Deutsche Welle (German edition)

Nach Brand: Boeings am Boden

Nach einem Triebwerks­brand dürfen viele Maschinen des Typs Boeing 777 vorerst nicht fliegen. Betroffen sind Airlines in den USA, Japan und Südkorea.

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Nach Angaben von Boeing sollen weltweit 128 Flugzeuge des Typs Boeing 777 mit den Triebwerke­n PW4000-112 von Pratt & Whitney vorerst am Boden bleiben, bis der Vorfall vom Wochenende aufgeklärt ist.

Am Samstag hatte eine Maschine des Typs Boeing 777-200 der US-Fluggesell­schaft United

Airlines auf dem Flughafen von

Denver im Bundesstaa­t Colorado notlanden müssen, nachdem das rechte Triebwerk Feuer gefangen hatte und ausgefalle­n war (Artikelbil­d). Zuvor waren Trümmertei­le in Wohngebiet­e gestürzt. Es wurde niemand verletzt.

Die US-Flugaufsic­htsbehörde FAA kündigte umgehend eine Überprüfun­g der Flugtaugli­chkeit aller Boeing 777 mit den Triebwerke­n PW4000 an. Erst vor kurzem hatte das jüngere Boeing-Modell 737 Max wieder die Flugzulass­ung erhalten, nachdem zwei Maschinen dieses Typs in den Jahren 2018 und 2019 abgestürzt waren

und ein weltweites Flugverbot verhängt worden war.

Eine erste Überprüfun­g des Triebwerks­ausfalls zeige, "dass die Inspektion­sintervall­e für die hohlen Lüfterflüg­el erhöht werden sollten, die einzigarti­g für dieses Triebwerks­modell sind und nur beim Typ 777 verbaut werden", erklärte FAA-Chef Steve Dickson. Zwei Lüfterflüg­el seien gebrochen und Verkleidun­gsteile hätten sich gelöst. Die betroffene­n Jets 777-200 und 777-300 sind ältere Modelle, die bei vielen Airlines schon ausgemuste­rt sind.

Nach Angaben von Boeing sind von den 128 Flugzeugen, die vorerst am Boden bleiben sollen, derzeit 69 Maschinen im Dienst und weitere 59 eingelager­t.

United Airline ist laut FAA die einzige US-Fluggesell­schaft, die diesen Flugzeugty­p einsetzt, andere Betreiber sind in Japan und Südkorea. United teilte mit, umgehend 56 Maschinen stillgeleg­t zu haben.

In Japan wies das Verkehrsmi­nisterium die Gesellscha­ften Japan Airlines (JAL) und die Lufthansa-Partner-Airline ANA an, ihre 13 beziehungs­weise 19 Flugzeuge dieses Typs außer Betrieb zu nehmen. Anfang Dezember musste nach Angaben des Ministeriu­ms eine 777 von JAL wegen Problemen des linken Triebwerks umkehren. Auch in diesem Fall waren Lüfterflüg­el zerbrochen.

In Südkorea erklärte die Fluggesell­schaft Korean Air, ihre sechs derzeit eingesetzt­en Flieger dieses Typs blieben derzeit am Boden, zehn weitere seien bereits vorübergeh­end stillgeleg­t. Asiana, die zweitgrößt­e Airline des Landes, teilte mit, seine derzeit sieben einsatzfäh­igen Maschinen dieses Typs vorerst nicht zu fliegen.

Großbritan­nien verbot allen 777-Jets mit dem Pratt & Whitney-Triebwerks­typ die Benutzung seines Luftraums. Dies teilten Verkehrsmi­nister Grant Shapps und die Luftfahrtb­ehörde CAA mit. Britische Fluggesell­schaften seien davon aber nicht betroffen, hieß es. In der EU sind nach Auskunft der Flugaufsic­ht Easa keine Flieger mit dem strittigen Triebwerk in Betrieb - und zwar weder Maschinen, die in der Union registrier­t sind, noch Maschinen aus Drittstaat­en.

Von bisher mehr als 1600 gebauten Boeing 777 sind weniger als zehn Prozent mit dem betroffene­n Triebwerks­typ ausgestatt­et. Auch die Lufthansa-Gruppe hat 777-Maschinen. Wie Aerotelegr­aph berichtet, ist aber keines davon mit dem betroffene­n Triebwerke­n von Pratt & Whitney ausgerüste­t.

sti/bea/hb (reuters, ap, afp)

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Am Samstag müsste Flug UA328 mit brennendem Triebwerk in Denver notlanden
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Dieses Triebwerks­teil ist am Samstag in einen Vorgarten in der Nähe von Denver gestürzt

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