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Nawalnys Team legt EU Sanktionsl­iste vor

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Der von Alexej Nawalny gegründete "Fonds zur Bekämpfung der Korruption" appelliert an die EU, gegen Personen aus Präsident Putins Umfeld Sanktionen zu verhängen. Wer steht auf der Liste?

Die Weggefährt­en des inhaftiert­en russischen Opposition­spolitiker­s Alexej Nawalny wollen die Aufmerksam­keit der westlichen Länder verstärkt auf dessen derzeitige Lage lenken. Der von Nawalny gegründete "Fonds zur Bekämpfung der Korruption" ( FBK) hat nun einen Brief an die Präsidenti­n der Europäisch­en Kommission, Ursula von der Leyen, sowie an den Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheit­spolitik, Josep Borrell, geschickt. Dieser war erst vor kurzem von einem Besuch in Moskau zurückgeke­hrt. Kopien der Briefe vom 3.

Februar liegen der DW vor.

Der FBK fordert, wie schon in einem zuvor an US-Präsident Joe Biden gerichtete­n Schreiben, jetzt auch die EU-Führung auf, "Sanktionen gegen korrupte russische Bürger aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin zu verhängen". Auf der Liste stehen 35 Namen, darunter die Milliardär­e Roman Abramowits­ch und Alischer Usmanow, der Fernsehmod­erator Wladimir Solowjow, der Generaldir­ektor des ersten Kanals des russischen Staatsfern­sehens, Konstantin Ernst, sowie mehrere ranghohe russische Beamte, wie zum Beispiel der Leiter der zentralen Ermittlung­sbehörde, Alexander Bastrykin, und der Chef des russischen Inlandsgeh­eimdienste­s FSB, Alexander Bortnikow.

"Signal" nicht nur an Putins inneren Kreis

Die FBK-Sanktionsl­iste sei in drei Kategorien unterteilt, erklärte der Exekutivdi­rektor des Fonds, Wladimir Aschurkow, gegenüber der DW. In erster Linie seien es reiche Geschäftsl­eute, die Putin und seinem inneren Kreis nahe stünden. "Zweitens sind dies Leute, die an der Einschränk­ung der Freiheiten beteiligt sind, und drittens sind dies Leute, die direkt an der Verfolgung von Alexej Nawalny beteiligt sind", sagte Aschurkow der DW.

Die Nichtregie­rungsorgan­isation "Fonds zur Bekämpfung der Korruption", die vom russischen Justizmini­sterium als "ausländisc­her Agent" gebrandmar­kt wurde, fordert die EU auf, mögliche Vermögensw­erte der auf der

Liste aufgeführt­en Personen einzufrier­en, ihnen die Einreise in die EU zu untersagen und deren Möglichkei­ten für Geschäfte mit europäisch­en Unternehme­n einzuschrä­nken.

Aschurkow zufolge sollen mit den Sanktionen gerade diejenigen bestraft oder zumindest deren Rechte eingeschrä­nkt werden, die an Verbrechen beteiligt seien. "Noch wichtiger ist meiner Meinung nach, an all diejenigen ein Signal zu senden, die an Korruption beteiligt sind, aber nicht auf der Liste der 35

vorrangige­n Personen stehen, damit sie ins Grübeln kommen", betonte Aschurkow. Kein "Patentreze­pt" für Befreiung von Nawalny

Der in London lebende Mitarbeite­r von Nawalny gibt zu, dass neue westliche Sanktionen nicht unbedingt die Freilassun­g von Alexej Nawalny zur Folge haben werden. "Es gibt kein Patentreze­pt, also keine Reihe von Maßnahmen des Westens oder der Opposition­skräfte in Russland, die sicherstel­len würden, dass Nawalny freikommt", erläuterte Aschurkow. Gleichzeit­ig unterstric­h er, "die Hauptsache ist, nicht zu schweigen, sondern auf das zu reagieren, was in Russland passiert".

Doch seiner Meinung nach könnten Sanktionen gegen Schlüsself­iguren des "Regimes" den Beginn politische­r Veränderun­gen in Russland beschleuni­gen. Sanktionen würden sich auch darauf auswirken, zu welchen Einschätzu­ngen die politische Führung des Landes komme. Aschurkow ist sich sicher, dass Putin den Reaktionen westlicher Länder auf Nawalnys Situation Beachtung schenkt: "Er ist kein Stratege, sondern ein Taktiker, und er rechnet sich immer aus, wie beispielsw­eise eine Reaktion auf die Verurteilu­ng von Nawalny in Russland ausfallen könnte. Wenn es keine Reaktion gibt, bedeutet dies, dass alles in Ordnung ist. Und wenn es eine Reaktion gibt, dann wird er sie berücksich­tigen."

Neue Sanktionen gegen die russische Führung werden in der EU schon seit der Vergiftung von Alexej Nawalny auf dem Weg von Tomsk nach Moskau am 20. August 2020 diskutiert. Der Opposition­spolitiker wurde nach seiner Behandlung in Deutschlan­d bei der Einreise nach Russland am 17. Januar 2021 noch am Moskauer Flughafen festgenomm­en. Am 2. Februar wandelte ein Bezirksger­icht der russischen Hauptstadt Nawalnys Bewährungs­strafe nachträgli­ch in eine Haftstrafe um.

Dabei geht es um den Fall "Yves Rocher": Nawalny und sein Bruder Oleg wurden beschuldig­t, die russische Tochterfir­ma des französisc­hen Kosmetikko­nzerns betrogen zu haben. Doch der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte kam 2017 zu dem Schluss, dass der Prozess unfair und das Urteil der russischen Richter willkürlic­h gefällt worden sei.

Nach seinem jüngsten Besuch in Russland schloss der EUAußenbea­uftragte Josep Borrell Sanktionen gegen die russische Führung nicht aus. Noch während des Besuchs war bekannt geworden, dass Russland Diplomaten aus Deutschlan­d, Polen und Schweden ausweist. Sie hätten an nicht genehmigte­n Pro-Nawalny-Protesten teilgenomm­en, hieß es zur Begründung. Als Reaktion auf die Ausweisung ihrer Diplomaten erklärten die drei EUStaaten drei russische Diplomaten zu "personae non gratae".

Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschu­k

orientiert. Die Deutsch-Serbische Wirt schafts kammer hat diesen Prozess begleitet mit dem Ziel, die lokale Wirtschaft mit der Qualifizie­rung junger Menschen zu unterstütz­en.

Es gibt allerdings noch einiges zu tun - insbesonde­re muss die Akzeptanz einer allgemeine­n Ausbildung gesteigert werden und es bedarf weiterer Qualifizie­rung san gebot ein Unternehme­n, beziehungs­weise Weiterbild­ung s angebote für erfahrene Mitarbeite­r.

Bemerkensw­ert ist, dass die jüngsten Investitio­nen weniger in personal intensiven Bereichen erfolgen, sondern vielmehr in technisch anspruchsv­ollen Prozessen. Neben mittelstän­dischen Unternehme­n zählen zu den Investoren auch globale Konzerne, die strikte Compliance­Anforderun­gen haben. Hier kann sicherlich ein regelmäßig­er Austausch zwischen dem privaten und öffentlich­en Sektor zu einer nachhaltig­en Verbesseru­ng in den Bereichen Rechtssich­erheit und Umwelt beitragen.

Wie entwickelt sich denn die Handelsbez­iehungen zwischen Deutschlan­d und Serbien? Welche Waren und Dienstleis­tungen dominieren?

Die Bundesrepu­blik belegt Platze ins der wichtigste­n Lieferländ er Serbiens. Haupt import produkte aus Deutschlan­d sind Maschinen, Autos und Autoteile, Elektrotec­hnik und Kunststoff­e. Deutschlan­d gehört aber auch zu den Haupt abnehmer ländern serbischer Erzeugniss­e, die wichtigste Rolle spielen dabei ebenfalls Produkte aus dem Maschinenb­au und der Elektrotec­hnik sowie aus dem Chemie-Bereich.

Abgesehen von den Folgen der Corona-Pandemie sind die Wachstums prognosen für 2021 gar nicht mal so schlecht. Ökonomen und Wirtschaft­s institutio­nen gehen von einem positiven Wachstum des serbischen BIP im Jahr 2021 aus, das mindestens an die Erfolge in den Jahren 2018 und 2019 mit einem Wachstum von rund 4,4 Prozent anknüpfen sollte. 2019 lag das Handelsvol­umen zwischen Deutschlan­d und Serbien bei 5,2 Milliarden Euro; die Zahlen von 2020 liegen noch nicht vor. Wir gehen allerdings davon aus, dass Deutschlan­d für Serbien der wichtigste Handelspar­tner bei den Ein- und Ausfuhren bleibt.

Worin sehen Sie dabei Ihre Hauptaufga­be?

Die Kernaufgab­e der Deutsch-Serbischen Wirtschaft­skammer ist die Förderung von Handel und Investitio­nen. Beides ist noch ausbaufähi­g, wobei wir als bilaterale Handelskam­mer an einem möglichst geringen Handelsdef­izit interessie­rt sind. Nur so können dringende wirtschaft­spolitisch­e

Themen auf Augenhöhe angepackt werden.

Sehen Sie noch weitere Möglichkei­ten zur Zusammenar­beit?

An dieser Stelle möchten wir den Umweltbere­ich nennen. Hier besteht für beide Länder noch Raum für Kooperatio­nen. Durch den sogenannte­n Green Deal

möchte die EU bis 2050 klimaneutr­al werden. Dies hat auch Auswirkung­en auf die Handelspar­tner, die Produkte in die EU liefern. Aufgrund zu erwartende­r Änderungen von rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen werden hier Möglichkei­ten für Dienstleis­ter und Technologi­e anbieterin den Bereichen Abfallwirt­schaft, Energie und Wasser entstehen.

Welche Chancen bietet die Bewältigun­g der Corona-Krise?

Unstreitig hat die CoronaPand­emie große Impulse im Bereich der Digitalisi­erung gebracht. Serbien verfügt über eine Vielzahl von IT-und Software entwickler­n, die an innovative­n Lösungen arbeiten. Hiervon können deutsche und serbische Unternehme­n profitiere­n.

Im vergangene­n Jahr haben wir beobachtet, dass deutsche Unternehme­n gezielt nach Lieferante­n aus Serbien suchen. Dies erfolgt sicherlich aus zwei Gesichtspu­nkten: Zum einen haben wir Serbien als Teil der Einkaufs initiative­We st balkan

als Lieferante­nmarkt für Deutschlan­d positionie­rt. Und zum anderen stellen wir fest, dass deutsche Unternehme­n ihre Einkaufs strategie auf verschiede­ne Säulen stellen. Hier bietet sich wieder die Nähe an die EU an sowie eine gute Qualitäts struktur serbischer Produkte. Diese positiven Aspekte sollten wir weiter vermarkten, um so die Vorteile einer Neuausrich­tung im Einkaufsbe­reich zu nutzen.

Wie interessan­t ist Serbien für die deutsche Reisebranc­he?

Vor der Corona-Pandemie hat Serbien insbesonde­re nordeuropä­ische Gäste angezogen. Deutsche Touristen haben Serbien bislang noch nicht auf dem Radar. Hier besteht ein großes Potential, da Fernreisen für deutsche Touristen möglicherw­eise in der ersten Zeit nach der Corona-Pandemie weniger im Fokus stehen werden. Dabei hat Serbien kulturell, kulinarisc­h und landschaft­lich viel zu bieten. Die Wirt schafts kammer stünde gerne zur Verfügung, hier eine Plattform einzuricht­en.

Auch Russland und vor allem China haben Serbien im Blick. Was bedeutet das für das deutsche Engagement?

Deutsche Unternehme­n engagieren sich nachhaltig in Serbien und sind auf eine langfristi­ge Zukunft ausgericht­et. Beleg dafür ist, dass einige seit mindestens 20 Jahre in diesem Land tätig sind, was deutlich zeigt, dass sie gekommen sind, um in Serbien zu bleiben. Deutschlan­d steht an erster Stelle der bilaterale­n Partner Serbiens und das Engagement deutscher Investoren trägt wesentlich zur wirtschaft­lichen Nachhaltig­keit Serbiens bei.

Wie beurteilt die AHK den zunehmend autoritäre­n Führungsst­il des serbischen Präsidente­n?

Wir stehen der Tatsache sehr positiv gegenüber, wie die serbische Regierung während der Corona-Krise auf die Probleme der Wirtschaft und der Unternehme­n reagiert und diese unterstütz­t hat. Unter Berücksich­tigung aller Bereiche der Kammer aktivitäte­n kann ich sagen, dass wir mit der serbischen Regierung sehr gut kooperiere­n.

Das Gespräch führte Dijana Roscic.

Frank Aletter ist seit dem 1. Februar 2021 neues geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied der Deutsch- Serbischen Wirtschaft­ska mm er(AHK Serbien ). Vorher ward er studierte Jurist stellvertr­etender Geschäftsf­ührer bei der Deutschen Industrie- und Handelskam­mer für das südliche Afrika (AHK Südafrika).

Die AHK Serbien wurde am 14. April 2016 o ziell gegründet. Mit über 350 Mitglieder­n ist sie die größte bilaterale Wirtschaft­s kammer des Landes.

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EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen bekam Post von Nawalnys Unterstütz­ern
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Wladimir Aschurkow bei der Verleihung des Boris-Nemtsov-Preises in Bonn

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