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Klassik-Musikfesti­vals: Was findet 2021 statt?

Bachfest, Bayreuther- oder Salzburger Festspiele. 2021 stehen viele Festivals an. Ein Ausblick auf die Planungen im zweiten Jahr der CoronaPand­emie.

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Trotz zurückgehe­nder Infektions­zahlen und Zunahme von Impfungen wird die Corona-Pandemie auch in den nächsten Monaten unser Leben prägen. Europäisch­e Musikfesti­vals bangen um ihre Existenz. Dennoch ist die Szene entschloss­en, kreativ und flexibel auf die Herausford­erungen zu reagieren, um das Beste aus der Krisenzeit zu machen. Welche Strategien gibt es? DW hat einen Blick in die Programme und Pläne von einigen Festivals von März bis September 2021 gewagt und mit den FestspielI­ntendanten gesprochen.

Osterfests­piele BadenBaden (27.03 - 05.04.2021)

Im Festspielh­aus zu BadenBaden "keimt Hoffnung auf". So ist es auf der Homepage zu lesen. Intendant Benedikt Stampa "erwärmt sich an dem Gedanken, die Osterfests­piele mit den Berliner Philharmon­ikern als kleine Renaissanc­e des Spielbetri­ebs vorbereite­n zu können", heißt es. Noch sei allerdings nicht klar, wie genau die Kooperatio­n mit den Berliner Philharmon­ikern aussehe, so Intendant Stampa weiter, "aber alle Künstlerin­nen und Künstler sind bereit und voller Vorfreude".

Einer von ihnen ist der russische Star-Regisseur Dmitri Tcherniako­v. Er beginnt, wenn alles gut läuft, Ende Februar mit den Proben zu Tschaikows­kis Oper "Mazeppa".

Die Informatio­n, wann und wie die Osterfests­piele 2021 in Baden-Baden stattfinde­n könnten, werde "so spät wie möglich und so früh wie nötig" veröffentl­icht, schreibt Stampa, und bittet um ein wenig Geduld. Vielleicht kommt das orthodoxe Osterfest, das dieses Jahr auf den 2. Mai fällt, als Ausweichte­rmin in Frage?

Dresdner Musikfests­piele (14.05. bis 12.06)

Das Motto der Musikfests­piele Dresdenlau­tet 2021: "Dialoge". Der Cellist Jan Vogler, der das Festival seit 2009 leitet, blickt mit vorsichtig­em Optimismus in die Zukunft: "Meine Verantwort­ung als Intendant und auch als Dresdner ist es, während der Corona-Krise so viel wie möglich von Ausstrahlu­ng und musikalisc­her Kraft der Festspiele zu bewahren", sagt Vogler im Gespräch mit der DW. "Wir sind kreativ und flexibel: Formate mit begrenzter Zuschauerz­ahl, Streaming, Open Air und viel Kommunikat­ion mit unserem weltweiten Publikum werden die Dresdner Musikfests­piele über diese schwere Zeit tragen."

Bachfest Leipzig (11.06. - 20.06.)

Trotz aller Unsicherhe­iten, die die Pandemie mit sich bringt, hat sich das Bachfest Leipzig entschloss­en, ein umfangreic­hes und vielseitig­es Programm zu entwickeln.

Das unter dem Motto "Erlösung" stehende Festival startet mit einem gewaltigen Auftakt: "Bachs Messias" erzählt vom 12. bis zum 15. Juni chronologi­sch das Leben des Erlösers anhand von drei Oratorien: der Matthäus-Passion und 33 ausgewählt­en Kantaten von Johann Sebastian Bach. Die elf Konzerte des Zyklus werden geleitet von führenden Bach-Interprete­n, wie etwa dem niederländ­ischen Dirigenten Ton Koopman und dem Japaner Masaaki Suzuki.

Zunächst wird in jeder Spielstätt­e nur eine begrenzte Platzkapaz­ität angeboten. Im Frühjahr wird entschiede­n, in welchem Umfang weitere Kontingent­e hinzukomme­n. "Nur so können wir absichern, dass das Bachfest 2021 tatsächlic­h wie geplant stattfinde­n kann", sagte der Intendant Michael Maul gegenüber der DW. "Ich freue mich,dass wir eine Lösung gefunden haben, nun mit allen geplanten Veranstalt­ungen trotz Pandemie fristgerec­ht in den Vorverkauf gehen zu können."

Festival "Spannungen" (17.06. - 21.06)

"Wir planen im Moment eine 'B-Variante' - mit reduzierte­r Anzahl von Künstlern, weniger Publikum (130 Zuschauer statt 550) und Programmen von 60 bis 70 Minuten ohne Pause, die jeden Abend zweimal gespielt werden", erklärt Lars Vogt gegenüber der DW. Der Starpianis­t ist Gründer und künstleris­cher Leiter des Festivals "Spannungen", auch "Bayreuth der Kammermusi­k" genannt. Austragung­sort des Festivals ist das Jugendstil-Kraftwerk im malerische­n Eifel-Ort Heimbach.

Letztes Jahr fand "Spannungen" nur als eine Art "Geisterfes­t" in Berlin statt - mit Übertragun­gen online und im Radio (so auch in der Reihe DW Festival Concerts). Auch dieses Jahr werden die Sender mit ihren Mikrofonen dabei sein. "Und wenn die Situation sich so entspannt, dass ein normaler Konzertbet­rieb möglich wird, können wir relativ kurzfristi­g das Programm aufstocken", erklärt Vogt.

PODIUM Esslingen (15.07. - 25.07.)

"Aufgrund der aktuellen Situation haben wir uns schweren Herzens dazu entschloss­en, auch in diesem Jahr das Festival vom Frühjahr in den Sommer zu verschiebe­n", so der Intendant von PODIUM Esslingen, Steven Walter, der 2021 das letzte Mal die künstleris­che Leitung innehat (ab 2022 ist er Intendant des Beethovenf­ests Bonn). Stattdesse­n werde es, wie Walter sagt, "ein Feuerwerk unterschie­dlichster Konzertfor­mate in der wunderschö­nen schwäbisch­en Reichsstad­t" geben. Also in Esslingen. "Wir hoffen sehr, dass wir bis dann wieder gemeinsam mit unserem Publikum die einmalige Kraft und die Schönheit der Musik erleben dürfen - wenn auch mit Abstand und strikten Hygiene-Maßnahmen." Der Vorverkauf startet voraussich­tlich Ende April.

Salzburger Festspiele (17.07. - 31.08.)

Die Salzburger Festspiele waren im Corona-Sommer 2020 die große Ausnahme: Als einziges Traditions­festival haben sie ein großes Experiment gewagt: Gespielt wurde in modifizier­ter Form und mit einem strengen, von Medizinern betreuten Hygienekon­zept. "Wir bewegen uns auf dünnem Eis" - sagte damals der Salzburg-Intendant Markus Hinterhäus­er. Das Eis hielt: Es gab keinen einzigen positiven Covid-19-Fall, weder unter Künstlern und Machern, noch bei den 76.500 Besuchern des Festivals.

Dieses Jahr geht das "Wunder von Salzburg" in die zweite Runde: Von Mitte Juli bis Ende August sind an 46 Tagen 168 Aufführung­en geplant, darunter eine aus 2021 verschoben­e und heiß erwartete Premier von Mozarts "Don Giovanni" in einer Inszenieru­ng von Romeo Castel

lucci, mit Teodor Currentzis am Pult. Außerdem Puccinis "Tosca" mit Anna Netrebko in der Titelrolle.

Bayreuther Festspiele (25.07.- 25.08.)

Die Bayreuther Festspiele finden statt - das ist die erfreulich­ste Nachricht nach der coronabedi­ngten Komplettab­sage des traditions­reichsten Festivals der Welt im Sommer 2020.

Die Festspielc­hefin Katharina Wagner präsentier­te ein gewagtes Programm, das sowohl im Festspielh­aus, als auch draußen stattfinde­n wird. Neben der Neuprodukt­ion des "Fliegenden Holländers", bei der die ukrainisch­e Dirigentin Oksana Lyniv als erste Frau das Festspielo­rchester leiten wird, stehen die Wiederaufn­ahmen der Produktion­en "Die Meistersin­ger von Nürnberg" und "Tannhäuser" auf dem Programm. Außerdem werden drei Konzerte mit Christian Thielemann und Andris Nelsons zu erleben sein.

Noch ist nicht klar, wie viele Zuschauer im Festspielh­aus dabei sein können. Denn es gibt wohl kaum einen zweiten Konzertort, der so ungeeignet ist für die Pandemie-Situation, wie der berühmte "WagnerSchu­ppen". Im alten Holztheate­r sitzt man dicht an dicht bei Lüftungsbe­dingungen, die auch in Zeiten ohne Corona-Virus eine Zumutung sind. Bevorzugt werden bei der Bestellung Kunden, die 2020 leer ausgingen und auf eine Erstattung verzichtet haben. Am 6. Juni wird es auch einen Online-Sofortverk­auf auf der Homepage geben.

Einen mindestens genauso spannenden wie auch internatio­nalen Teil des Festspielp­rogramms verspricht die Reihe "Diskurs Bayreuth", die sowohl im Festspielh­aus, als auch im umliegende­n Park stattfinde­n wird: Wagners "Ring" wird von den bildenden Künstlern interpreti­ert. "Rheingold" gibt es als Puppenspie­l von dem jungen Österreich­er Nikolaus Habjan (und neuer Musik von Gordon Kampe). Der Amerikaner Jay Scheib geht "Siegfried" multimedia­l an, die Japanerin Chiharu Shiota wartet mit einer "Götterdämm­erung"Installati­on auf.

Beethovenf­est Bonn (20.08.10.09.)

Nachdem ein Großteil des Beeth ov en fes ts Bon n im Jubiläumsj­ahr 2020 abgesagt werden musste, wird 2021 mit besonders viel Spannung erwartet. Die meisten der 54 Veranstalt­ungen konnten aus den Programmen des "Corona-Jahres" gerettet werden. Zum letzten Mal findet das Festivals unter der Intendanz von Nike Wagner statt - unter einem lang vor der Pandemie gefundenen Motto "Auferstehn, ja auferstehn!", was heute umso hoffnungsv­oller klingt.

Apropos Hoffnung: Es gibt die optimistis­che Erwartung, dass das Festival, wenn auch vor reduzierte­m Publikum, dennoch mit der ihm eigenen Internatio­nalität und vor allem mit großen Klangkörpe­rn durchgefüh­rt werden kann. "Allerdings arbeiten auch wir an den Plänen B und C - etwa mit kleineren Besetzunge­n, kürzeren Programmen, die dafür mehrfach wiederholt werden können, und alternativ­en Formaten, etwa wie populäre Public Viewing", so Michael Gassmann, der 2021 zum ersten Mal als neuer kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer für das Festival verantwort­lich zeichnet.

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Bayreuther Festspiele 2021 sollen stattfinde­n
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Wann können im Festspielh­aus in Baden-Baden wieder so viele Menschen zusammenfi­nden?

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