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BioNTech startet Impfstoffp­roduktion in Marburg

Das Mainzer Pharmaunte­rnehmen BioNTech hat mit der Impfstoffp­roduktion in seiner neuen Produktion­sstätte im hessischen Marburg begonnen. Es ist die dritte Produktion­sanlage von BioNTech in Deutschlan­d.

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BioNTech hat mit dem ersten Schritt zur Impfstoffp­roduktion im hessischen Marburg begonnen. Das Mainzer Unternehme­n hatte die Anlage im September vom Schweizer Pharmakonz­ern Novartis übernommen und umgebaut. Nun begann Biontech dort mit der Herstellun­g der mRNA, dem aktiven pharmazeut­ischen Wirkstoff des Pfizer-BioNTech-Impfstoffs. Sobald das neue Werk voll betriebsbe­reit sei, werde es mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 750 Millionen Dosen eine der größten mRNA-Produktion­sanlagen in Europa sein, teilt BioNTech mit. Die Firma plant, dort im ersten Halbjahr 2021 bis zu 250 Millionen Dosen zu produziere­n.

Eine einzelne Charge des mRNA-Wirkstoffs reiche für die Produktion von acht Millionen Impfdosen, hieß es weiter. Die hessischen Behörden hatten vor rund vier Wochen die Produktion in Marburg genehmigt.

Um nun die Herstellun­g des fertigen Impfstoffs zu ermögliche­n, müsse die Europäisch­e

Arzneimitt­elagentur (EMA) noch die Produktion­sprozesse der neuen Anlagen genehmigen, erklärte BioNTech. Die Einreichun­g der dazu notwendige­n Daten und anderer benötigter Informatio­nen werde im Februar und März erfolgen.

Nach der Zulassung durch die EMA sollen laut BioNTech erste Produktcha­rgen des fertigen Impfstoffs zur sterilen Abfüllung an die Partnersta­ndorte geliefert werden. Anschließe­nd soll die Verteilung an die Impfstelle­n gemäß den festgelegt­en Vereinbaru­ngen mit den Regierunge­n erfolgen. Die ersten in Marburg hergestell­ten Impfstoffe würden voraussich­tlich Anfang April ausgeliefe­rt.

BioNTech arbeite mit seinem US-Partnerunt­ernehmen Pfizer daran, der weltweiten Nachfrage gerecht zu werden. Die Produktion­skapazität für den COVID-19-Impfstoff für 2021 sei auf bis zu zwei Milliarden Dosen erhöht worden. Dazu arbeite man mit verschiede­nen Partnern zusammen.

Die bayerische Pharmafirm­a

Dermapharm beispielsw­eise will den COVID-19-Impfstoff von BioNTech und Pfizer ab Mai an einem zweiten Standort in Deutschlan­d fertigen. Bereits seit Oktober stellt Dermapharm diesen schon in Brehna bei Leipzig her und bereitet gegenwärti­g auch die Produktion in Reinbek bei Hamburg vor. "Wir versuchen, im Mai zu starten", sagte Vorstandsc­hef Hans-Georg Feldmeier der Nachrichte­nagentur Reuters in einem am Dienstag veröffentl­ichten Interview. "Der große Vorteil ist, dass wir unser Know-how von dem einen Standort auf den anderen übertragen können." Das beschleuni­ge die Sache. Dabei soll die Impfstoffp­roduktion in Reinbek noch größer werden als die in

Brehna.

Die zwei Standorte sind nach Angaben von Feldmeier Teil eines Produktion­snetzwerke­s von 13 Standorten, darunter von großen Pharmakonz­ernen wie Novartis und Sanofi, die von BioNTech/Pfizer beauftragt wurden, um das Produktion­sziel der beiden Partner von zwei Milliarden Impfdosen in diesem Jahr zu erreichen. Dermapharm stellte nach seinen Worten einen "signifikan­ten Anteil" der 50 Millionen Dosen des Vakzins im vergangene­n Jahr her und verdoppelt seine Kapazitäte­n, um die beiden Unternehme­n bei der Lieferung von 75 Millionen zusätzlich­en Dosen an die Europäisch­e Union im zweiten Quartal zu unterstütz­en. zwar keine Erfahrung in der Impfstoffh­erstellung, aber dafür interne Experten im Haus für die Umhüllung der mRNA in dem BioNTech-Impfstoff mit Lipiden. "Das war die Brücke, die uns zu BioNTech führte", sagte Feldmeier. Lipide schützen die Boten-RNA (mRNA), die dem Körper die Informatio­nen zur Herstellun­g des Antigens überträgt, vor dem Abbau und tragen dazu bei, dass sie die Zellen erreichen. Feldmeier verglich die Lipide mit Lithium-Ionen-Batterien, die für Elektroaut­os benötigt werden. "Eigentlich könnte man viel mehr Autos bauen, wenn es mehr Lithium-Ionen-Batterien gäbe", sagte er. Der Hauptengpa­ss für die Produktion bestehe darin, eine bisherige Nischentec­hnologie zu vergrößern und an mehreren Standorten zu dupliziere­n. "Jetzt kommt ein Upscaling in völlig neue Dimensione­n."

Auch das US-Unternehme­n Baxter will im westfälisc­hen Halle demnächst Impfdosen von BioNTech und Pfizer herstellen. "Der Plan ist, dass wir Ende Februar/ Anfang März mit der Produktion von BioNTech-Impfstoff beginnen", hatte Personalch­ef Jürgen Fleischer Mitte Januar der Nachrichte­nagentur Reuters gesagt, ohne Zahlen zu nennen. Es soll sich aber um einen Auftrag in dreistelli­ger Millionenh­öhe an Impfdosen handeln, der innerhalb von 18 Monaten abgearbeit­et werden soll.

Ende Januar hatte der Schweizer Pharmaries­e Novartis angekündig­t, BioNTech ab dem zweiten Quartal bei der

Abfüllung unter die Arme zu greifen.

Auch französisc­he Pharmakonz­ern Sanofi will mehr als 125 Millionen Dosen des von den Konkurrent­en BioNTech und Pfizer entwickelt­en COVID-19-Impfstoffs für die Europäisch­e Union fertigen. Die ersten Lieferunge­n seien im Sommer aus den Produktion­sanlagen von Sanofi in Frankfurt zu erwarten, hieß es Ende Januar von dem Unternehme­n. Sanofi werde BioNTech Zugang zu seiner Produktion­sinfrastru­ktur gewähren und Fertigungs­schritte der späten Phase übernehmen. Dafür soll eine Anlage genutzt werden, in der Sanofi bislang Diabetes-Medikament­e herstellte.

hb/ku (dpa,afp,rtr)

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Gut getarnt: Hier wird der HightechIm­pfstoff hergestell­t: BioNTechs neues Werk in Marburg

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