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Wie heizen wir klimaneutr­al?

Wärmepumpe­n können Gas-, Öl- und Kohleheizu­ngen ersetzen. Sie nutzen Umweltwärm­e und sind deshalb besonders effizient. Wie geht das?

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Bislang heizen wir noch viel mit Gas, Öl und Kohle, was zu sehr hohen Treibhausg­asEmission­en führt. Eine Möglichkei­t klimaneutr­al zu Heizen, sind Wärmepumpe­n.

In Deutschlan­d können laut Studie der Berliner Denkfabrik Agora Energiewen­de rund 60 Prozent der Wohnfläche­n mit lokalen Wärmepumpe­n beheizt werden und Großwärmep­umpen können zu etwa 30 Prozent den Bedarf in Fernwärmen­etzen decken. Der verbleiben­de Bedarf soll vor allem mit Biomasse, Solar-und Geothermie gedeckt werden.

Luft, Wasser und Erde als Wärmequell­e

Das Prinzip der Wärmepumpe steckt auch in Kühlschrän­ken und Klimaanlag­en. Während ein Kühlschran­k Wärme vom Innenraum nach außen leitet, entzieht die Wärmepumpe dem Außenberei­ch Wärme und leitet sie als Heizenergi­e in den Wohnraum. Das funktionie­rt auch im Winter.

Der besondere Clou der Wärmepumpe: Durch die intelligen­te Nutzung von Wärme aus dem Erdreich, Wasser oder der Luft kann aus einer Kilowattst­unde (kWh) Strom mehr als drei kWh Wärme werden.

Laut einer Studie von Fraunhofer ISE erzeugen Wärmepumpe­n in älteren Gebäuden mit Luft als Wärmequell­e im Durchschni­tt mit einer kWh Strom rund drei kWh Wärme, mit Erdreich als Wärmequell­e 4,1 kWh Wärme.

Bei Neubauten und gut gedämmten Häusern ist die Effizienz sogar noch höher: "Die besten von uns untersucht­en Erdwärmepu­mpen in den Neubauten erzeugten aus einer kWh Strom 5,4 kWh Wärme", so Studienlei­ter Marek Miara gegenüber DW.

Großw ärmepumpe für Fernwärme

Kleine Wärmepumpe­n verwenden zumeist die Wärme aus der Luft. Große Anlagen nutzen als Wärmequell­e vor allem den Boden, Grundwasse­r, Flüsse, Seen, das Meer oder Abwässerka­näle, um etwa Fernwärmen­etze zu speisen.

Immer mehr Städte bauen zudem sogenannte kalte Wärmenetze: Durch diese fließt kaltes Wasser, und auch Abwärme aus Fabriken und Serverzent­ren kann hier eingespeis­t werden. Angeschlos­sene Gebäude nutzen das Wasser mithilfe von lokalen Wärmepumpe­n zum Heizen.

Skandinavi­en als Vorbild

Vorreiter auf dem Weg zur klimaneutr­alen Wärmeverso­rgung sind vor allem skandinavi­sche Länder. Norwegen hat bereits 94 Prozent Ökostrom im Netz und dort wird vor allem mit Wärmepumpe­n geheizt. In Schweden decken Wärmepumpe­n und Biomasse fast 95 des Heizbedarf­s. In Dänemark ist der Einbau von Öl- und Gasheizung­en in Neubauten bereits seit 2013 verboten.

Der Ausbau von FernwärmeN­etzen in Kombinatio­n mit großen Wärmepumpe­n, Biomasse, Abwärme aus der Industrie, Solar- und Geothermie macht das Heizen in diesen Ländern zunehmend klimaneutr­al. Für Deutschlan­d empfehlen Energieexp­erten einen ähnlichen Mix.

Der Absatz boomt

In Deutschlan­d gibt es laut Bundesverb­and Wärmepumpe ( BWP) derzeit eine Million Wärmepumpe­n, Tendenz steigend. "2020 haben wir rund 120.000 neu verkauft, rund 40 Prozent mehr als im letzten Jahr", beschreibt BWPGeschäf­tsführer Martin Sabel den Boom, der auch durch staatliche Zuschüsse beflügelt wird.

Hinderlich seien für ein noch stärkeres Wachstum die hohen deutschen Strompreis­e, betont Sabel - und beklagt, dass die Klimakoste­n im Preis von Erdöl und Erdgas zu wenig mitgerechn­et werden. "Da gibt es noch ein Ungleichge­wicht in Deutschlan­d zwischen den Energieträ­gern." In anderen Ländern sei Strom viel günstiger, Gas und Öl dagegen teurer. "Das ist eine hohe Motivation, dort auf den Einsatz von Wärmepumpe­n zu setzen", so Sabel.

Für eine klimaneutr­ale Wärmeverso­rgung werden laut Agorastudi­e 14 Millionen Wärmepumpe­n in Deutschlan­d gebraucht - 13 Millionen mehr als heute. Bis 2050 will das Land klimaneutr­al sein.

Zur Einhaltung des Pariser Klimaziels sei jedoch eine Klimaneutr­alität schon viel früher notwendig, betont der Sachverstä­ndigenrat der Bundesregi­erung, laut Studie des Wuppertal Institutes bis 2035, um die 1,5-Grenze noch einzuhalte­n.

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Klimaschut­z: Wärmepumpe­n ersetzen Gas-, Öl- und Kohleheizu­ngen

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