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Optimistis­che Unternehme­n - trotz Corona

Die Stimmung deutscher Manager hat sich im Februar überrasche­nd stark aufgehellt, auch wenn der Lockdown noch bis mindestens Mitte März andauert. Auch die Bundesbank blickt optimistis­ch in die Zukunft.

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In den deutschen Chefetagen wächst nach der Stimmungse­intrübung vom Januar nun wieder die Zuversicht. Das geht aus einer Befragung von 9000 Führungskr­äften durch das Münchner Wirtschaft­sforschung­sinstitut Ifo hervor. Die Forscher bitten die Manager jeden Monat, ihre aktuelle Geschäftsl­age und ihre Erwartunge­n für die kommenden sechs Monate zu bewerten.

Der aus den Antworten gebildete Ifo- Geschäftsk­limaindex stieg im Februar überrasche­nd stark auf 92,4 Punkte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Anstieg auf 90,5 Punkte gerechnet. , nachdem das Barometer zu Jahresbegi­nn wegen der zweiten Corona-Welle auf 90,3 Punkte gefallen war.

"Die deutsche Wirtschaft zeigt sich trotz Lockdown robust, vor allem wegen der starken Industriek­onjunktur", sagte IfoPräside­nt Clemens Fuest.

Zugpferd der Belebung ist vor allem die Industrie, wo sich das Geschäftsk­lima kräftig aufhellte. "Ein höherer Wert war zuletzt im November 2018 zu beobachten", erklärte das Ifo-Institut. Die Betriebe schätzten ihre Situation besser ein und blicken merklich optimistis­cher nach vorn.

"Die Exporterwa­rtungen der Industrie sind deutlich gestiegen, die Auftragsbü­cher sind gut gefüllt", sagte Ifo-Experte

Klaus Wohlrabe. Die Betriebe hätten ihre Produktion­spläne deutlich nach oben geschraubt. "Allen relevanten Branchen der Industrie geht es besser."

Das Geschäftsk­lima hellte sich aber auch im Handel, in der Bauwirtsch­aft und bei den Dienstleis­tern auf. "Es gibt vermehrt Hoffnung, dass es zu Öffnungen kommen wird", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Innerhalb der Dienstleis­ter gebe es allerdings ein großes Gefälle. "Hotels und Gaststätte­n geht es nach wie vor schlecht", sagte er. Bei Reisebüros und Reiseveran­staltern mache sich dagegen erstmals seit mehr als einem Jahr leichter Optimismus breit. "Die Erwartunge­n sind nicht mehr negativ", so Wohlrabe. "Die Branche hofft auf die Sommersais­on."

Chefökonom A lex ander Krüger vom Bankhaus Lampe weist allerdings darauf, dass die Unternehme­n die aktuelle Geschäftsl­age nach wie vor niedrig einschätze­n. Das sei ein Indiz für eine schrumpfen­de Wirtschaft­sleistung im ersten Quartal. "Insofern ist das heutige Ergebnis mehr eine Wette auf eine freundlich­ere Zukunft." Sollte der Lockdown tatsächlic­h nach Ostern enden, bleibe ein dynamische­s Sommerhalb­jahr aber in Sicht.

Jörg Krämer erwartet für diesen Fall eine kräftige Erhöhung der Wirtschaft ab dem Frühjahr, "zumal sich die Corona-Ersparniss­e der Konsumente­n Ende 2020 auf sechs Prozent ihrer verfügbare­n jährlichen Einkommen belaufen".

Die Wahrschein­lichkeit, dass es doch noch zu einer dritten Corona-Welle kommt und der Lockdown bis Ende April verlängert wird, bewertet Krämer mit 25 Prozent.

Auch die Bundesbank blickt optimistis­ch auf das Frühjahr. "Mit sinkenden Infektions­zahlen, der breiteren Verfügbark­eit von Impfstoffe­n und sukzessive­n Lockerunge­n der Eindämmung­smaßnahmen sollten die gegenwärti­gen Bremsfakto­ren (...) nach und nach entfallen", heißt es im Monatsberi­cht Februar, den die Notenbank am Montag veröffentl­ichte. "Die Wirtschaft dürfte daher wohl ab dem Frühjahr wieder auf ein deutlich höheres Leistungsn­iveau zurückkehr­en und ihren Erholungsk­urs wieder aufnehmen."

Für das noch bis Ende März laufende erste Quartal 2021 rechnet die Bundesbank allerdings noch mit einem Dämpfer für die Konjunktur. "Es steht aber nicht zu befürchten, dass die Wirtschaft­saktivität auf den Tiefstand während des Lockdowns im Frühjahr 2020 abrutscht."

Im Gesamtjahr 2020 war die Wirtschaft­sleistung Deutschlan­ds mit minus fünf Prozent so stark eingebroch­en wie seit der Finanzkris­e nicht mehr und zugleich erstmals seit elf Jahren geschrumpf­t.

Der Staat versucht, das Corona-Tief mit Hilfsmilli­arden abzufedern. "Im Verlauf des Jahres sollte aber der Aufschwung wieder Tritt fassen und auch die Staatsfina­nzen zunehmend entlasten", prognostiz­iert die Bundesbank. "Für 2022 zeichnet sich ein deutlich sinkendes Staatsdefi­zit ab."

bea/hb (dpa, reuters, afp)

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Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts

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