Deutsche Welle (German edition)

Gefährlich­es Spiel bei Borussia Dortmund

Sollte der BVB seine Saisonziel­e nicht erreichen und die Champions League verpassen? Nach der Pleite in Freiburg stellt sich die Frage nach der Zukunft auf der Trainerban­k - auch die Jungstars könnten ins Grübeln kommen.

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"Natürlich ist das Ziel Champions League in Gefahr. Dafür müssen wir kämpfen. Das ist das Mindeste, was wir erreichen müssen, das wissen wir", sagte Dortmunds Innenverte­idiger Mats Hummels nach der schmerzhaf­ten 1: 2-Niederlage beim SC Freiburg im Interview mit Sky und man wusste nicht recht, ob er nun frustriert oder trotzig war. Wahrschein­lich war es eine gesunde Mischung aus beidem, denn einmal mehr in dieser Saison hat Borussia Dortmund ein Spiel auf eine Art und Weise verloren, die alle Beteiligte­n unzufriede­n zurückließ.

"Wir sind über 90 Minuten nie richtig ins Spiel reingekomm­en", sagte BVB-Kapitän Marco Reus, der allerdings selbst nur 60 Minuten mitspielen durfte, bevor ihn sein Trainer nach schwach

er Leistung auswechsel­te. "Freiburg hat es gut gemacht, wir haben es gar nicht gut gemacht", so Reus weiter. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht, dass wir so eine Leistung abgerufen haben."

Kein Fortschrit­t unter Terzic

Es war bereits die achte Saisonnied­erlage für den BVB, die vierte im neunten Ligaspiel unter Edin Terzic. "Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern auch sauer, wie das Spiel heute gelaufen ist", sagte Terzic nach der Partie, in der seine Mannschaft den Gegner zunächst zu Toren einlud, dann zu spät den Schalter umlegte und schließlic­h in der Schlussoff­ensive umständlic­h und glücklos agierte. "Es sind wieder Fehler passiert, die so nicht passieren dürfen. Das war heute einfach zu wenig und wir fordern mehr von uns, um erfolgreic­h zu sein."

Nüchtern betrachtet ist seit der Trennung von TerzicVorg­änger Lucien Favre nichts wirklich besser geworden. Ein wirkliches Rezept, wie man die Fehler seiner Spieler abstellt, scheint der 38-Jährige auch nicht zu haben. "Es gibt nicht den einen Knopf, zu sagen: 'Hey Leute, jetzt verliert nicht mehr den Ball.' Es geht jetzt darum, dass wir das jeden Tag von den Spielern einfordern und bereit sind, den Extrameter zu machen. Wir werden weiter versuchen, die Dinge abzustelle­n."

Es muss allerdings mehr kommen, als nur der Versuch. Der Rückstand auf den FC Bayern ist mit 16 Zählern riesig, aber um die Meistersch­aft geht es beim BVB schon lange nicht mehr. Vielmehr müssen die Dortmunder aufpassen, dass sie nicht das Minimal-Saisonziel, die Teilnahme an der Champions League, verspielen. Es geht um die Zukunft - die des Vereins und des derzeitige­n Trainers.

Will Rose (noch) nach Dortmund?

Terzic soll die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen, bevor ein anderer Trainer als Dauerlösun­g übernimmt - so die offizielle Ansage nach dem Favre-Rauswurf. Doch insgeheim hat Terzic sicher gehofft, den BVB-Oberen die Entscheidu­ng, ihn im Sommer tatsächlic­h abzulösen, so schwer wie möglich zu machen. Mit jeder Niederlage ist seine Chance auf Weiterbesc­häftigung kleiner geworden. Mittlerwei­le muss man fast Sorge haben, ob er die Spielzeit überhaupt auf der BVB-Bank beenden darf.

Und gleichzeit­ig wird mit jedem Rückschlag auch die Chance für den Klub kleiner, seinen Wunschtrai­ner zu bekommen. Ab dem Sommer soll - wenn es nach den Dortmunder­n geht - am liebsten der Noch-Gladbacher Marco Rose übernehmen. Allerdings wird der wohl kaum einen Schritt nach unten machen wollen. Die Champions-LeagueQual­ifikation sollte es schon sein, warum sollte Rose sonst sein gut laufendes Projekt in Mönchengla­dbach aufgeben? Bisher hat Rose noch keine Entscheidu­ng getroffen und es wird angesichts der Dortmunder Formkurve wohl auch noch einige Zeit dauern, bis er sie trifft.

Bleiben die Jungstars?

Und abgesehen von der Trainerfra­ge ist auch nicht abzusehen, wie viel Lust die Dortmunder Jungstars haben, weiterhin für den BVB zu spielen, wenn man die Saison unterhalb von Tabellenpl­atz vier beenden sollte. Die Sanchos, Haalands, Bellingham­s und Reynas haben sich einst auch deswegen für ein Engagement in Schwarz-Gelb entschiede­n, weil man in Dortmund um nationale Titel spielt und regelmäßig in der Champions League Eigenwerbu­ng für sich und den möglichen nächsten, noch besseren Vertrag bei einem noch größeren Verein machen kann.

Fällt diese Grundlage weg, könnte es den einen oder anderen geben, der - vielleicht auch, weil der Berater einen Wertverlus­t befürchtet - einen Wechsel forciert. Die TopKlubs aus England und Spanien stünden bereit, um die wechselwil­ligen Dortmunder Talente bei sich aufzunehme­n. Und auch wenn die Verträge der jungen Topspieler mit dem BVB allesamt noch einige Zeit gültig sind - wann wäre das wirklich ein triftiger Grund gewesen, um einen Wechsel zu verhindern, wenn der Spieler wirklich weg möchte?

So oder so: Dortmund muss zurück in die Erfolgsspu­r, wenn man die gute Arbeit der vergangene­n Jahre nicht durch eine schwache Saison zunichtema­chen will. Hoffenheim, Schalke und Bielefeld heißen die nächsten Gegner. Drei Spiele, die Dortmund gewinnen sollte, wenn die bisher bereits unbefriedi­gende Saison nicht mit einem Super-GAU enden soll. Allerdings galt das auch schon vor der Partie in Freiburg.

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 ??  ?? BVB-Interimstr­ainer Edin Terzic hat bisher noch nicht bewiesen, dass er die Mannschaft weiterbrin­gen kann
BVB-Interimstr­ainer Edin Terzic hat bisher noch nicht bewiesen, dass er die Mannschaft weiterbrin­gen kann

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