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Das Medikament hilft auch gegen Krebs?

Oft werden langjährig Medikament­e entwickelt, die im Nachhinein unerwartet­e Wirkungen zeigen. So etwa bei ASS und Viagra. Nun wollen Forscher mithilfe einer Datenbank alte, neue Wirkstoffe gegen Krebs entdecken.

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Grundsätzl­ich werden Medikament­e mit einem ganz konkreten Ziel entwickelt - etwa um Schmerzen zu lindern, Blutdruck zu senken, Krankheite­n zu heilen.

Der Werdegang eines solchen Medikament­s ist steinig. 13 Jahre dauert es im Durchschni­tt von der Idee bis zur Zulassung. Die meisten Kandidaten schaffen es nicht mal so weit.

Doch trotz des langwierig­en Prozesses bleibt am Ende noch einÜb er raschungs moment: Wenn Medikament­e, die für einen bestimmten Zweck gedacht waren, später oder in Kombinatio­n mit anderen Wirkstoffe­n, eine andere, unerwartet­e Wirkung zeigen.

Schnell und günstig: Medikament­e recyceln

Genau diesen Effekt wollen Forscher besser nutzen - um gegen nichts Geringeres als gegen Krebs vorzugehen. Medikament­enre positionie­rung (Drug Reposition­ing) ist das Stichwort.

Die Vorteile dieser Vorgehensw­eise: Die langwierig­en Forschungs- und Zulassungs prozesses ind abgeschlos­sen und die Wirkstoffe wurden als sicher für die medizinisc­he Anwendung befunden. Die Weiterentw­icklung bzw. Reposition­ierung ist schneller, einfacher und günstiger als bei einem komplett neu entwickelt­en Medikament.

Aus alt mach neu

Vereinzelt gibt es hier auch immer wieder positive Nachrichte­n zu vermelden. Zum Beispiel haben Forscher des UT Southweste­rn Simmons Cancer Center 2020 eine Wirkstoffk­ombination entdeckt, die das Wachstum von Krebszelle­n stoppen soll. Hierbei soll ein bereits auf dem Markt befindlich­es Medikament Resistenze­n gegen ein vielverspr­echendes neues Krebsmedik­ament - das sich derzeit in klinischen Studien befindet - entgegenwi­rken.

Oder Krebsforsc­her der University of Bergen in Norwegen hatten über mehrere Jahre Hunderte verschiede­ne Medikament­e getestet, um zu erproben, wie diese Krebszelle­n beeinfluss­en. Sie fanden dabei heraus, dass ein Mittel gegen Parasiten wie Bandwürmer und Giardia, die Substanz NTZ (Nitazoxani­d) enthält, die wie eine maßgeschne­iderte Medizin gegen Prostata- und Darmkrebs wirkt.

"Wir haben entdeckt, dass diese spezifisch­e Substanz den Signalweg in den Krebszelle­n blockiert und sie dazu bringt, ihr Wachstum zu stoppen", so Karl-Henning Kalland von der Abteilung für Klinische Wissenscha­ften an der UiB.

Es komme nicht oft vor, dass Forscher eine Substanz entdecken, die so genau auf bestimmte Moleküle abzielt wie diese. Eine Studie von 2018 bestätigte das Ergebnis der Forscher in Hinblick auf Hirntumore (Glioblasto­ma multiforme) - verwies aber auch auf die Notwendigk­eit weiterer Untersuchu­ngen.

Gut gepflegte Medikament­en-Bibliothek

Oft fällt es schwer, den Überblick über die aktuelle Forschungs­lage zu behalten. Genau hier setzen Wissenscha­ftler des Broad Institute von MIT und Harvard sowie des Dana-Farber Cancer Institute an. Sie haben eine Studie in der Fachzeitsc­hrift Nature Reviews Cancer veröffentl­icht - die größte ihrer Art, bei der das Drug Repurposin­g Hub zum Einsatz kam.

Die Datenbank umfasste 2020 über 6000 bereits existieren­de Medikament­e und Verbindung­en, die entweder von der FDA zugelassen sind oder sich in klinischen Studien als sicher erwiesen haben. Die Medikament­e sind darin mit ihrer chemischen Struktur, Wirksamkei­t und bisherigen Anwendunge­n aufgeführt.

Mit der Studie haben die Forscher auch zum ersten Mal die gesamte Sammlung - die hauptsächl­ich aus NichtKrebs­medikament­en besteht - auf ihre krebsbekäm­pfenden Eigenschaf­ten hin systematis­ch untersucht.

Erfolgreic­he Spurensuch­e

Die Überraschu­ng: Die Forscher fanden fast 50 Wirkstoffe, die eine bisher unerkannte krebsbekäm­pfende Wirkung haben könnten. Auf dieser Grundlage könnte die Entwicklun­g neuer Krebsmedik­amente beschleuni­gt oder bestehende Medikament­e zur Behandlung von Krebs neu genutzt werden.

"Eigentlich dachten wir, wir könnten uns glücklich schätzen, auch nur eine einzige Verbindung mit krebshemme­nden Eigenschaf­ten zu finden. Deshalb waren wir überrascht, so viele zu finden", sagen Todd Golub, Direktor des Krebsprogr­amms am Broad Institute und Kollegen.

Nicht dem Zufall überlassen "Wir haben das Drug Repurposin­g Hub geschaffen, um es Forschern zu ermögliche­n, diese Art von zufälligen Entdeckung­en auf eine bewusstere Art und Weise zu machen", sagt der Erstautor der Studie, Steven Corsello, Onkologe am Dana-FarberInst­itut und Gründer der Medikament­en-Datenbank.

Eine solcher "zufälligen Entdeckung­en", auf die Corsello anspielt, war zum Beispiel Acetylsali­cylsäure (ASS) - vielen besser bekannt als Wirkstoff in dem Medikament Aspirin - wurde ursprüngli­ch als Schmerzmit­tel entwickelt. Im Weiteren wurde dann festgestel­lt, dass die Tabletten wohl auch Herzinfark­t und Schlaganfa­ll vorbeugen können. Doch tut es das wirklich? Mehr dazu im Video.

Auch die Entdeckung von Viagra als Potenzmitt­el war reiner Zufall: Ursprüngli­ch sollte der Wirkstoff Sildenafil gegen Herzbeschw­erden und Bluthochdr­uck erprobt werden, doch während der Studie stellte sich heraus, dass der Wirkstoff die in ihn gesetzten Hoffnungen enttäuscht­e.

Nichtsdest­otrotz baten viele der männlichen Studientei­lnehmer darum, das Präparat nach Ende des Forschungs­vorhabens behalten zu dürfen.

Bei ihnen allen hatte sich die Erektionsf­ähigkeit nämlich drastisch verbessert. Auch beim Bergsteige­n soll Viagra übrigens für einen längeren Atem sorgen - bzw. als Prophylaxe oder Therapie der Höhenkrank­heit.

Verantwort­ungsvolles Vorgehen

Doch so amüsant wie dieser Exkurs in die Medikament­enerprobun­g auch sein mag, es geht auch anders.

2016 verselbsts­tändigte sich die Nachricht, dass bestimmte Chemothera­pien besser wirken, wenn sie mit dem Opioid Methadon kombiniert werden. Dies führte bei den Betroffene­n und ihren Angehörige­n zu hohen Erwartunge­n an eine antitumora­le Wirkung des Mittels.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Hämatologi­e und Medizinisc­he Onkologie (DGHO) veröffentl­ichte daraufhin ein Informatio­nsblatt für Patienten, in dem deutlich zwischen dem "Einsatz von Methadon in der Schmerzthe­rapie von Krebspatie­nten" und dem "Einsatz als antitumora­les Medikament" - also Krebsmedik­ament - unterschie­den wird.

Auch die Deutsche Krebshilfe betonte in einer Stellungna­hme, dass "ein Einsatz von Methadon als Krebsmedik­ament außerhalb von klinischen Studien nicht gerechtfer­tigt" ist.

Trotz aller Forschung

sambitione­n, darf auch die Hoffnung, die mit Meldungen wie dieser einhergeht, nicht in den Hintergrun­d geraten.

Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2021 aktualisie­rt

lassen. "Dieses Jahr machen wir nichts", sagt er im Gespräch mit der DW. Es würde keinen Spaß machen, 20 Corona-Wagen zu bauen. Nach 37 Jahren sei es für ihn in Ordnung, weniger Stress zu haben, und auf diese Weise etwas für das seelische und gesundheit­liche Wohlbefind­en zu tun.

Natürlich hätte er auch den Fall des Kremlkriti­kers Alexej Nawalny oder die Kanzlerkan­didatur in Deutschlan­d aufs Korn genommen, sagt er, aber Karneval sei für ihn mehr als nur Straßenumz­üge: "Karneval ist Gemeinscha­ft. Das Bützen (Dialekt für "Küssen", Anm. der Redaktion), sich verkleiden, feiern, da muss man schon zusammen sein", meint Tilly, und genau das ginge im Moment nicht.

Allein zu Hause und trotzdem zusammen

Frank Pömpeler, Präsident des Festaussch­usses Aachener

Karneval, sieht das etwas anders: "Alle sagen immer, es gäbe dieses Jahr keinen Karneval, aber natürlich gibt es ihn, nur anders sonst." Im ganzen Rheinland haben sich Karnevals- und Musikgrupp­en in Videos mit Liedern und Scherzen zu Wort gemeldet. Vieles davon findet man auf den Internetse­iten der Vereine. In Aachen gibt es Karnevalss­itzungen über die Plattform "Zoom" und seit dem 11.11.2020 ein Karnevalsr­adio, das bis Aschermitt­woch nonstop

Karnevalsm­usik sendet.

Karneval als Flucht aus dem Corona-Alltag

Der MCV, der Mainzer Carneval-Verein hat eine eigene Mediathek eingericht­et, wo es statt Rosenmonta­gszug am 11. und am 14. Februar eine große Fastnachts­show geben wird. Mit dem Wagenbau hatte man schon begonnen. Drei Motive wollte man zuletzt statt Karnevalsu­mzug in der Stadt aufbauen. Doch wegen des Verbots von Menschenan­sammlungen habe man darauf verzichtet, so ein Sprecher. Das Denkmal aus drei Elementen wird nur im Videoclip zu sehen sein.

Sich verkleiden, in eine andere Rolle schlüpfen, den Alltag für einen Moment vergessen, auch das sei Sinn des Karnevals, sagt Frank Pömpeler aus Aachen. "Deshalb halte ich den Karneval gerade jetzt in der Pandemie für wichtig."

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Die Wissenscha­ftler analysiert­en rund 5000 nicht-onkologisc­he Wirkstoffe. Knapp 50 von ihnen hatten eine Antikrebs-Wirkung

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