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Christos Kunstsammlung wird versteigert
Das Auktionshaus Sotheby's in Paris versteigert die Kunstsammlung von Christo und Jeanne-Claude. So kommt ein Stück Kunstgeschichte unter den Hammer.
Die Kunstwelt dürfte mit besonderer Neugier nach Paris schauen. Denn es kommt nicht häufig vor, dass die persönliche Kollektion eines Künstlerehepaares meistbietend zum Verkauf steht. Hier sind es Werke, welche die nimmermüden Verpackungskünstler im Laufe ihres bewegten Lebens zusammengetragen haben. Jeanne-Claude starb bereits 2009, Christo folgte ihr im Mai vergangenen Jahres. Laut Testament sollen die Werke zugunsten der Familie versteigert werden - 400 Lose insgesamt, ergänzt um einige ChristoWerke aus dem Nachlass.
Das Besondere an der Pariser Auktion aber besteht in der persönlichen Handschrift, die jede Kunstsammlung verrät, so auch diese: Der rote Faden in JeanneClaudes und Christos Kollektion sind nämlich die Künstlerkontakte - und Freundschaften, die der aus Bulgarien stammende Christo (1935-2020) und seine aus Französisch-Marokko stammende Frau (1935-2009) knüpften, zuerst in Paris, später in New York, von wo aus sie ihre berühmten Verhüllungsprojekte in aller Welt organisierten.
Viele Werke tragen Künstler-Widmungen
Das Gros der zu versteigernden Arbeiten stammt aus ihren frühen gemeinsamen Jahren - den späten 1950er und frühen 1960er - als Christo und Jeanne-Claude der Pariser Avantgarde angehörten. Dazu zählte auch Yves Klein, der Mitbegründer der ″Nouveaux Réalistes". Mit dem Erfinder des berühmten IKB-Blau schloss Christo Freundschaft. Beide tauschten Werke aus: Für eines seiner ″Packages" bekam Christo die kleine, vollständig blaue Leinwand ″Blue Monochrome (IKB 19)" von 1958. Sotheby's schätzt ihren Wert auf mindestens 200.000 Euro.
Nicht wenige Werke der Auktion erzählen von solchen Freundschaften. So ist etwa Lucio Fontanas Bild "Concetto Spaziale, Attesa" (1963), das mit 300.000 bis 500.000 Euro taxiert ist, auf der Rückseite JeanneClaude gewidmet. Es hing einst an einer Wand des Chelsea Hotels in der 23rd Street, wo Jeanne-Claude und Christo nach ihrem Umzug in die USA zunächst logierten.
Unter dem Bild stand das einzige Möbel, das das Künstlerpaar aus Europa mitgenommen hatte - der moderne "Hoge Stoel" von Gerrit Rietveld, zeitlebens ein Lieblingsstück von Christo. Der Schätzpreis beträgt nun 80.000 bis 120.000 Euro.
Im Chelsea Hotel lebten damals auch die Künstler Daniel Spoerri und Claes Oldenburg. Oldenburg bot an, dass Christo und Jeanne-Claude sein Studio in einem alten Fabrikgebäude übernahmen, wo sie dann ab 1964 lebten. Aus Fundstücken aus abgerissenen Häusern bastelte Christo hier seine "Store Front"-Werke. Im Tausch für eine frühe "Store Front"-Arbeit überließ Oldenburg Christo das Skulpturenduo "Bacon and Egg, Ice Cream and Beef Steak". Es trägt die Widmung "to Christo from Claes". Bei der Auktion könnte es 40.000 bis 60.000 Euro bringen. Und wie viele andere Werke atmet es auch einen Hauch von Kunstgeschichte.