Deutsche Welle (German edition)
DFB-Pokal: Gladbach dreht Achtelfinale in Stuttgart
Borussia Mönchengladbach kämpft sich nach Rückstand zurück und steht im DFB-Pokal-Viertelfinale. Köln verliert im Elfmeterschießen. Leipzig und Wolfsburg gewinnen glanzlos. Leverkusen scheitert an Viertligist Essen.
Glücklich, wer ein paar treffsichere Angreifer in seinen Reihen weiß: Dank seiner beiden französischen Stürmer, Marcus Thuram und Alassane Plea, steht Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal seit 2017 wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals. Zwar lag das Team von Trainer Marco Rose beim VfB Stuttgart bereits nach 94 gespielten Sekunden mit 0:1 in Rückstand, dennoch aber gewann die Borussia am Ende mit 2:1 (1:1).
Stuttgarts bester Angreifer, Silas Wamangituka, hatte quasi direkt nach dem Anpfiff ein schönes Solo erfolgreich abgeschlossen (2. Minute). Es war der 13. Pflichtspieltreffer im 20. Spiel für den Kongolesen. Gladbach musste sich kurz sammeln, übernahm dann aber mehr und mehr die Kontrolle. Nachdem Plea zuvor eine gute Chance ausgelassen hatte, erzielte Thuram kurz vor der Pause den Ausgleich (45.+1). Nur Minuten nach Wiederanpfiff war auch Plea erfolgreich und drehte die Partie zugunsten der Gäste (50.).
In der Folge machte der VfB wieder mehr für sein Offensivspiel, mehr als zwei gute Kopfballchancen durch Sasa Kaladjzic sprangen aber nicht heraus. "Es ist wirklich schwer hier zu bestehen, vor allem wenn du so früh in Rückstand gerätst", meinte Rose in der ARD. "Am Anfang vom Spiel sollte mach direkt da sein. Das habe wir heute nicht ganz so gut hinbekommen. Wir haben es ja noch korrigiert."
"Das Ergebnis ist einen Tick zu hoch. Bochum hat es in der ersten Halbzeit gut gemacht. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich stärker und haben keine Situation zugelassen", sagte RBTrainer Julian Nagelsmann bei Sky. "Am Ende geht es um das Gewinnen, das haben wir gemacht", betonte der 33-Jährige, der seine Startelf im Vergleich zum letzten Ligaspiel gegen Bayer Leverkusen auf fünf Positionen verändert hatte. Unter anderem wurden Stammkräfte wie Dayot Upamecano und Dani Olmo zunächst geschont.
Spannend bis zum Schluss war es zwischen dem SSV Jahn Regensburg aus der 2. Liga und Bundesligist 1. FC Köln. Erst im Elfmeterschießen setzte sich Regensburg mit 4:3 (2:2, 2:2, 2:2) durch. Die Kölner waren durch zwei Treffer von Ismail Jakobs (4.) und Emmanuel Dennis (22.) mit 2:0 in Führung gegangen, schafften es aber, diesen Vorsprung noch vor der Pause zu verspielen. Scott Kennedy (35.) und Jann George (44.) erzielten die Tore. Kurz vor dem 2:2 hatte Köln vermeintlich das 3:1 erzielt, doch wegen einer Abseitsstellung von Flankengeber Ondrej Duda, zählte der Treffer von Benno Schmitz nicht. Zwar kam der Ball von einem Regensburger Verteidiger zu Duda, jedoch wertete der Schiedsrichter die Aktion nicht als absichtliches Spielen des Balles, sondern als Torabwehraktion. Damit war Dudas Abseitsposition regelwidrig.
In der 2. Halbzeit und in der Verlängerung hatte Köln die größeren Spielanteile, vermochte es aber nicht, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Die beste Chance vergab Dennis, als er mit einem Handelfmeter an Jahn-Keeper Alexander Meyer scheiterte (78.). Im Elfmeterschießen behielten dann die Außenseiter aus Regensburg die besseren Nerven. Jeweils drei der ersten vier Schützen trafen.
Die Torhüter Timo Horn und Meyer hielten je einen Elfmeter. Dann trat Jannes Horn als fünfter Kölner Schütze an und setzte den Ball meterweit rechts neben den Kasten. Im Anschluss traf Max Besuschkow für Regensburg und schoss den SSV Jahn damit zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ins Viertelfinale.
"Wenn man 2:0 gegen einen Zweitligisten führt, muss man den Anspruch haben, das zu gewinnen. Wir müssen uns ankreiden lassen, das nicht konsequent zu Ende gespielt zu haben. Das Elfmeterschießen war dann sinnbildlich für das ganze Spiel", sagte Kölns Keeper Timo Horn.
Knapp ging es auch im Bundesliga-Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Schalke 04 zu. Die "Wölfe" setzten sich mit 1:0 (1:0) gegen die Schalker durch, mussten sich aber bei ihrem Torhüter Koen Casteels bedanken, der mehrfach in höchster Not bei besten Schalker Chancen parierte und den Wolfsburger Sieg so festhielt. Das Wolfsburger Tor fiel durch einen Foulelfmeter nach Videobeweis. Ausgerechnet der gerade erst nach Schalke verliehene Ex-Wolfsburger William hatte Xaver Schlager gefoult. Den Elfmeter von Wout Weghorst parierte Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann zunächst, war allerdings beim Nachschuss des Niederländers machtlos (40.).
Nach dem Tor und in der gesamten zweiten Halbzeit war Schalke die aktivere Mannschaft und hatte die besseren Chancen, allerdings stand meist Casteels im Weg. Am Ende gab es ein regelrechtes Powerplay, auch Fährmann kam bei Eckstößen als weiterer Angreifer mit nach vorne, ein Treffer wollte den Schalkern aber nicht gelingen.
"Es gibt eigentlich gar keinen Grund, dass wir hier so nervös spielen", ärgerte sich Wolfsburgs Maximilian Arnold über die Art und Weise des Sieges. "Es war ein schwieriges Spiel für uns", analysierte auch Matchwinner Casteels bei Sky. "Vor allem in der 2. Halbzeit haben wir viel kämpfen und verteidigen müssen."
"Es war heute nicht gut genug", sagte am Dienstagabend Bayer Leverkusens Trainer Peter Bosz nach der überraschenden Niederlage seiner Werkself bei Rot-Weiss Essen. "Wir dürfen hier niemals verlieren", so der frustrierte Niederländer. Doch trotz hoher Überlegenheit und einer hochverdienten 1:0-Führung in der Verlängerung durch Leon Bailey (105.), gab der Bundesligist das Spiel gegen den Regionalligisten noch aus der Hand. Denn der Außenseiter gab nicht auf und schaffte durch die Tore von Oguzhan Kefkir (108.) und Simon Engelmann (117.) noch die Wende.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison machte die schwache Chancenverwertung den Leverkusenern zu schaffen. 27 Torschüsse standen am Ende zu Buche, viermal trafen die Bayer-Profis den Pfosten, außerdem parierte der starke Essener Torhüter Daniel Davari etliche Bälle. "Das ist momentan das Problem, wir schießen die Dinger nicht rein", ärgerte sich Bosz.
Essen feierte dagegen den ersten Einzug ins Pokal-Viertelfinale seit 27 Jahren. Die Essener sind seit über einem Jahr ungeschlagen und hatten in den Pokalrunden zuvor schon Bundesligist Arminia Bielefeld und Zweitligist Fortuna Düsseldorf ausgeschaltet.
Doch Schiedsrichter Tobias Stieler überprüfte die Szene nach Hinweis des Videoschiedsrichters und annullierte das Tor. Felix Passlack hatte Sebastian Schonlau gefoult, der Unparteiische entschied zu Recht auf Elfmeter für Paderborn. Den verwandelte Prince Osei Owusu zum 2:2 (90.+6), und es ging in die Verlängerung.
Dort entschied BVB-Torjäger Haaland die Partie für Dortmund (95.). Allerdings ging der Anerkennung des Siegtors ein fast fünfminütiges Video-Studium voraus. Zwar hatte der Norweger im Abseits gestanden, doch vertraute Referee Stieler auf seinen Eindruck, dass der Ball noch von einem Paderborner Spieler berührt worden war. Da die Kollegen im Kölner Videokeller dies beim Ansehen der Zeitlupen nicht eindeutig widerlegen konnten, blieb die Entscheidung stehen.
Das brachte SCP-Coach Steffen Baumgart so in Rage, dass er im anschließenden Fernsehinterview minutenlang schimpfte. "Das ist eine Frechheit", wütete er und war besonders deswegen sauer, weil Stieler sich die Szene nicht selbst am Monitor angeschaut hatte. "Wir haben die Bilder, das kann er sich 20 Mal angucken. Daraus eine Berührung des Balles zu machen, finde ich frech. Langsam wird es lächerlich."