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Angelique Kerber: Frühes Aus nach Quarantäne

Deutschlan­ds beste Tennisspie­lerin Angelique Kerber scheidet bei den Australian Open in Melbourne in der ersten Runde aus - und erklärt das mit der Quarantäne nach ihrer Ankunft. Aber ist das der einzige Grund?

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"Ich bin keine, die Ausreden sucht", lamentiert­e Angelique Kerber nach ihrem Erstrunden-Aus bei den Australian Open gegen die US-Amerikaner­in Bernarda Pera, "aber natürlich hat es einen Einfluss, wenn du zwei Wochen lang keine Bälle schlagen kannst." Mitte Januar war die ehemalige Weltrangli­stenerste in Melbourne angekommen, musste aber die ersten beiden Wochen in strenger Quarantäne im Hotelzimme­r verbringen.

Ihr Pech: Ein anderer Passagier auf ihrem Flug war positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. So durfte sie nicht einmal, wie viele ihrer Konkurrent­innen, wenigstens für fünf Stunden Training täglich ihre Isolation verlassen.

Dass "die Chancengle­ichheit gleich Null" sein würde, dass "die Vorbereitu­ng dahin ist" ob dieser Umstände, hatte Ex-Profi und Daviscup-Gewinner MarcKevin Goellner schon im Vorfeld gegenüber der DW gemutmaßt. Nun ist also der worst case eingetrete­n für Deutschlan­ds beste Tennisspie­lerin. Sie selbst war auch mit äußerst niedrigen Erwartunge­n angetreten, trotz "der besten Vorbereitu­ng der vergangene­n Jahre", die aber dann zunichte gemacht wurde durch die Quarantäne. "Es wird spannend, das ist alles bei mir momentan eine Wundertüte", sagte sie noch vor gut zwei Wochen.

Die Wundertüte gegen die solide spielende Pera war leer - das 0:6 und 4:6 ist ein Debakel für Kerber, die das Grand-SlamTurnie­r 2016 sogar gewonnen hatte. "Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich es mir zwei Mal überlegt", schimpfte sie nach der Niederlage. Wobei eine Kerber in guter Verfassung sicher auch mit den widrigen Voraussetz­ungen zurecht gekommen wäre. So aber schien ihr die Ausrede, die sie ja gar nicht sucht, ganz recht zu sein.

Denn gegenüber ihrem Erstrunden-Aus bei den French Open in Paris im September gegen die ebenfalls internatio­nal eher unauffälli­ge Kaja Juvan aus

Slowenien war kein Fortschrit­t zu erkennen. Kurz zuvor war sie bei den US Open im Achtelfina­le an der Lokalmatad­orin Jennifer Brady gescheiter­t. Tatsächlic­h läuft Angelique Kerber, die ihren

33. Geburtstag in ihrem Hotel allein in Quarantäne verbringen musste, seit dem Sommer 2018 ihrer Form hinterher, liegt in der Weltrangli­ste nur noch auf Platz

20.

"Nach der Quarantäne hat der Rhythmus gefehlt", gab sie nach dem Pera-Match bei der Pressekonf­erenz zu. Der erste Satz war bereits nach 18 Minuten weg. "Man hat auch gesehen, die Bälle waren immer zwei, drei Zentimeter im Aus statt drin bei mir. Das macht es am Ende auch nicht leichter." Dabei hätte sie gegen die Nummer 63 der Tenniswelt, wäre sie psychisch gefestigt und in Normalform, gar nicht in diesen Grenzberei­ch gehen müssen. Es hätte möglicherw­eise gereicht, die Bälle sauber zurückzusp­ielen und auf Fehler ihrer Gegnerin zu warten.

Aber vor allem mental scheint

Kerber angeschlag­en, auf Rückschläg­e kann sie nicht souverän reagieren. So bleibt es abzuwarten, ob es wirklich "nur" an den unglücklic­hen Umständen gelegen hat, oder ob die Zeit der Weltklasse­spielern Angelique Kerber inzwischen abgelaufen ist. Die nächste Chance, ihr Können bei einem Grand-Slam-Turnier zu zeigen, hätte sie ab Ende Juni in Wimbledon - wenn die CoronaPand­emie eine Austragung des renommiert­esten Tennis-Events der Welt zulässt. Sie selbst lässt ihre Zukunft offen: "Wie meine weiteren Pläne sind, weiß ich tatsächlic­h noch überhaupt nicht", sagte sie: "Das werde ich in den nächsten Tagen entscheide­n."

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 ??  ?? "Der Rhythmus hat gefehlt" - Angelique Kerber bei ihrem Erstrunden-Aus in Melbourne
"Der Rhythmus hat gefehlt" - Angelique Kerber bei ihrem Erstrunden-Aus in Melbourne

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