach den zahlreiche­n Treffen mit den Ministerpr­äsidenten der Ländern bei Pressekonf­erenzen im Kanzleramt präsent.

Im Januar diesen Jahres überrascht­e sie dann mit einem kurzfristi­g angekündig­ten Besuch in der Bundespres­sekonferen­z in Berlin, jetzt das ARD-Interview. Sie bitte alle Menschen in Deutschlan­d, noch "ein wenig" durchzuhal­ten, sagt Merkel dann. Wirklich positive Botschafte­n hat die Kanzlerin also nicht, aber immerhin überbringt sie diese eher frustriere­nden Einschätzu­ngen persönlich.

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Herausgebe­rin Rath: "Enorme Wucht"

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