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Bayer will Impfstoff-Produktion für CureVac noch 2021 starten
Immer mehr Unternehmen wollen die Produktion von Corona-Impfstoffen aufnehmen. Bayer kündigt jetzt an, die Auslieferung des Impfstoffs von CureVac noch in diesem Jahr in Wuppertal starten zu wollen.
In Zukunft soll mehr CoronaImpfstoff in Deutschland produziert werden. Dafür will der Bayer-Konzern sorgen - auch wenn er bislang noch keine Impfstoffe hergestellt hat. Noch in diesem Jahr sollen im BayerWerk in Wuppertal (Arikelbild) die ersten Dosen des COVID-19Impfstoffs der deutschen Firma CureVac produziert und ausgeliefert werden. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir noch vor Jahresende - wenn alles gut geht - die ersten Impfstoffe sogar ausliefern können", sagte Vorstandschef Werner Baumann am Montag. "Wir haben vor, hier am Standort 160 Millionen Dosen Impfstoff im nächsten Jahr zu produzieren", ergänzte BayerPharmachef Stefan Oelrich.
Noch ist allerdings weder der Impfstoff von CureVac noch das Bayer-Werk in Wuppertal, in dem das Vakzin produziert werden soll, zugelassen. Dem Standort hatte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, eine beschleunigte Zulassung in Aussicht gestellt. Wegen der Beschaffung und Validierung von Geräten sowie aufwendiger Qualifizierungsstudien dauert es noch einige Monate, bis die Bayer- Anlage startklar ist - hergestellt wird in einem Reinraum, in dem selbst kleinste Verschmutzungen verhindert werden müssen.
CureVac plant die Zulassungsanträge für den Impfstoff im zweiten Quartal stellen zu können. Bereits im Dezember wurde die entscheidende dritte Studie für den Impfstoff mit mehr als 35.000 Teilnehmern gestartet.
Der Leverkusener Pharmaund Agrachemiekonzern Bayer ist nicht der einzige Bündnispartner von CureVac. GlaxoSmithKline will für die Tübinger bis zu 100 Millionen der für dieses Jahr geplanten 300 Millionen Impfdosen herstellen. Als Produktionspartner hat sich CureVac neben Wacker Chemie und Fareva auch den Pharma-Dienstleister Rentschler, der auch Fertigungsschritte für BioNTech übernimmt, ins Boot geholt.
Dank des Ausbaus des Produktionsnetzwerks will CureVac im kommenden Jahr bis zu eine Milliarde Impfdosen herstellen. Bis zu 300 Millionen Dosen werden für dieses Jahr angestrebt.
Um unabhängiger vom Ausland zu sein, drängt die
Bundesregierung darauf, alle Möglichkeiten für eine erhöhte Impfstoff-Produktion in Deutschland auszureizen. Das Ganze hätte aber schon viel früher stattfinden können. Schon im April 2020 hatten Bill Gates und einige Industrievertreter vorgeschlagen, man solle das Impf-Thema nicht allein dem Markt überlassen, sondern selber frühzeitig Kapazitäten schaffen, um schnell mit der Produktion loslegen zu gehen, sobald ein Impfstoff zugelassen ist.
In Europa hat man sich aber darauf verlassen, dass es genügen würde, Abnahmegarantien und Produktionszuschüsse zu geben. Das das nicht ausreichend gewesen sein mag , g ab EU - Kommi s - sionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur I m p f s t o f f b e s c h a f f u n g im Europaparlament ein. "Wir waren zu spät dran bei der Zulassung. Wir waren zu optimistisch bei der Massenproduktion. Und vielleicht waren wir uns auch zu sicher, dass das Bestellte auch tatsächlich pünktlich abgeliefert wird."
Ein großes Problem dabei: Der Aufbau einer eigenen Impfstoffproduktion funktioniert nicht von heute auf morgen. Wenn man jetzt anfangen würde, Firmen auf die Impfstoffproduktion umzurüsten, brauche man sicherlich ein Jahr, sagte BioNTech-Finanzvorstand Sierk Poetting kürzlich.
Auch könne der Impfstoff nicht einfach von Generikaherstellern in Schwellenländern hergestellt werden. "Das ist eine völlig neue Technologie, die man nicht mal eben in ein Pillenwerk reinbringen kann", sagte er mit Blick auf die noch völlig neue mRNA-Technologie, auf der das BioNTech-Vakzin basiert. So produziert der weltgrößte Impfstoffproduzent, das Serum Institut of India, das AstraZeneca-Vakzine, einen sogenannten Vektorimpfstoff, der nach herkömmlicher Weise hergestellt wird.
Neben CureVac arbeitet auch der Impfstoffhersteller BioNTech mit Hochdruck daran, seine Produktionskapazitäten auszuweiten. Der US-Konzern Baxter will im westfälischen Halle schon ab diesem Monat den Biontech-Impfstoff herstellen. Zu den Produktionspartnern gehört auch der bayerische Arzneimittelhersteller Dermapharm. Ende Januar kündigte auch der Schweizer Pharmariese Novartis an, BioNTech ab dem zweiten Quartal bei der Abfüllung unter die Arme zu greifen.
Neben Bayer überlegen auch die beiden anderen großen
Pharmakonzerne aus Deutschland - Merck aus Darmstadt und der Familienkonzern Boehringer Ingelheim - wie sie sich bei der Impfstoffherstellung einbringen könnten. Merck erwägt, ob für Biontech einzelne Prozessschritte übernommen werden könnten, etwa die Abfüllung und die Verpackung. Die Hessen beliefern BioNTech bereits mit Lipiden, die für die Herstellung des Vakzins essenziell sind und unterstützen weltweit mehr als 50 COVID-19Impfstoffprojekte mit Produkten wie Filter, Bioreaktoren und Zellkulturmedien.
Boehringer prüft wiederum, ob K apazitäten aus der Tierimpfstoffproduktion in Frankreich für die Abfüllung von COVID-19-Impfstoffen genutzt werden könnten, wie ein Sprecher sagte.
Auch der französische Pharmakonzern Sanofi will für BioNTech in eine Anlage in seinem Frankfurter Werk produzieren. Bislang wurden dort Diabetes-Medikamente hergestellt. Auch diese Umstellung benötigt Zeit, erst ab dem Sommer sind erste Lieferungen zu erwarten.
iw/hb (rtr, dpa)
wann um irgendein YouTubeVideo", erklärt sie. Das werde schon Kindern in der Schule einfach zu wenig beigebracht.
Zudem seien Menschen oft anfällig für Falschnachrichten, die einen großen Kontrollverlust in ihrem Leben erfahren hätten, sagt Parianen. Falschnachrichten gäben Menschen diese Kontrolle zurück. "Die Welt wird plötzlich sehr verständlich", erklärt die Neurowissenschaftlerin. "Und wenn die Verschwörungsgläubigen sich unsicher fühlen, dann versuchen sie erst recht, andere Leute zu überzeugen. Denn wenn jemand anderes das Gleiche glaubt, dann fühle ich mich ja wieder bestätigt."
Während der Pandemie sei auch Langeweile ein Faktor. "Langeweile trägt dazu bei, dass sich die Leute in die Verschwörungstheorie verstricken", erklärt Parianen. Auf einmal habe man viel Zeit, sich etliche Seiten und Gruppen anzuschauen. Und man habe eine Community undsei nicht mehr ganz allein zuhause. Dadurch identifiziere man sich mit einer Gruppe.
"Fake News" seien aber nicht nur ein Produkt der Psychologie der Nutzer, sagt Jens Koed Madsen, Senior Research Assistent an der Universität von Oxford—sondern auch der Sozialen Netzwerke. Die Kombination aus der eigenen Meinung und dem Algorithmus sei gefährlich. Eine US-amerikanische Studiebesagtetwa: Falschnachrichten verbreiten sich auf Twitter viel schneller als echte Nachrichten. "Falschnachrichten beinhalten häufig eine emotionale Sprache, häufig auch eine sehr reißerische Sprache", begründet Madsen. Manchmal seien die Desinformationen so absurd und "witzig", dass sie sogar Menschen teilten, die sie gar nicht glaubten.
Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, könnten aber durchaus noch mit rationalen Argumenten überzeugt werden, erklärt Andreas Kappes. Man müsse diese Menschen nur auf die richtige Art und Weise ansprechen. "Wenn du ihnen widersprichst, werden sie dir nicht zuhören", sagt der Psychologe. Man müsse eine gemeinsame Grundlage finden, eine Sache, in der man sich einig sei – dann diskutieren und Fakten heranziehen.Denn: Menschen, die an Falschnachrichten glauben, müssen etwas finden, was ihnen wieder Halt gibt.
"Es hilft, sich im Leben Bereiche zu suchen, die man kontrollieren kann, sich in demokratischen Organisationen zu engagieren", erklärt auch Parianen, "Sichere Bindungen im Umfeld helfen auch immer." Und: Quellenkompetenz. Zu wissen, welche Quellen seriös sind und welche nicht.
Das hilft vor allem Menschen wie Jacqueline F., die versehentlich auf Falschnachrichten hereinfallen. Als JacquelineF. gemerkt habe, dass die Nachricht über Polizisten, die Menschen in Chile misshandelt und erhängt hätten, falsch war, habe sie sich ein bisschen geschämt. Deswegen recherchiere sie seitdemsorgfältiger: "Wenn ich nicht weiß, ob etwas richtig oder falsch ist, dann versuche ich mehr Informationen darüber zu finden. Ich versuche, mich auf verlässliche Quellen zu stützen und nicht auf unseriöse Webseiten."