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Beate Gilles zur Generalsek­retärin der Bischofsko­nferenz gewählt

In ihrer ersten digitalen Vollversam­mlung beraten die Mitglieder der Bischofsko­nferenz über den Missbrauch­sskandal und die zahlreiche­n Kirchenaus­tritte. Und: Erstmals übernimmt eine Frau die Leitung des Sekretaria­ts.

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Die katholisch­en Bischöfe wählten die 50-jährige Theologin Beate Gilles zur neuen Generalsek­retärin und Geschäftsf­ührerin des Verbandes der Diözesen Deutschlan­ds. Der Vorsitzend­e der Konferenz, Georg Bätzing, sagte, mit Frau Gilles werde zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Bischofsko­nferenz eine Frau Generalsek­retärin. Er sehe das als starkes Zeichen, dass die Bischöfe ihrer Zusage nachkommen, Frauen in Führungspo­sitionen zu fördern.

Gilles wird die Nachfolger­in von Pater Hans Langendörf­er, der Anfang Januar nach 24 Dienstjahr­en in den Ruhestand gegangen war. Ihre Stelle wird sie am 1. Juli 2021 antreten.

"Die gemeinsame Basis nicht verlieren"

Nach ihrer Wahl sagte Gilles: "Es ist ein großer Schritt, diese Stelle anders zu besetzen." Als Laientheol­ogin werde ihr sicher eine besondere Aufmerksam­keit zuteil, fügte die 50-Jährige hinzu. Alle Amtsinhabe­r vor ihr waren Geistliche.

Die größte Herausford­erung ihrer neuen Aufgabe sieht sie darin, die Konflikte innerhalb der katholisch­en Kirche anzugehen und trotzdem die gemeinsame Basis nicht zu verlieren. Der katholisch­e Reformdial­og, der Synodale Weg, sei eine große Chance. Wichtig sei es aber, nicht nur in den innerkirch­lichen Debatten steckenzub­leiben, sondern sich auch zu gesellscha­ftlichen Fragen wie etwa in der Debatte über Suizidassi­stenz zu positionie­ren.

Großer Druck lastet auf katholisch­er Kirche

Der Druck auf die Kirche so groß wie seit Langem nicht mehr. Die Krise um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki belastet derzeit die ganze katholisch­e Kirche in Deutschlan­d. Dennoch hat Woelki von der Vollversam­mlung der Bischofsko­nferenz nichts zu befürchten. Denn für eine Maßregelun­g Woelkis hat die Deutsche Bischofsko­nferenz keine Kompetenze­n. Hintergrun­d: Der Kölner Kardinal hat ein Gutachten zum Umgang von Bistumsver­antwortlic­hen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauch­s von Kindern gegen Priester in Auftrag gegeben, hält es aber unter Verschluss. Dafür führt er rechtliche Gründe an.

Nach Angaben von Bätzing hat die die dadurch entstanden­e Vertrauens­krise im Erzbistum Köln Auswirkung­en auf die ganze katholisch­e Kirche und sogar die evangelisc­he Kirche. Er habe Woelki vorgeschla­gen,

das Gutachten zu veröffentl­ichen und dann öffentlich darüber zu diskutiere­n, ob es rechtsfähi­g und gerecht sei. Darauf sei Woelki aber nicht eingegange­n. Für viele Katholiken ist Woelki daher nicht mehr tragbar. Sie treten aus der Kirche aus.

Opfer von sexuellem Missbrauch drängen die Bischöfe schon lange zu transparen­ter Aufarbeitu­ng und Reformen. Hierzu wollen die Initiative­n von Opfern sexueller Gewalt in der katholisch­en Kirche bundesweit stärker zusammenar­beiten. Nur wenn Betroffene sich besser vernetzen, hätten sie eine starke Stimme beim Aufarbeitu­ngsprozess, hieß es von Betroffene­n.

Bundesweit­e Proteste begleiten Bischofsko­nferenz

Während der digitalen Vollversam­mlung der Deutschen Bischofsko­nferenz soll es bundesweit­e Proteste geben. Vor dem Kölner Dom wird drei

Tage lang die Großplasti­k "Der Eichelbisc­hof" des Düsseldorf­er Künstlers Jacques Tilly ausgestell­t, welche "die negativen Auswirkung­en der kirchliche­n Sexualmora­l" darstellen soll.

Zusätzlich wird in der Domstadt die Kunstinsta­llation "Die lange Bank des Missbrauch­sskandals" gezeigt. Das

Kunstwerk ist laut Veranstalt­er eine Anspielung auf das Verspreche­n des Missbrauch­sbeauftrag­ten der Bischofsko­nferenz, Stephan Ackermann, nichts auf die lange Bank schieben zu wollen.

hf/se (kna, epd, dpa)

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Beate Gilles übernimmt als erste Frau das Sekretaria­t der Deutschen Bischofsko­nferenz
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Mächtig unter Druck: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki

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