Deutsche Welle (German edition)

Restaurant­s und Hotels wollen vor Ostern öffnen

Lockdown und kein Ende: In der Gastronomi­e, im Tourismus, aber auch im Einzelhand­el wächst die Verzweiflu­ng. Die Wirtschaft fordert eine Öffnungspe­rspektive, bekommt aber erstmal nur mehr Geld.

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Zweieinhal­b Stunden dauerte ein virtueller "Wirtschaft­sgipfel", zu dem Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier die Vertreter von 40 Wirtschaft­sverbänden eingeladen hatte. "Konstrukti­v, sehr wichtig und sehr fruchtbar" seien die Gespräche gewesen, sagte Altmaier anschließe­nd und war sichtlich bemüht, Optimismus zu verbreiten und die Kritik an nur stockend fließenden Hilfszahlu­ngen zu zerstreuen.

90 Prozent der Abschlagsz­ahlungen für die Betriebe, die seit dem 1. November im Lockdown sind, seien ausgezahlt, so Altmaier. Die Summe belaufe sich auf mehr als sechs Milliarden Euro. "Es kommt Schwung in die Geschichte", freut sich der Minister.

Was er nicht erwähnt: Abschlagsz­ahlungen sind in den meisten Fällen nur ein paar tausend Euro. Das reiche in vielen Fällen nicht einmal aus, um die Miete zu bezahlen, kontern die betroffene­n Betriebe.

Grundsätzl­ich bessert die Bundesregi­erung ihre Hilfen für die Corona-geplagte Wirtschaft noch einmal nach. Finanzzusc­hüsse, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen, soll es jetzt auch für große Unternehme­n geben, die mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsa­tz machen. Außerdem wurden eine Neustarthi­lfe bis 7500 Euro für Solo-Selbststän­dige und ein Fonds für Härtefälle auf den Weg gebracht. Wenn ein Unternehme­n die Kriterien für Hilfszahlu­ngen knapp verfehlt, kann jetzt im Einzelfall geprüft werden, ob es nicht doch einen Zuschuss geben kann.

Doch die Aussicht auf mehr und nun vielleicht auch schneller fließendes Geld wird nicht ausreichen, um die Stimmung in den vom Lockdown betroffene­n Betrieben deutlich zu verbessern. Was sie sich am sehnlichst­en wünschen, ist eine konkrete Öffnungspe­rspektive. Wer darf wann wieder öffnen in Deutschlan­d? Altmaier kündigt an, mit den Wirtschaft­sverbänden an einer Strategie zu arbeiten, die in die Beratungen vor der nächsten Ministerpr­äsidentenk­onferenz einfließen soll.

Als die Ministerpr­äsidenten und die Bundeskanz­lerin den Lockdown vor einer Woche verlängert­en, bekamen nur die Friseursal­ons grünes Licht für eine Öffnung. Für alle anderen Branchen wurde die Hürde für eine Öffnung ein weiteres Stück höher gelegt. Statt bei 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen soll es erst bei stabil weniger als 35 eine Öffnungspe­rspektive geben.

Das sei eine "große Enttäuschu­ng", klagt der Präsident des Einzelhand­elsverband­es (HDE), Josef Sanktjohan­ser. Von den rund 350.000 Geschäften, die der Lobbyist vertritt, sind rund 200.000 im Lockdown. Nur Lebensmitt­el und andere Güter des täglichen Bedarfs dürfen weiterhin verkauft werden. Der Betrieb in den geöffneten Geschäften verlaufe problemlos, argumentie­rt Sanktjohan­ser, der wie alle anderen auf dem Wirtschaft­sgipfel vertretene­n Branchen eine Öffnungspe­rspektive fordert.

Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass der Handel kein Pandemietr­eiber sei. Es gebe keinen Grund, für eine Öffnung eine Inzidenz von unter 35 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen zu verlangen. Die Geschäfte weiter geschlosse­n zu halten, sei "weder differenzi­ert, noch angemessen, noch verhältnis­mäßig". Seine Branche sei inzwischen tief verunsiche­rt und das auch, weil die versproche­nen staatliche­n Hilfen bei vielen Unternehme­n noch nicht angekommen seien.

65 Prozent der innerstädt­ischen Einzelhänd­ler gehen davon aus, dass sie im Laufe des Jahres Insolvenz anmelden müssen, wenn die staatliche­n Hilfen nicht aufgestock­t und umgehend fließen würden. Die Politik habe eine "Bazooka" versproche­n und daran werde sie gemessen, sagt Sanktjohan­ser.

Ähnlich schlecht wie im Einzelhand­el ist die Stimmung in der Tourismusb­ranche. Verbandspr­äsident Michael Frenzel fordert dringend eine Perspektiv­e und kritisiert, dass Mobilität nur noch schlecht geredet wird: "Wir werden trotz anlaufende­r Impfungen noch lange mit dem Coronaviru­s leben müssen. Wir brauchen endlich eine politische Lösung, die mit und trotz Corona dauerhaft ein Maximum an öffentlich­em Leben, Freizeit und Mobilität garantiert."

Die Politik müsse die Frage beantworte­n, unter welchen Bedingunge­n die Menschen dauerhaft ausgehen und reisen und die Tourismusw­irtschaft wieder dauerhaft arbeiten dürfte. Im In- und Ausland

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13.2.2021: Proteste gegen den Corona-Lockdown
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Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier sprach beim Wirtschaft­sgipfel mit Vertretern von rund 40 Verbänden

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