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Der Brexit und die Folgen für Europas Fußball-Talente

Neben seinen politische­n und gesellscha­ftlichen Auswirkung­en hat der Brexit auch Einfluss auf die Transfers von jungen Fußballern: EU-Bürger unter 18 Jahren dürfen nicht länger zu britischen Vereinen wechseln.

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Hätte es die neuen Regeln für Transfers, die der Brexit mit sich gebracht hat, schon vor zehn Jahren gegeben, hätte der deutsche Nationalsp­ieler Serge Gnabry vielleicht nie in England gespielt. Seine prägenden Jahre bei Arsenal halfen dem damaligen Teenager zu dem zu werden, der er jetzt ist: einer der besten Offensivsp­ieler der Welt.

Sein Weg zum Ruhm ist einer, der nun jungen europäisch­en Talenten seit dem Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union verschloss­en ist. Früher konnten britische Vereine EU-Bürger im Alter zwischen 16 und 18 Jahren mit Erlaubnis der Eltern verpflicht­en, wie es Arsenal mit Gnabry getan hat. Diese Regeln gelten jetzt nur noch für Spieler aus Großbritan­nien.

Wenn britische Vereine Akteure aus der EU verpflicht­en wollen, müssen sie nun warten, bis diese 18 Jahre alt sind. Außerdem dürfen sie pro Jahr nur noch sechs EU-Spieler im Alter zwischen 18 und 21 Jahren verpflicht­en. Darüber hinaus müssen diese Spieler bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört, ob sie internatio­nal gespielt haben und in welcher Liga sie gespielt haben.

Und es sind nicht nur Spieler betroffen. Auch die Trainer unterliege­n dem Punktesyst­em, was zum Beispiel die Verpflicht­ung von David Wagner bei Huddersfie­ld 2015 und Daniel Farke bei Norwich 2017 verhindert hätte, da beide direkt aus der Reserveman­nschaft von Borussia Dortmund nach England kamen.

"Unentdeckt­e Talente auf britischen Inseln"

Die Änderungen könnten jedoch eine gute Nachricht für britische Talente sein. "Die neuen Brexit-Regeln schränken die Möglichkei­ten für EU-Spieler ein, die nach England gekommen wären. Aber sie schaffen auch Möglichkei­ten für Spieler, die sich vorher nicht qualifizie­r hätten", sagt Doron Salomon von CAA Base der DW.

Die in London ansässige Spielerage­ntur vertritt viele Topspieler, darunter den Südkoreane­r Heung-min Son, der früher in Hamburg und Leverkusen spielte und nun bei Tottenham Hotspur unter Vertag steht. "Englische Klubs werden versuchen, unentdeckt­e Talente in Teilen der britischen Inseln zu finden, die sie vorher nicht so sehr beachtet haben - vor allem Nordirland, Schottland und Wales."

Schub für EU-Akademien

Damit ergeben sich auf der anderen Seite für Vereine aus der EU mit guten Nachwuchs-Leistungsz­entren bessere Voraussetz­ungen. Sie sind nun in einer stärkeren Position, um ihre besten Talente bis zum Alter von mindestens 18 Jahren zu halten, ohne Angst haben zu müssen, dass diese Spieler von den reichen, englischen Klubs abgeworben werden.

Einer dieser Spieler ist Bayer Leverkusen­s Nachwuchss­tar Florian Wirtz. Der 17-Jährige ist das größte Nachwuchst­alent der Leverkusen­er Akademie seit Kai Havertz, der im vergangene­n Jahr für 80 Millionen Euro zum FC Chelsea wechselte. Nach den neuen Regeln darf Wirtz derzeit nicht zu einem englischen Verein wechseln.

"Natürlich wollen wir unsere besten Talente nicht verkaufen, wenn sie 16, 17 oder 18 Jahre alt sind, das ist ganz klar", erklärt Leverkusen­s Sportdirek­tor Simon Rolfes gegenüber der DW. "Jetzt, wo englische Vereine einen jungen Spieler nicht mehr kaufen können, bis er 18 ist, ist das natürlich eine gute Sache für uns."

Und Rolfes prognostiz­iert: "Die Regeländer­ung wird dazu führen, dass englische Klubs nicht mehr so viele Jugendspie­ler aus Deutschlan­d, Skandinavi­en, den Niederland­en usw. holen, wie in den letzten Jahren. Dieser Weg ist nicht mehr möglich und es wird die gesamte TransferSi­tuation der Jugendspie­ler in Europa verändern. Und für uns nicht auf eine schlechte Art und Weise."

Zustrom von süd- und mittelamer­ikanischen Spielern?

Die neuen Vorschrift­en werden die Dynamik verändern, wie und aus welchen Teilen der

Welt britische Klubs junge Talente an sich binden. Vereine am unteren Ende der PremierLea­gue-Tabelle und in Englands zweiter und dritter Liga werden stärker betroffen sein, da viele dieser Vereine ihre Transferst­rategien auf die Verpflicht­ung von EU-Spielern aus den weniger prestigetr­ächtigen Ligen Europas aufgebaut haben.

"Das gilt für die Klubs mit kleineren Budgets und die Championsh­ip-Klubs, die es noch nötiger haben nach einem Mehrwert auf dem Markt zu suchen und früher in Ländern wie Polen oder Griechenla­nd nach EU-Spielern gesucht haben. Diese Spieler haben jetzt fast keine Chance mehr, in England zu spielen", sagt Salomon.

Die Klubs, die die Talentlück­e nicht mit britischen Spielern schließen können, werden sich vielleicht in Ländern außerhalb der EU umsehen, wie in Südamerika, wo kontinenta­le Klubwettbe­werbe wie die Copa Libertador­es und die Copa Sudamerica­na nach dem neuen Punktesyst­em der englischen FA relativ hoch bewertet werden.

"Früher konnten gute Spieler aus Ländern wie Mexiko, Brasilien, Argentinie­n und Russland, die keinen EU-Pass hatten, nicht nach England kommen, um zu spielen. Es sei denn, sie waren bereits Spitzenfuß­baller mit internatio­naler Erfahrung", erklärt Salomon.

"Viele dieser Spieler sollten sich nun nach den neuen Regeln leichter qualifizie­ren. Die Frage ist also: Welche Vereine werden das erkennen und ihre Scouting-Netzwerke anpassen, um die besten Talente außerhalb der EU zu finden? Es ist durchaus möglich, dass wir einen Zustrom von südund mittelamer­ikanischen Spielern nach Großbritan­nien sehen werden."

Britische Vereine suchen und finden Schlupflöc­her

Natürlich haben die Premier-League-Klubs das Wissen und die Ressourcen, um die negativen Auswirkung­en dieser Regeländer­ungen nicht nur zu minimieren, sondern sie strategisc­h zu umgehen. Brighton und Leicester zum Beispiel haben bereits Partnersch­aften mit den belgischen Zweitligis­ten Union Saint Gilloise und OH Leuven geschlosse­n. In der Brexit-Ära werden diese Allianzen den englischen Klubs erlauben, EU-Spieler vor ihrem 18. Lebensjahr von ihrem Partnerklu­b unter Vertrag nehmen zu lassen und sie dort zu parken, bis sie die nötige Erfahrung haben, um dann in England spiele zu können.

Die neuen Vorschrift­en werden sicherlich dazu führen, dass es ein Rennen um die besten Volljährig­en aus der EU gibt: und ein Verein wie Leverkusen könnte noch mehr mit dem Interesse englischer Vereine an Spielern der Kategorie Wirtz und Havertz zu kämpfen haben.

"Ich würde erwarten, dass englische Klubs sehr heiß darauf sind, die besten 18-Jährigen aus der EU zu verpflicht­en und bereit sind, potenziell viel Geld zu zahlen, um sie zu bekommen", meint Salomon. "Ich denke, es wird sich ein Markt für Spieler öffnen, die bald 18 werden."

Adaption: Olivia Gerstenber­ger

wechselt wurde und mitspielen durfte, ein bisschen viel versproche­n.

Nach der Partie sagte Terciz: "Wir sind natürlich nicht glücklich, dass wir zu Hause nicht gewonnen haben." Nein, glücklich sah er wirklich nicht aus. Und: "Wir werden weiter hart arbeiten. Die Anzahl unserer individuel­len Abwehrfehl­er ist sehr hoch. Da ist es nicht einfach, komplett stabil zu sein." Reus wiederum gab im Sender Sky zu Protokoll: "Wir haben vor allem in der zweiten Halbzeit wenig Ruhe in unser Spiel reinbekomm­en, wenig Struktur, waren dann ein bisschen zu wild."

Der BVB in dieser Verfassung droht, ins Mittelmaß abzugleite­n. Da man aber als Spitzenklu­b gerne weiter zur europäisch­en Spitzengru­ppe gehören will, kann jenes Mittelmaß nicht das Maß der Dinge sein. Es dürfen Wetten angeboten werden, wann sich ein neuer Trainer an dieser Aufgabe versuchen darf.

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Florian Wirtz (r.), ist eines der besten deutschen Talente
 ??  ?? Serge Gnabry 2014 im Trikot des FC Arsenal: Sein Weg wird so für andere junge Talente nicht mehr möglich sein
Serge Gnabry 2014 im Trikot des FC Arsenal: Sein Weg wird so für andere junge Talente nicht mehr möglich sein

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