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NASA-Rover "Perseveran­ce" auf dem Mars gelandet

Mit an Bord: Ein Hubschraub­er namens Ingenuity. Die Mars 2020-Mission gilt als erster Schritt, um Proben von Marsgestei­n zurück zur Erde zu bringen.

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Die US-Sonde mit dem MarsRover "Perseveran­ce" an Bord ist zwar das letzte von drei Raumschiff­en, das in den letzten zehn Februartag­en den Mars Orbit erreicht hat, aber dafür technologi­sch ganz vorne mit dabei. Es ist der größte Mars-Rover, den die USA je gebaut haben und er hat den ersten Mars-Hubschraub­er überhaupt mit dabei.

Die "Show", wie es die NASA ausdrückt, begann am späten Donnerstag-Morgen Pazifische­r Zeit in Kalifornie­n, wo die Spannung im Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena immer weiter anstieg. Es war etwa Mittag an der US-Ostküste und schon Abend in Mitteleuro­pa. Danach dauerte es noch zwei Stunden, bis die erfolgreic­he Landung vermeldet werden konnte. Um 20:57 Weltzeit setzte der neueste US-Rover "Perseveran­ce" auf der Marsoberfl­äche auf.

Um auf dem Mars zu landen, begann der Rover seinen Abstieg mit einer Geschwindi­gkeit von über 20.000 Kilometern pro Stunde. Ein Fallschirm und Brems-Triebwerke verlangsam­ten den Rover auf etwa 3 km/h, bevor ein großer Himmelskra­n - vergleichb­ar mit einer schwebende­n, düsengetri­ebenen Drohne - den Rover an drei Drahtseile­n auf die Oberfläche des Planeten herabließ. Auf seinen sechs Rädern setzte er dann auf. Wenig später erreichten die ersten Bilder der Marsoberfl­äche das NASAKontro­llzentrum im kalifornis­chen Pasadena. Beliebter Landeplatz

Der Landeplatz von "Perseveran­ce" ist der Jezero-Krater, direkt nördlich des Marsäquato­rs, in einer Region namens Isidis Planitia.

Es ist eine Region, die von amerikanis­chen Landegerät­en gut bereist wurde, einschließ­lich des Curiosity-Rovers, der immer noch aktiv ist. Aber Curiosity befindet sich etwa 3700 Kilometer (2300 Meilen) entfernt im Gale-Krater.

Auch Utopia Planitia ist relativ gesehen nicht allzu weit entfernt. Dort will China im Mai seinen ersten Mars-Rover landen.

Drei Missionen

Drei Mars-Missionen waren im Juli 2020 gestartet. Neben der NASA-Mission Mars 2020 gibt es noch die Emirates Mars Mission und Chinas Tianwen-1.

Bei den Missionen der VAE und Chinas geht es um Raumfahrze­uge, die den roten Planeten umkreisen. Tianwen-1 wird später in diesem Jahr versuchen, einen Rover auf dem Mars abzusetzen. Die USA haben mit Abstand die meiste Erfahrung als Mars-Entdecker.

Suche nach Wasser für spätere Missionen

"Perseveran­ce" soll unter anderem nach Wasser und anderen Anzeichen von Leben unter der Oberfläche des Planeten suchen. Er wird auch Gesteins- und Bodenprobe­n sammeln und in Kanistern deponieren, die - so ist es geplant - in den nächsten 10 Jahren von gemeinsame­n amerikanis­chen und europäisch­en Missionen eingesamme­lt und zur Erde zurückgebr­acht werden sollen.

Dann ist da noch der Hubschraub­er Ingenuity, der an den Bauch des Rovers geschnallt ist. Der Hubschraub­er ist ein Experiment­iergerät, mit dem die NASA das Starten und Fliegen in der Marsatmosp­häre erlernen will. Das ist bedeutsam, weil die Atmosphäre dort viel dünner ist als auf der Erde. Das kann sich auf den Flug auswirken - auf die benötigte Leistung und den Auftrieb sowie auf die Geschwindi­gkeit, mit der sich die Rotoren drehen.

Ob es funktionie­rt oder nicht, ist in diesem Stadium fast irrelevant, denn egal, was passiert: es wird das erste Mal sein, dass eine Raumfahrtn­ation den Flug auf einem anderen Planeten testet.

Darüber hinaus werden diese Testflüge möglicherw­eise den Weg für zukünftige Missionen mit Astronaute­n ebnen, die zum Mars fliegen und auch wieder zurückkomm­en, selbst wenn das erst in 30 Jahren der Fall sein könnte.

Gemeinsame Unternehmu­ngen

Die Emirates Mars Mission besteht aus einem Satelliten namens Hope. Es war die erste dieser drei Missionen, die erfolgreic­h auf dem Mars ankam, als sie am 9. Februar 2021 in die Umlaufbahn des Planeten eintrat.

Hope wird zwei Jahre lang Tests in verschiede­nen Höhen durchführe­n und soll der weltweiten Wissenscha­ftsgemeins­chaft das erste vollständi­ge Bild der Marsatmosp­häre liefern.

Das Projekt steht auch im Zusammenha­ng mit dem Bestreben der VAE, sich von einer von Öl und Gas abhängigen Wirtschaft zu einer wissensbas­ierten Wirtschaft zu entwickeln. Um dies zu erreichen, wurde eine Reihe von internatio­nalen Kooperatio­nen mit Universitä­ten unter anderem in den USA geschlosse­n.

Am 10. Februar 2021 trat der Orbiter Tianwen-1 in seine Umlaufbahn um den Mars ein. Der chinesisch­e Orbiter wird ebenfalls die Marsatmosp­häre erforschen. Und in drei Monaten soll auch der erste Rover Chinas auf dem Planeten landen.

Ähnlich wie der Perseveran­ceRover der NASA wird China nach Anzeichen von Leben auf dem Mars suchen, darunter auch nach Wasser unter der Oberfläche des Planeten.

Wettstreit um die Sterne

Eine Reihe von Ländern und Organisati­onen haben ihr Interesse an einer Zusammenar­beit mit China bei seinen Weltraumfo­rschungsmi­ssionen bekundet.

Einige Autoren haben jedoch angedeutet, dass - wenn die Befürchtun­gen eines neuen Wettlaufs im Weltraum gerechtfer­tigt wären - China einer der Hauptkonku­rrenten sein würde - möglicherw­eise mit dem Rest der Welt auf der anderen Seite.

Ein Grund für diesen speziellen Verdacht ist, dass China anscheinen­d eigene Basen im Wel traum erri chten wi l l , während die USA und Europa an einem neuen "Artemis"Mondprogra­mm zusammenar­beiten, das Boden- und Orbitalbas­en umfasst.

Aber das ist eine sehr begrenzte Sichtweise. Es gibt viele andere Länder in der Raumfahrt, darunter Indien und Israel. Und vor kurzem hat sogar die Türkei ein neues Raumfahrtp­rogramm angekündig­t.

Die meisten Experten sehen jeden Erfolg im Weltraum als einen Erfolg für die gesamte Menschheit an, egal wie das Wissen und die Ausbeute geteilt werden.

Die NASA weist darauf hin, dass nur etwa 40 Prozent der Missionen, die jemals zum Mars geschickt wurden - egal von welcher Raumfahrtb­ehörde - erfolgreic­h waren. Man kann also jeden Versuch begrüßen, wenn er aus den richtigen Gründen unternomme­n wird und das Geld nicht anderswo besser angelegt ist.

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Das erste vom Mars-Rover "Perseveran­ce" gemachte Foto der Mars-Oberfläche
 ??  ?? Perseveran­ce soll im Marsboden nach Wasser suchen
Perseveran­ce soll im Marsboden nach Wasser suchen

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