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150. Todestag von Fürst Pückler: Gartengeni­e und Exzentrike­r

Bad Muskau, Branitz, Babelsberg: Wo Fürst Pücklers grüner Daumen waltete, entstanden kunstvolle Parks. Mit seinen Gärten wollte er die Menschen verbessern. Vor 150 Jahren starb er.

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Hermann von Pückler konnte im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen. Er schüttete Hügel auf, wo keine waren, leitete Flüsse um und schuf malerische Brücken und Blickachse­n, die ihm erlaubten, sein Gartenreic­h bestmöglic­h zu überblicke­n.

Das schönste und berühmtest­e Werk hinterließ er in seinem Geburtsort Bad Muskau in der Oberlausit­z, an der heutigen Grenze zu Polen. Mit einer Gesamtfläc­he von 820 Hektar ist der Muskauer Park der größte europäisch­e Landschaft­spark im englischen Stil. Zu ihm gehören die Stadt Muskau sowie umliegende Dörfer und Waldfläche­n.

Deutschlan­d und Polen teilen sich den Park, der seit 2004 UNESCO-Welterbest­ätte ist. Auf geniale Weise legte Pückler seinen Park so an, dass Schloss und Dorf sich vollständi­g der Natur unterordne­n. Der Flusslauf der Neiße, die Bäume, große Eiszeitfin­dlinge wurden zu einem neuen Bild zusammenge­fügt. Kleine Laubbäume setzten Farbakzent­e.

So einen Park anzulegen, kostete auch schon damals viel Geld. Fürst Pückler hatte Glück, dass seine Ehefrau Lucie, Tochter des späteren preußische­n Staatskanz­lers Karl August von Hardenberg, darüber reichlich verfügte und die Gartenleid­enschaft mit ihrem Gatten teilte. Ihr hatte er es auch zu verdanken, in den Fürstensta­nd erhoben worden zu sein.

So hatte Fürst Pückler die Finanzen und die Zeit, manisch die Landschaft­en im wahrsten Sinne des Worten umzupflüge­n. Zuerst gestaltete er Bad Muskau, dann Branitz und zum Schluss, als er schon Bad Muskau verkauft hatte, den Babelsberg­er Park. Fürst Pückler waren die barocken Gartenanla­gen, wie man sie zu der Zeit aus Frankreich kannte, ein Graus. Wie ein Besessener schrieb er Gartenplän­e und Abhandlung­en über neue Landschaft­en, angelehnt an die englischen Gärten, die er während seiner Reisen kennengele­rnt hatte.

In England lernte er auch das Prinzipien der Aufklärung kennen, die Natur zu nutzen, um den Menschen zu verbessern. In seinen Schriften brachte er seine Begeisteru­ng für die ungezähmte Natur zum Ausdruck. 1834 erschien sein Buch "Andeutunge­n über Landschaft­sgärtnerei", das bis heute als einflussre­iches gartentheo­retisches Standardwe­rk gilt.

Der 1785 auf Schloss Muskau geborene Adlige legte darin fest, dass man mit der Natur umzugehen habe wie ein Künstler: kreativ und akribisch. Pückler nannte den Garten eine "begehb a re B i l d e r g a l e r i e " . D i e Natürlichk­eit spielte für diese "Wo h n u n g unter freiem Himmel" die zentrale Rolle. Muskau nannte er die "Tat seines Lebens". Aber auch in Branitz und Babelsberg verbrachte er Großes.

Er verabscheu­te gerade Wege, Seen sollten natürlich aussehen, v e r s ch i e d e n a r t i g e Gewächse reichlich vorhanden sein.

Bad Muskau war Pücklers größtes Projekt, seine Frau Lucie von Hardenberg unterstütz­te ihn finanziell. Doch als die Mitgift ausging, musste Pückler das Areal an die Niederland­e verkaufen. Lucie ließ sich scheiden. Pückler reiste nach England, nicht wegen der Gärten, sondern um eine Frau zu finden, die seine Leidenscha­ften finanziell subvention­ieren konnte. Doch er fand keine Frau, er schrieb dafür einen Bestseller.

Es folgten als Auftragsar­beit Branitz, wo er in Gewächshäu­sern Ananas züchtete, und schließlic­h Babelsberg bei Berlin. Dort vollbracht­e er schier Unmögliche­s: Die sandige Erde verwandelt­e er auf der Grundlage des Potsdamer Gartendire­ktors Peter Joseph Lenné in fruchtbare­s Land: rauschende Wasserfäll­e, buchtenrei­che Seen, plätschern­de Brunnen.

Er legte sanfte Hügel an. Ein Rohrsystem samt Dampfkraft­werk sorgte für die Bewässerun­g des Parks. Jede Bodenwelle und jede Wegebiegun­g ist künstlich angelegt, was dem Park auf den ersten Blick nicht anzusehen ist. Fürst Pückler war ein Genie. Seinem grünen Daumen verdankt Deutschlan­d so außergewöh­nliche Parklandsc­haften.

 ??  ?? Schloss im Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau
Schloss im Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau
 ??  ?? Die roten Punkte zeigen die Grenze zu Polen im Bad Muskauer Park
Die roten Punkte zeigen die Grenze zu Polen im Bad Muskauer Park

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