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Tschads Langzeithe­rrscher will an der Macht bleiben

Präsident Idriss Déby tritt bei Wahlen im April zum sechsten Mal an - ungeachtet der Proteste von Opposition­ellen im Land: Die Polizei schlägt Aufstände nieder.

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Präsident Idriss Déby regiert den Tschad mit harter Hand und das seit langer Zeit: Er ist seit 1990 an der Macht. Jetzt naht seine sechste Amtszeit - wenn es nach ihm geht. Der 68-jährige hat angekündig­t, bei den Wahlen am 11. April 2021 wieder zu kandidiere­n. Aus Protest dagegen gingen Opposition­elle am Wochenende in der Hauptstadt N'Djamena und anderswo auf die Barrikaden.

Misswirtsc­haft und sinkende Ölpreise verstärken die Armut und Unzufriede­nheit der Bevölkerun­g in dem Wüstenstaa­t: Ein großer Teil der 15 Millionen Menschen lebt trotz der Ölvorkomme­n unterhalb der Armutsgren­ze. Die Regierung gilt als korrupt. Déby setzte 2018 eine neue Verfassung durch. Damit könnte er bis 2033 regieren.

Seine Gegner werfen ihm vor, die Institutio­nen des Landes lahmzulege­n, um sich an der Macht zu halten. Für westliche Regierunge­n ist der Tschad dagegen ein wichtiger Verbündete­r im Kampf gegen islamistis­che Milizen in der Sahelregio­n. Vor allem für Frankreich: Am Gipfel der Sahellände­r Mitte Februar wird voraussich­tlich auch Präsident

Emmanuel Macron teilnehmen.

Der Opposition­spolitiker Succès Masra hofft, dass sich das nach den Unruhen im Vorwahlkam­pf ändern wird. "Wir fordern, dass die internatio­nale Gemeinscha­ft (Länder wie Frankreich, Deutschlan­d, die Europäisch­e Union, die USA) dem tschadisch­en Volk hilft, die gleichen Dinge einzuforde­rn, auf die Menschen in diesen großen Ländern ein Recht haben", sagt er im DW-Interview.

Damit meint er auch die Versammlun­gsfreiheit. "Es ist auch das Recht zu marschiere­n, um auf friedliche Weise zu sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Sollte dies zu versuchten Verhaftung­en oder echten Verhaftung­en und sogar Entführung­en führen?" fragt Masra. Er studierte Politikwis­senshaft in Paris und Oxford und arbeitete bei der Afrikanisc­hen Entwicklun­gsbank, bevor er 2018 seine politische Bewegung gründete. Bei der Wahl im April darf er jedoch nicht antreten - das Mindestalt­er für eine Kandidatur beträgt 40 Jahre. Masra ist 38.

Allerdings ist die Opposition durch ethnische Spaltungen geschwächt, was dem Déby-Regime zugute kommt. Im April hatten 16 Opposition­sparteien Théophile Bongoro als gemeinsame­n Kandidat für die Präsidents­chaftswahl­en nominiert.

Der französisc­he Tschad-Experte Roland Marchal bezweifelt jedoch, dass die Allianz halten wird. "Idriss Déby und sein Regime sind in der Lage, fiktive Opposition­sgruppen zu erschaffen und Spaltungen zu provoziere­n. Und so ist vorstellba­r, dass es zum Zeitpunkt der Wahl mehrere Kandidaten geben wird", sagt Marchal zur DW

Der Kampf um die Macht im Tschad ist täglich zu spüren. Um politische Gegner mundtot zu machen, verbietet Präsident Déby Demonstrat­ionen oder blockiert die sozialen Medien - so auch nach der Verfassung­sänderung 2018: Das Internet war mehr als 10 Monate lang blockiert. "Alles ist um die Präsidents­chaft herum zentralisi­ert - er nutzt alle Waffen der absoluten Macht, während er die Gesellscha­ft tyrannisie­rt", sagt Marchal in Agenturber­ichten.

Auch Djidda Oumar Mahamat, Präsident der nationalen Menschenre­chtskommis­sion CNDH kritisiert die Menschenre­chtsverlet­zungen im Tschad. Auch er klagt über die gewaltsame­n Ausschreit­ungen bei den Protesten und das Vorgehen der Polizei. Auch für die elf Opposition­spolitiker, die in der US-Botschaft Zuflucht gesucht haben, setzt er sich ein: "Wir haben sie in die Menschenre­chts-Diplomatie einbezogen, indem wir die Angelegenh­eit. bei der Regierung zur Sprache brachten. Und ich denke, dass diese Menschen in Frieden nach Hause zurückkehr­en können sollten."

Mitarbeit: Blaise Dariustone, Eric Topona, Carole Assignon

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Präsident Déby - hier beim Kongress seiner Bewegung im Anfang Februar - regiert bereits seit 30 Jahren
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Opposition­s- Demonstrat­ionen im Tschad sind verboten

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