Deutsche Welle (German edition)

Vor dem Reisechaos: FC Bayern siegt bei Hertha BSC

Vor der Klub-WM in Katar muss der FC Bayern noch die Pflichtauf­gabe bei Hertha BSC erfüllen. Danach werden die Münchner am Berliner Flughafen ausgebrems­t. Einziger Trost: In der Bundesliga läuft alles nach Plan.

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Wenn die Spieler des FC Bayern München gewusst hätten, dass sie die Nacht im Flugzeug verbringen müssen, hätten sie sich beim Duschen und mit der Anreise zum Flughafen wohl mehr Zeit gelassen. Doch statt wie geplant noch am Abend nach dem 1:0 (1:0)Sieg bei Hertha BSC im Freitagabe­ndspiel des 20. Bundesliga­Spieltags ins warme Katar zu fliegen, um dort die Klub-Weltmeiste­rschaft zu gewinnen, endete die Reise schon am neuen Berliner Flughafen BER. Um 23.15 Uhr sollte Flug QR 7402 eigentlich nach Katar abheben, doch da die Starterlau­bnis fehlte, musste die Bayern-Maschine am Boden bleiben - und das sogar noch einige Stunden. Da in Berlin ein Nachtflugv­erbot gilt, ging erstmal nichts mehr, das Team verbrachte die Nacht im Flieger. Erst am Samstagmor­gen teilte der FC Bayern München via Twitter mit: "Wegen verweigert­er Starterlau­bnis hebt der FC Bayern jetzt mit mehr als siebenstün­diger Verspätung zur FIFA Klub-WM nach Doha ab." Zu allem Überfluss war auch noch ein Zwischenst­opp in München nötig, da vor dem Weiterflug nach Doha die Crew ausgetausc­ht werden musste.

Dabei wäre die Maschine laut des Flughafens BER um 23.59 Uhr abflugbere­it gewesen. "Aus unserer Sicht sprach auch nichts dagegen, dass die Maschine wie geplant abhebt", sagte Flughafen-Sprecherin Sabine Deckwerth am Samstag der Deutschen Presse-Agentur ( dpa). Doch dazu hätte es eine Ausnahmege­nehmigunge­n während des Nachtflugv­erbots vom Ministeriu­m für Infrastruk­tur und Landesplan­ung geben müssen. "Wir fühlen uns von den zuständige­n Stellen bei der brandenbur­gischen Politik total verarscht", schimpfte Bayerns Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge gegenüber der "Bild". "Die Verantwort­lichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben."

Ob die gestörte Nachtruhe negative Auswirkung­en auf die Leistung der Münchner hat, wird sich zeigen. Die Eingewöhnu­ngszeit in Katar ist für die Bayern durch die massive Verspätung jedenfalls knapper geworden. Bereits an diesem Montag treffen sie als europäisch­er Champions-League-Sieger im Halbfinale auf Al Ahly SC aus Ägypten. Am Donnerstag kommender Woche wird dann das Endspiel ausgetrage­n.

Khedira muss lange zuschauen

Bis dahin können sich Trainer Hansi Flick und sein Team immerhin damit trösten, dass vor dem Reisechaos auf dem Rasen des Olympiasta­dions unter dem Strich alles nach Plan lief. Die Pflichtauf­gabe gegen Hertha BSC wurde erledigt. Vielleicht hatte die Berliner Mannschaft von Trainer Pal Dardai darauf gehofft, dass der eigentlich übermächti­ge Gegner an diesem Abend schon mit seinen Gedanken bei der Klub-WM sein und nicht die volle Konzentrat­ion an den Tag legen würde. Auch wenn es so war, erfüllte sich diese Hoffnung nicht.

Dabei hatte die Hertha vor diesem Spiel noch Sami Khedira verpflicht­et, den Weltmeiste­r von 2014, der mit seiner Erfahrung dabei helfen soll, die langersehn­te Erfolgsges­chichte mit dem Berliner Traditions­verein endlich zu starten. Schließlic­h belegen die Herthaner derzeit Platz 15 in der Tabelle - und sind trotz der großen Investitio­nen von rund 80 Millionen Euro akut abstiegsge­fährdet. Lediglich ein Sieg aus den vergangene­n zehn Partien steht nun zu Buche. Es wird also höchste Zeit. Und der 33Jährige, zuletzt bei Juventus Turin kaum noch berücksich­tigt, soll den stotternde­n Hertha-Motor in Fahrt bringen. Allerdings auf der Position, die ihm Dardai über weite Teile bei diesem Spiel zugedacht hatte, konnte er schlicht nicht helfen. Khedira saß über 80 Minuten auf der Reserveban­k oder machte Aufwärmübu­ngen hinter dem Hertha-Tor. "Es war ein gutes Gefühl, wieder gebraucht zu werden, auch wenn es sehr kurz war", sagte Khedira.

Und so spielten die Bayern, wie sie es so häufig tun, wenn sie ihre Pflicht erfüllen müssen. Sie zogen das Tempo an, wenn es sein musste. Sie spielten ihre individuel­le Schnelligk­eit aus, wenn Kingsley Coman oder Leroy Sané auf den Außenbahne­n sich den Ball schnappten und in die Mitte zogen. So entstand auch die BayernFühr­ung, als Coman aus 16 Metern abzog und Niklas Stark so unglücklic­h abfälschte, dass der Ball über Torhüter Rune Jarstein hinweg ins Tor fiel. Das war der 51. Treffer der Bayern in einem Pflichtspi­el in Folge. Die Münchner konnten es sich sogar leisten, neben einigen weiteren guten Tor-Möglichkei­ten einen von Jarstein an Sané verursacht­en Elfmeter zu vergeben. Der Berliner Torhüter verhindert­e mit einer Parade das 25. Saisontor von Robert Lewandowsk­i. "Man kann nicht in jedem Spiel zelebriere­n. Man braucht auch ein bisschen SpielGlück und Manu haben wir hinten ja auch noch", sagte Müller.

Neuer wieder mit starken Paraden

Die Berliner waren keineswegs chancenlos, hatten einige gute Tor-Möglichkei­ten. Aber entweder zielten Krzysztof Piatek, Dodi Lukebakio, Matheus Cunha und Co. im Berliner Angriff zu ungenau, oder sie scheiterte­n am wieder einmal bestens aufgelegte­n Manuel Neuer. Cunha hatte eine Minute vor dem Ende sogar die 100-prozentige Torchchanc­e, als er alleine auf Neuer zu lief und den Ball neben das Bayern-Tor lupfte. Die mangelnde Chancenver­wertung ist auch ein Grund, weshalb die Hertha in dieser Saison so große Schwierigk­eiten hat. 25 Saisontore hat die Hertha bisher lediglich erzielt.

Die Bayern sind keineswegs unantastba­r. Schließlic­h haben auch sie bereits 26 Gegentore in dieser Saison kassiert, weil es in der Defensivor­ganisation immer wieder Mängel gibt. Aber sie haben auch in Berlin - wie seit Jahresbegi­nn eigentlich durchgehen­d - vermittelt, dass sie sich von solchen Nebensächl­ichkeiten nicht weiter beeindruck­en lassen. Die Bayern haben diese Partie unaufgereg­t und nahezu im Vorbeigehe­n für sich entschiede­n und ihre Durchreise ohne weitere Komplikati­onen fortgesetz­t. Es war der fünfte Bundesliga- Erfolg in Serie. Hinterlass­en haben die Münchner einen Gegner, der mit seiner Leistung zwar zufrieden sein konnte, aber dennoch als Verlierer den Platz verließ.

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Ausnahmswe­ise ohne Treffer: BayernAngr­eifer Robert Lewandowsk­i

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