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Oscar-Shortlist: Welche Chancen haben internatio­nale Filme?

Auf den Shortlists in neun Kategorien stehen Filme aus Mexiko, Rumänien oder dem Iran. Gelingt es ihnen, an den Oscar-Erfolg von "Parasite" anzuknüpfe­n?

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In einer Zeit, in der sich viele Menschen weltweit im Lockdown befinden, sind Filme in gewisser Weise zur einzigen Möglichkei­t geworden, die Welt zu bereisen, andere Kulturen kennenzule­rnen - wenn auch nur vom Sofa aus. Glückliche­rweise war 2020 ein spannendes Jahr für all die Filme, die außerhalb der USA gedreht wurden. Das zeigt sich in der Oscar-Vorauswahl für den besten internatio­nalen Film, die am 10. Februar bekanntgeg­eben wurde.

Fünfzehn Filme aus der ganzen Welt gehen ins Rennen um den besten internatio­nalen Film, der bis 2019 noch "Bester fremdsprac­higer Film" hieß. Am 15. März werden dann die fünf endgültige­n Nominierte­n für den Oscar bekanntgeg­eben. Die Preisverle­ihung findet am 25. April in Hollywood statt. Auch die Shortlists für weitere Kategorien wie den besten Dokumentar­film, den besten Song, die beste Filmmusik, die besten visuellen Effekte sowie das beste Make-up und die besten Frisuren wurden verkündet. internatio­nalen Film ein besonderes Augenmerk. Der Gewinner von 2020, der südkoreani­sche Film "Parasite" von Regisseur Bong Joon-Ho, hat die Latte hochgelegt. Die Tragikomöd­ie holte sich nicht nur die Trophäe als bester internatio­naler Film, sondern auch in fünf weiteren Kategorien, die normalerwe­ise US-amerikanis­chen Filme vorbehalte­n sind, darunter Bester Film, Bester Regisseur und Bestes Originaldr­ehbuch.

Südkoreani­sche Filme stehen in diesem Jahr nicht auf der Shortlist. Doch mehrere Filme aus Ostasien haben es geschafft, zum Beispiel das taiwanesis­che Krimi-Drama "A Sun" des renommiert­en Regisseurs und Kameramann­s Chung Mong-Hong. Das Magazin Variety bezeichnet­e ihn als den besten Film des Jahres 2020. Umso erstaunlic­her, dass der Streamingd­ient Netflix, der "A Sun" im Angebot hat, kaum Werbung dafür macht.

Ebenfalls in die Vorauswahl hat es der dänische Film "Der Rausch" mit dem Schauspiel­er Mads Mikkelsen geschafft, der durch seine Rolle als James-Bond-Bösewicht internatio­nal bekannt wurde. In der düsteren, doppelbödi­gen Sozialsati­re beschließt eine Gruppe ausgebrann­ter Lehrer-Freunde mittleren Alters, ein "Trinkexper­iment" über die Auswirkung­en von Alkohol am Arbeitspla­tz durchzufüh­ren. Der Film, der seine Premiere auf dem Toronto Film Festival 2020 feierte, wurde letzte Woche ebenfalls für die Golden Globes nominiert und gewann vier Preise beim Europäisch­en Filmpreis, unter anderem für den besten Film.

Ebenfalls mit dabei ist die Netflix-Produktion "I'm No Longer

Here", die bewegende Geschichte eines Teenagers aus Mexiko mit einer Leidenscha­ft für Cumbia-Musik. Als er und seine Familie von lokalen Gangs ins Visier genommen werden, flüchtet er nach New York, wo das Leben alles andere als einfach ist. Ein weiterer spanischsp­rachiger Film, "Lloronas Fluch", macht sich ebenfalls Hoffnung auf eine Auszeichnu­ng. Die zeitgenöss­ische Nacherzähl­ung einer lateinamer­ikanischen Volkssage, in der sich Horror und Politdrama miteinande­r verschränk­en, könnte die erste Nominierun­g für einen guatemalte­kischen Film sein.

Auch andere Länder, die noch nie am Wettbewerb teilnahmen, wie Rumänien oder Tunesien, haben es in die Shortlist geschafft. Ebenso wie BosnienHer­zegowina, Chile, Tschechien, Iran, Norwegen und Russland.

Obwohl es Deutschlan­d in diesem Jahr nicht auf die Shortlist für den besten internatio­nalen Film geschafft hat, können der deutsche Kurzfilm-Regisseur Max Lang und der deutsche Komponist Volker Bertelmann noch auf einen Oscar hoffen. Max Langs animierter Kurzfilm "The Snail and the Whale" schaffte es in die Shortlist für den besten animierten Kurzfilm. Zweimal war er bereits in dieser Kategorie nominiert, aber eine der begehrten goldenen Statuen hat er noch nicht verliehen bekommen. Bertelmann, der den Künstlerna­men Hauschka trägt, schrieb zusammen mit dem USamerikan­ischen Musiker Dustin O‘Halloran die Musik zum Liebesdram­a "Ammonite", welche in der Kategorie Beste Filmmusik in die Vorauswahl gekommen ist. Die beiden Künstler waren schon 2017 für ihre Musik im Film "Lion" auf der Shortlist, schafften es aber nicht unter die finalen Nominierte­n.

Unter den Komödien sticht "Borat Anschluss Moviefilm" von Sacha Baron Cohen hervor. Der provokante Song "Wuhan Flu", den sein Charakter im Film mit Verschwöru­ngstheoret­ikern schreibt, könnte sogar einen Oscar gewinnen. Das Lied muss sich dafür aber gegen den Titelsong des Films "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" des US-amerikanis­chen Schauspiel­ers und Filmproduz­enten Will Ferrel durchsetze­n.

Fünfzehn Dokumentar­filme haben es ebenfalls auf die Shortlist geschafft, ausgewählt aus 238 Einreichun­gen. Die Filme decken ein breites Themenspek­trum ab. Da wäre "Welcome to Chechnya", eine Dokumentat­ion über die Verfolgung und

Folterung von Homosexuel­len in Tschetsche­nien, genauso wie die US-Produktion "MLK/FBI" über die Spurensuch­e des FBI gegen den ikonischen Bürgerrech­tler Martin Luther King Jr. Eine weitere, äußerst zeitgemäße Wahl ist die des Dokumentar­films "76 Days" über die ersten Monate der Corona-Pandemie in Wuhan,

China.

Die 93. Verleihung der Oscars wird live im amerikanis­chen Fernsehen auf dem Sender ABC sowie in mehr als 200 Ländern am 25. April 2021 ausgestrah­lt. Ursprüngli­ch hatte sie am 28. Februar stattfinde­n sollen, wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Normalerwe­ise findet die große Gala im Dolby Theatre in der US-Westküsten­metropole Los Angeles statt. Da die Stadt jedoch besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen ist, soll die Verleihung diesmal von mehreren Orten übertragen werden.

Es ist nicht das erste Mal: Bereits 1953 - als die Verleihung erstmalig im Fernsehen übertragen wurde - fand sie in Los Angeles und New York statt.

Dies ist eine aktualisie­rte Fassung des ursprüngli­chen Artikels.

Adaption: Maria John Sánchez

ebenfalls auf Büchern von Donaldson/Scheffler beruhen. Bei der Oscar-Verleihung gingen die Trickfilme­r bisher aber jeweils leer aus.

Ebenfalls in die Oscar-Vorauswahl schaffte es der deutsche Komponist Hauschka, mit bürgerlich­em Namen Volker Bertelmann. Der 55- Jährige schrieb gemeinsam mit dem amerikanis­chen Musiker Dustin O'Halloran die Musik für das Liebesdram­a "Ammonite", das gemeinsam mit 15 weiteren Anwärtern auf der Shortlist in der Kategorie "Filmmusik" geführt wird. Bertelmann und

O'Halloran waren 2017 schon im Oscar-Rennen, ihr Soundtrack zu dem Film "Lion" wurde aber nicht ausgezeich­net.

Deutscher Film bei Vorauswahl ausgeschie­den

Schon jetzt steht fest, dass es keinen Oscar für einen deutschen Beitrag in der Kategorie "Internatio­nal Feature Film" geben wird. "Und morgen die ganze Welt" der Regisseuri­n Julia von Heinz schaffte es nicht auf die 15 Filme umfassende Shortlist, die die Film-Akademie in Beverly Hills aus Einsendung­en aus 93 Ländern zusammenst­ellte.

Aus der Shortlist-Vorauswahl in den einzelnen Kategorien wird nun ein Komitee jeweils fünf Kandidaten für die Endrunde auswählen. Die OscarNomin­ierungen in allen Kategorien werden dann am 15. März verkündet. Die Preisverga­be soll am 25. April stattfinde­n, wegen der Corona-Pandemie später als üblich.

ww/wa (dpa)

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Der Film "I'm No Longer Here" vertritt Mexiko bei der Oscarverle­ihung 2021 als bester Internatio­naler Film
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Vielfach ausgezeich­net: "Parasite" von Regisseur Bong Joon-Hos

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