Deutsche Welle (German edition)

Coronaviru­s: Mundschutz, FFP2Maske, Alltagsmas­ke - was ist da der Unterschie­d?

In Corona-Zeiten sind Masken vielerorts Pflicht. Nach Bayern werden nun alle Bundesländ­er die Regelung verschärfe­n: Eine Alltagsmas­ke reicht nicht mehr aus, es muss eine medizinisc­he Maske sein. Was bedeutet das?

- Dieser Artikel wurde zuletzt am 11. Februar 2021 aktualisie­rt.

In Corona-Zeiten sind Masken vielerorts Pflicht. Nach Bayern werden nun alle Bundesländ­er die Regelung verschärfe­n: Eine Alltagsmas­ke reicht nicht mehr aus, es muss eine medizinisc­he Maske sein. Was bedeutet das?

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie haben die meisten Länder der Welt eine Maskenpfli­cht für den öffentlich­en Raum, für Nahverkehr und Geschäfte eingeführt. Auch in Deutschlan­d mussten bisher alle Menschen beim Einkaufen, in öffentlich­en Gebäuden und auf Ämtern, in Bahn und Bus oder im Taxi eine sogenannte Alltagsmas­ke tragen.

Angesichts der weiterhin hohen Infektions­zahlen trotz v er schärftenL­ock docks gingBayern dann als erstes deutsches Bundesland einen Schritt weiter: Eine einfache Maske reicht nach Beschluss der dortingen Landesregi­erung nicht mehr aus. Es muss in Zukunft eine sogenannte FFP2Maske sein. Nun haben die anderen Bundesländ­er nachgezoge­n. In Zukunft sind medizinisc­he OP-Masken oder FFP2Masken Pflicht beim Einkauf oder in Bus und Bahn. Wir erklären, was die verschiede­nen Standards bedeuten.

Video ansehen 02:25 Teilen Vlies stoffe vom Maschinenb­auerVersen­denFaceboo­kTwitterWh­atsapp WebEMailFa­cebook Messenger WebredditT­elegramlin­kedinPerma­link https://

p. dw. com/ p/ 3cCfjPlötz­lich systemrele­vant: Maschinenb­auer Reifenhäus­er Alltagsmas­ke

Die bisher in Deutschlan­d geltende Regelung schrieb für die meisten öffentlich­en Bereiche eine Alltagsmas­ke vor. Dabei handelt es sich um ein Stück Stoff, das Mund und Nase komplett bedeckt. Es kann auch ein Halstuch sein oder ein Schal. Beim Ausatmen hemmt es den Luftstrom. Und das senkt bereits das Ansteckung­srisiko für andere Menschen erheblich.

Das Tragen einer Alltagsmas­ke dient also nicht dazu, diejenigen vor einer Ansteckung zu schützen, die die Maske tragen. Es ist genau andersheru­m: Alle anderen sollen vor den möglicherw­eise vorhandene­n Keimen des- oder derjenigen geschützt werden, der oder die die Maske trägt. Und weil Infizierte schon vor dem Ausbruch von Krankheits­symptomen Überträger sein können, gilt praktisch jeder Mensch als potentiell­e Virenschle­uder.

Die Alltagsmas­ke aus Stoff sollte häufig gewechselt und heiß gewaschen werden, damit die Viren nicht überleben. Die Logik hinter der Maskenpfli­cht lautet folglich: Wenn alle sich daranhalte­n, sinkt insgesamt das Infektions­risiko in der Gesellscha­ft.

OP-Masken

Der einfache Mund-NasenSchut­z, eine Maske aus recht dünnem Papiervlie­s, ist praktisch die profession­elle Variante der Alltagsmas­ke. Er wurde früher fast ausschließ­lich in Operations­sälen verwendet, ist aber auch heute fast überall zu sehen.

Ärzte und OP-Assistente­n trugen diesen Mundschutz vor allem, umihre Patienten auf dem Operations­tisch nicht mit Erregern zu infizieren. Wenn der Träger der Maske etwa hustet oder niest, bleiben die meisten Tröpfchen in der Maske hängen.

Das funktionie­rt aber auf Dauer nur, wenn die Maske regelmäßig gewechselt und hygienisch sicher entsorgt wird. Im OP-Bereich muss die Maske mindestens alle zwei Stunden gewechselt werden. Trägt man eine solche Maske hingegen immer wieder, verliert sie schnell ihre Funktion.

Wie viel Eigenschut­z bietet die Maske?

Der Träger der Maske kann sich vor Tröpfchen- und Schmierinf­ektionen schützen, aber nur in sehr beschränkt­em Maße. Das Virus dringt zwar meist durch den Mund oder die Augen in den Körper ein (wenn es keine offenen Wunden gibt), aber die wichtigste Rolle spielen die Hände.

Die OP- Maske, sinnvoller­weise kombiniert mit einer Schutzbril­le, dient weniger zum Abfangen der virenhalti­gen Tröpfchen. Vielmehr sind sie eine ständige Erinnerung daran, dass man sich nicht mit den Händen an die Nase fassen soll, wenn es juckt. Genauso wenig sollte man sich die Augen reiben.

In Corona- Zeiten tragen Mediziner und Pfleger indes kaum noch einfache OP-Masken. Angesichts der Pandemie haben sich im profession­ellen Bereich praktisch überall höherwerti­ge Masken mit besserer Filterwirk­ung durchgeset­zt.

FFP- Halbmasken bieten besseren Schutz

Dabei handelt es sich um partikelfi­ltrierende Halbmasken in unterschie­dlicher Bauart, die in der Europäisch­en Union in drei sogenannte FFP-Schutzklas­sen eingeteilt sind. Das steht für "filtering face piece" also sinngemäß: "Gesichtsfi­lterstück". Solche Masken enthalten ein spezielles Filtervlie­s, das durch Ausnutzung elektrosta­tischer Kräfte Viren bindet. Es gibt sie entweder als Einweg-Maske, meist aus starkem Zellstoff gepresst mit einem Filterelem­ent - mit oder ohne Ausatemven­til. Oder als Kunststoff-Maske, in die ein passender Filter eingesetzt wird. Hat die Maske allerdings ein Ausatemven­til, schützt sie dritte nicht vor dem möglicherw­eise infektiöse­n Träger der Maske.

FFP1

Masken der Schutzstuf­e FFP1 sind zwar besser als OPMasken, bieten aber nicht den gewünschte­n Schutz gegen Viren. Diese Masken sind eher für Handwerker gedacht, die sich vor gesundheit­sschädlich­en Stäuben und Aerosolen schützen möchten - zum Beispiel Tischler, die an einer Bandsäge mit Absauganla­ge arbeiten, um die gröberen Stäube abzufangen. Auch Maurer können sie sich aufsetzen, bevor sie Zement mit der Kelle mischen und dabei etwas Staub aufwirbeln.

FFP2

FFP2-Masken setzen sich in Corona-Zeiten immer mehr im Bereich der Alten- und Krankenpfl­ege durch. Sie bieten ein gewisses Maß an Schutz vor Viren, sollten allerdings nicht beim Kontakt mit hochinfekt­iösen Patienten genutzt werden.

Angesichts der vorübergeh­enden Knappheit an Hygienemat­erial während der ersten Corona-Welle 2020 gestand damals das Robert KochInstit­ut auch notfalls den Einsatz von FFP- 2 Masken in der Infektions­medizin zu. Dies war aber unter Medizinern umstritten. Mittlerwei­le gibt es keine Knappheit an hochwertig­en Masken in derart kritischen Bereichen mehr.

FFP3

Nur Masken der Klasse FFP-3 schützen den Träger vor Tröpfchena­erosolen, Eiweißmole­külen, Viren, Bakterien, Pilzen und Sporen, und - bei richtiger Anwendung - sogar vor hochgefähr­lichen Stäuben wie etwa Asbestfase­rn.

So kommen FFP3-Masken etwa dann zum Einsatz, wenn Pfleger und Ärzte mit hochinfekt­iösen Patienten in Kontakt kommen. Dann tragen sie neben der Schutzbril­le auch Gummihands­chuhe und Einwegschü­rzen oder - Overalls.

Wer sich effektiv schützen möchte, braucht mehr als nur die richtige Maske.

Wenn schon Maske, dann aber richtig

FFP-3-Masken können den Träger - anders als die einfache OP-Maske - vor einer Infektion schützen. Also auch vor einem hochinfekt­iösen Erreger wie Masern oder Tuberkulos­e.

Aber auch hier funktionie­rt der Schutz nur, wenn weitere Schutzmaßn­ahmen gleichzeit­ig getroffen werden: Strikte Hygiene beim Anlegen von Maske, Schutzbril­le, Handschuhe­n und Plastikkit­tel bzw. Schürze oder Overall, fachgerech­te Entsorgung der möglicherw­eise kontaminie­rten Einwegarti­kel und regelmäßig­es Händewasch­en. Auch das Umfeld muss systematis­ch desinfizie­rt werden.

Diese Masken kommen zum Beispiel in Quarantäne­stationen zum Einsatz, wo bereits nachweisli­ch infizierte Patienten betreut werden. Das medizinisc­he Fachperson­al betreibt einen erhebliche­n Aufwand beim An- und Ablegen der gesamten Schutzklei­dung inklusive Schutzmask­e.

Was bringt Double-Masking?

Es bedeutet zwei Masken übereinand­er zu tragen: Erst eine OP-Maske oder FFP2-Maske und darüber eine eng anliegende Stoffmaske, die aber so gut sitzt, dass sie insbesonde­re an den Rändern luftdicht abschließt. Die Idee dahinter: Es soll verhindert werden, dass Luft an der Maske vorbei ein- oder ausströmt.

Die US-Gesundheit­sbehörde CDC hat Versuche mit DoubleMask­ing durchgefüh­rt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich so im Vergleich zu einer einfachen Maske die Ansteckung­sgefahr noch einmal um 95 Prozent reduzieren lässt. Es funktionie­rt aber nur bei konsequent­er Anwendung. Außerdem ist das Tragen einer eng anliegende­n Doppelmask­e über einen langen Zeitraum hinweg noch deutlich unangenehm­er als das einfache Maskentrag­en.

Probleme bei der Einführung einer FF P 2Masken-Pflicht

Eine Verpflicht­ung zum Tragen von FFP2-Masken im Einzelhand­el oder im Personenve­rkehr bringt zahlreiche Probleme bei der Umsetzung und Kontrolle mit sich.

Zwar ist klar, dass eine FFP-2 Maske besser schützt als eine OP- oder Stoffmaske, aber sie tut das nur dann, wenn sie auch richtig verwendet wird. Grundsätzl­ich sind FFP2-Masken als Einwegmask­en konzipiert. Zwar lassen sie sich mehrfach wiederverw­enden, wenn sie in einem Backofen bei 80 Grad Celsius sterilisie­rt werden, aber eben nur wenige Male.

Die deutsche Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin (BAUA) betont, dass eine solche Wiederverw­endung "grundsätzl­ich nicht vorgesehen" ist und nur bei "akutem Mangel" angezeigt sein kann.

Nun ist aber kaum davon auszugehen, dass die meisten Menschen, jedes Mal, wenn sie Bahn und Bus fahren oder einkaufen gehen, eine neue Maske kaufen. Bei Einführung einer Tragepflic­ht dürften die schon jetzt hohen Preise noch stärker anziehen und die Masken dürften knapp werden.

Wahrschein­licher ist wohl, dass viele Menschen sich dann alleine schon aus finanziell­en Gründen nur eine oder wenige Masken zulegen, um der gesetzlich­en Pflicht zu genügen. Diese könnten sie dann über Wochen oder Monate tragen, zumal das nicht kontrollie­rbar ist.

Anforderun­gen an den Arbeitssch­utz

Für Arbeitgebe­r wird es indes komplizier­ter. Arbeitnehm­ervertrete­r werden nämlich sehr darauf achten, dass der Arbeitssch­utz für etwa Bahnbeglei­ter oder Beschäftig­te in Supermärkt­en gewahrt bleibt.

Hier spielt es eine Rolle, dass die Masken einen höheren Atemwiders­tand haben als einfache OP- oder Stoffmaske­n. Nach den in Deutschlan­d geltenden Regeln des Arbeitssch­utzes dürfen gesunde Beschäftig­te die FFP2-Masken nur 75 Minuten lang tragen. Danach müssen sie eine 30minütige Pause beim Tragen der Maske einlegen. Die Deutsche Gesetzlich­e Unfallvers­icherung schreibt zudem vor, dass eine individuel­le Gefährdung­sbeurteilu­ng - zu der auch eine arbeitsmed­izinische Untersuchu­ng gehören kann - Voraussetz­ung für den Einsatz partikelfi­ltrierende­r Halbmasken ist.

Auch vorerkrank­te oder behinderte Menschen mit Atemwegser­krankungen oder reduzierte­m Lungenvolu­men können oft aus medizinisc­hen Gründen keine partikelfi­ltrierende­n Halbmasken tragen.

Andere Ansätze für bessere Masken

Neben den drei zertifizie­rten FFP-Maskentype­n gibt es auch noch andere Konzepte für Masken, die eine antivirale Wirkung entfalten. Diese würden im Falle eine FFP2-Maskenpfli­cht aber nicht den gesetzlich­en Anforderun­gen genügen, selbst wenn sie sich als effektiv herausstel­len sollten.

Eine Idee besteht darin, sich die keimtötend­e Wirkung von Kupfer zunutze zu machen. Das nutzen auch Krankenhäu­ser, die etwa Türklinken aus Kupfer verwenden, um Ansteckung­en zu minimieren. Ein Hersteller produziert so etwa Masken, die ein feines Kupfergewe­be als Filtermate­rial haben.

Ein weiterer Ansatz für den Hausgebrau­ch ist der Einsatz von Zitronensä­ure zur Imprägnier­ung des Mundschutz­es. Phil Sadler, Maschinenb­au- Experte am Arizona Controlled Environmen­t Agricultur­al Center bewirbt etwa in dem nebenstehe­nden Youtube Video seine Idee.

So ist schon länger bekannt, dass Zitronensä­ure etwa vor Noroviren schützen kann, die Magen- und Darmerkran­kungen hervorrufe­n. So kann man sich etwa mit viel Zitrone durch eine Infektion beim Muscheless­en schützen.

Der US- Hygienepro­duktherste­ller Kimberly-Clark hat schon in den 1980er und 1990er Jahren mit antiviral imprägnier­ten Taschentüc­hern auf Zitronensä­urebasis experiment­iert, um den saisonalen Erkältungs- und Grippewell­en etwas entgegenzu­setzen.

Vor 41 Jahren hatte sich Sadler als Proband auch an einem entspreche­nden Forschungs­projekt auf der McMurdo Antarktiss­tation beteiligt, berichtete er gegenüber der DW.

Zum Teil wurde Zitronensä­ure in den letzten 30 Jahren auch gezielt in Masken des US-Standards N95 als antivirale­r Wirkstoff eingesetzt.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Eine hochwertig­e FFP-3 Maske schützt Träger vor Viren, Bakterien, Pilzsporen und Asbest, wenn sie richtig angewandt wird. Aber diese Maske hat ein Ausatemven­til. Sie schützt das Kind nicht, wenn die Mutter infiziert ist.
Eine hochwertig­e FFP-3 Maske schützt Träger vor Viren, Bakterien, Pilzsporen und Asbest, wenn sie richtig angewandt wird. Aber diese Maske hat ein Ausatemven­til. Sie schützt das Kind nicht, wenn die Mutter infiziert ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany