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Thyssenkrupp behält seine Stahlsparte
Der Traditionskonzern hat die Verkaufsgespräche mit dem britischen Konkurrenten Liberty Steel abgebrochen. Thyssenkrupp will das Stahlgeschäft nun aus eigener Kraft weiterentwickeln.
"Wir haben die Tür für Verhandlungen aufgemacht, aber die Vorstellungen über Unternehmenswert und Struktur der Transaktion lagen am Ende doch weit auseinander", begründete ThyssenkruppFinanzchef Klaus Keysberg das Ende der Gespräche. Der Traditionskonzern aus dem Ruhrgebiet will das Stahlgeschäft nun aus eigener Kraft vorantreiben. die britische Gruppe noch ein aktualisiertes Angebot nach, wie Thyssenkrupp erläuterte. Der deutsche Konzern hatte erklärt, daneben eine Abspaltung (SpinOff) und einen Weiterbetrieb in Eigenregie zu prüfen. Die Verhandlungen kamen zuletzt nur schleppend voran. Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz betonte auf der Hauptversammlung Anfang des Monats, es müssten noch diverse Punkte geklärt werden.
Für Liberty ist der Deal noch nicht völlig vom Tisch. "Wir haben die Gespräche zu diesem Zeitpunkt beendet, weil die Preisvorstellungen zu weit auseinander liegen", teilte ein Sprecher mit. "Aber wir halten die Tür für weitere Gespräche offen", meinte er weiter.
Die Branche leidet seit Jahren unter Überkapazitäten, Billigimporten aus Fernost und immer strikteren Klimaschutzauflagen. Durch die Corona-Pandemie kam die Schwerindustrie noch stärker unter Druck.
Thyssenkrupp Steel Europe häufte i m vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fast einer Milliarde Euro an. Zuletzt ging es jedoch wieder aufwärts. Die Kernsparte des Konzerns konnte ihr Ergebnis im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 im Vergleich zum Vorjahr von minus 144 Millionen Euro auf einen Gewinn von 22 Millionen Euro steigern. Neben der wieder angezogenen Autoproduktion machte sich die gute Nachfrage in der Hausgeräte- und in der Bauindustrie positiv bemerkbar. Thyssenkrupp profitierte zudem wie die gesamte Branche vom gestiegenen Stahlpreis.
Für die Modernisierung seiner Stahlsparte gab Thyssenkrupp zuletzt Investitionen von mehr als 700 Millionen Euro frei. Im Gegenzug will der Konzern dort allerdings mehr Stellen streichen als bisher geplant. Mit dem nach Unternehmensangaben größten Investitionsprogramm beim Stahl seit fast zwei Jahrzehnten will Thyssenkrupp seine Werke in Duisburg und Bochum fit für die gestiegenen Anforderungen der Autobranche machen.
Der Mischkonzern hat im Zuge seines Konzernumbaus laut eigenen Angaben bislang mindestens 3600 Stellen abgebaut. Insgesamt sollen 11.000 Jobs wegfallen. Nach dem Verkauf des Aufzugsgeschäfts im Sommer gab es Ende Dezember noch gut 103.000 Beschäftigte bei Thyssenkrupp.
se/mak (rtr, dpa, afp)