Deutsche Welle (German edition)
"Serbien wird immer interessanter für Investoren"
Deutschland ist für Serbien der weltweit wichtigste Handelspartner. Frank Aletter von der AHK Serbien erklärt im DW-Gespräch, wie sich die Beziehungen noch verbessern könnten.
Deutsche Welle: Warum ist Serbien ein attraktiver Wirtschaftsstandort?
Frank Aletter: Serbien hat sich in den letzten Jahren als interessanter Standort für deutsche Investoren entwickelt. Sie sind wichtige Impulsgeber für Wachstum und Beschäftigung an diesem Wirtschaftsstandort. Attraktive Förderprogramme, eine gute Infrastruktur und natürlich die Nähe zur Europäischen Union bieten gute Argumente für Direktinvestitionen. Weiterhin brauchen Investoren weltweit Rechtssicherheit und eine solide Basis für Arbeitsund Fachkräfte. Beides hat die serbische Regierung in Angriff genommen und insbesondere in den letzten Jahren erhebliche
Fortschritte gemacht.
Welche Argumente sprechen denn noch für Serbien?
Die Geschichte hat gezeigt, dass Serbien aufgrund seiner geographischen Lage ein strategisch wichtiger Standort ist. Dies gilt heute auch noch. Neben der Europäischen Union setzt Serbien auch auf gute Beziehungen zu China und Russland. Gleichzeitig ist Serbien in einer dynamischen Region eingebettet, die auf wirtschaftliches Wachstum setzt. Diese Dynamik steckt an und wir möchten dies auch in Deutschland weiter bekannt machen.
In welchen Bereichen könnte es noch Verbesserungen geben?
Die serbische Regierung hat den Bereich der beruflichen Bildung 2018 neu strukturiert. Hier hat sie sich an dem Modell der dualen Ausbildung orientiert. Die Deutsch-Serbische Wirtschaftskammer hat diesen Prozess begleitet mit dem Ziel, die lokale Wirtschaft mit der Qualifizierung junger Menschen zu unterstützen.
Es gibt allerdings noch einiges zu tun - insbesondere muss die Akzeptanz einer allgemeinen Ausbildung gesteigert werden und es bedarf weiterer Qualifizierungsangebote in Unternehmen, beziehungsweise Weiterbildungsangebote für erfahrene Mitarbeiter.
Bemerkenswert ist, dass die jüngsten Investitionen weniger in personalintensiven Bereichen erfolgen, sondern vielmehr in technisch anspruchsvollen Prozessen. Neben mittelständischen Unternehmen zählen zu den Investoren auch globale Konzerne, die strikte ComplianceAnforderungen haben. Hier kann sicherlich ein regelmäßiger Austausch zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor zu einer nachhaltigen Verbesserung in den Bereichen Rechtssicherheit und Umwelt beitragen.
Wie entwickelt sich denn die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Serbien? Welche Waren und Dienstleistungen dominieren?
Die Bundesrepublik belegt Platz eins der wichtigsten Lieferländer Serbiens. Hauptimportprodukte aus Deutschland sind Maschinen, Autos und Autoteile, Elektrotechnik und
Kunststoffe. Deutschland gehört aber auch zu den Hauptabnehmerländern serbischer Erzeugnisse, die wichtigste Rolle spielen dabei ebenfalls Produkte aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik sowie aus dem Chemie-Bereich.
Abgesehen von den Folgen der Corona-Pandemie sind die Wachstumsprognosen für 2021 gar nicht mal so schlecht. Ökonomen und Wirtschaftsinstitutionen gehen von einem positiven Wachstum des serbischen BIP im Jahr 2021 aus, das mindestens an die Erfolge in den Jahren 2018 und 2019 mit einem Wachstum von rund 4,4 Prozent anknüpfen sollte. 2019 lag das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Serbien bei 5,2 Milliarden Euro; die Zahlen von 2020 liegen noch nicht vor. Wir gehen allerdings davon aus, dass Deutschland für Serbien der wichtigste Handelspartner bei den Ein- und Ausfuhren bleibt.
Worin sehen Sie dabei Hauptaufgabe?
Die Kernaufgabe der D eu t s c h - S er b i s c h en Wi r t - schaftskammer ist die Förderung von Handel und Investitionen. Beides ist noch ausbaufähig, wobei wir als bilaterale Handelskammer an einem möglichst
Ihre geringen Handelsdefizit interessiert sind. Nur so können dringende wirtschaftspolitische Themen auf Augenhöhe angepackt werden.
Sehen Sie noch weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit?
An dieser Stelle möchten wir den Umweltbereich nennen. Hier besteht für beide Länder noch Raum für Kooperationen. Durch den sogenannten Green Deal
möchte die EU bis 2050 klimaneutral werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Handelspartner, die Produkte in die EU liefern. Aufgrund zu erwartender Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen werden hier Möglichkeiten für Dienstleister und Technologieanbieter in den Bereichen Abfallwirtschaft, Energie und Wasser entstehen.
Welche Chancen bietet Bewältigung der Corona-Krise?
Unstreitig hat die CoronaPandemie große Impulse im Bereich der Digitalisierung gebracht. Serbien verfügt über eine Vielzahl von IT- und Softwareentwicklern, die an innovativen Lösungen arbeiten. Hiervon können deutsche und serbische Unternehmen profitieren.
Im vergangenen Jahr haben wir beobachtet, dass deutsche die
Unternehmen gezielt nach Lieferanten aus Serbien suchen. Dies erfolgt sicherlich aus zwei Gesichtspunkten: Zum einen haben wir Serbien als Teil der Einkaufsinitiative Westbalkan
als Lieferantenmarkt für Deutschland positioniert. Und zum anderen stellen wir fest, dass deutsche Unternehmen ihre Einkaufsstrategie auf verschiedene Säulen stellen. Hier bietet sich wieder die Nähe an die EU an sowie eine gute Qualitätsstruktur serbischer Produkte. Diese positiven Aspekte sollten wir weiter vermarkten, um so die Vorteile einer Neuausrichtung im Einkaufsbereich zu nutzen.
Wie interessant ist Serbien für die deutsche Reisebranche?
Vor der Corona-Pandemie hat Serbien insbesondere nordeuropäische Gäste angezogen. Deutsche Touristen haben Serbien bislang noch nicht auf dem Radar. Hier besteht ein großes Potential, da Fernreisen für deutsche Touristen möglicherweise in der ersten Zeit nach der Corona-Pandemie weniger im Fokus stehen werden. Dabei hat Serbien kulturell, kulinarisch und landschaftlich viel zu bieten. Die Wirtschaftskammer stünde gerne zur Verfügung, hier eine Plattform einzurichten.
Auch Russland und vor allem China haben Serbien im Blick. Was bedeutet das für das deutsche Engagement?
Deutsche Unternehmen engagieren sich nachhaltig in Serbien und sind auf eine langfristige Zukunft ausgerichtet. Beleg dafür ist, dass einige seit mindestens 20 Jahre in diesem Land tätig sind, was deutlich zeigt, dass sie gekommen sind, um in Serbien zu bleiben. Deutschland steht an erster Stelle der bilateralen Partner Serbiens und das Engagement deutscher Investoren trägt wesentlich zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit Serbiens bei.
Wie beurteilt die AHK den zunehmend autoritären Führungsstil des serbischen Präsidenten?
Wir stehen der Tatsache sehr positiv gegenüber, wie die serbische Regierung während der Corona-Krise auf die Probleme der Wirtschaft und der Unternehmen reagiert und diese unterstützt hat. Unter Berücksichtigung aller Bereiche der Kammeraktivitäten kann ich sagen, dass wir mit der serbischen Regierung sehr gut kooperieren.
Das Gespräch führte Dijana Roscic.
Frank Aletter ist seit dem 1. Februar 2021 neues geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Serbischen Wirtschaftskammer (AHK Serbien). Vorher war der studierte Jurist stellvertretender Geschäftsführer bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK Südafrika).
Die AHK Serbien wurde am 14. April 2016 o ziell gegründet. Mit über 350 Mitgliedern ist sie die größte bilaterale Wirtschaftskammer des Landes.
macht. Den Daten zufolge ist die Gesamtmenge an Bier, das in die Steuerlager der Brauer und der Großhändler zurückkam, 2020 nicht gestiegen. 72 Millionen Hektoliter versteuertem Bier standen demnach 0,95 Millionen Hektoliter sogenanntem Rückbier gegenüber. Das entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 1,15 Millionen
Hektoliter oder 1,5 Prozent Rückbier. "Die Zahlen zeigen, da hat sich nichts großartig verändert", sagte Florian Richter, Sprecher der Generalzolldirektion. Rückschlüsse, ob das Bier aufgrund des Lockdowns zurückgenommen und ob es sich um Flaschen- oder Fassbier handelte, seien nicht möglich.
Brauereien müssen Biersteuer zahlen. Wird Bier vernichtet, können Sie diese Abgabe zurückfordern. Die Großbrauerei
Veltins hat im ersten, kürzeren Lockdown eigenen Angaben zufolge so gut wie kein Bier vernichten müssen. Nun geht das Unternehmen davon aus, dass es ein paar Tausend Liter sein werden. Mit den Verlängerungen habe der zweite Lockdown schlichtweg Gastronomen den Hahn abgedreht. Branchenweit würden in einem bisher nicht gekannten Ausmaß viele Tausend Fässer Bier aus der Gastronomie halbvoll, fast voll oder fast leer in die Brauereien zurückgefahren.
"Allerdings gab es schon einen gewissen Lerneffekt. Der Getränkefachgroßhandel und der Gastronom hat lange nicht so viel Bier gebunkert im Lager oder im Keller, wie es beim ersten Lockdown der Fall war", sagt Geschäftsführer Volker Kuhl. Auch der Kölner Brauerei-Verband berichtet, dass die Branche aus dem ersten Lockdown gelernt und die Absatzmengen vorsichtiger kalkuliert habe. "Das Problem ist die Ungewissheit, wie lange das dauert", sagt Geschäftsführer Christian Kerner. Ein Fahrplan, eine klare Perspektive wäre für Brauer wie Gastronomen sehr wichtig. Besonders bitter sei, dass der Lockdown die für Kölsch umsatzstärksten Monate treffe. "Der Karneval als Faktor, gerade jetzt im Januar und im Februar, fällt komplett weg. Das ist enorm", sagt Kerner.