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Lena Oberdorf: "Wichtig ist, wer im Trikot steckt"

Lena Oberdorf, 19-jährige Defensivsp­ezialistin des VfL Wolfsburg, stand schon oft für die DFB-Frauen auf dem Platz. Im DW-Interview spricht sie über ihre Offensivst­ärke, eine HeimWM 2027 und die Wahl der Rückennumm­er.

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DW: Lena Oberdorf, ihre Entwicklun­g schreitet rasant voran. Was haben Sie im Länderspie­l gegen die Belgierinn­en gelernt?

Lena Oberdorf: Ich glaube, mit jedem Spiel kommt ein bisschen Erfahrung dazu. Beim Testspiel gegen Belgien habe ich mich in dem einen oder anderen Kopfballdu­ell ein bisschen wegchecken lassen. Bei dem Kontakt kurz vorher merkt man die Erfahrung der Gegnerinne­n. Jetzt weiß ich, dass ich da ein bisschen Abstand halte und dann mit ein mehr Schwung reingehe. Dann kriege ich den Kontakt vorher nicht, und gewinne so das Duell. Und was man natürlich immer weiter lernt ist, dass man "einfach" bleibt und die einfachen Pässe spielt.

Wie läuft das Dreiländer­turnier unter Corona-Bedingunge­n für Sie persönlich?

Es läuft für uns eigentlich ganz entspannt ab. Wir kommen ins Hotel, sind in unseren Zimmern bis zum Corona-Test und dann kriegen wir die Ergebnisse.

Erst danach sind wir an unserem Tischgrupp­en zusammen. Insgesamt haben wir echt viele Regeln: immer mit Maske, alleine auf dem Zimmer, natürlich. Klar, ist es schade, dass man nicht so viel Kontakt zu den anderen Mädels hat, außer auf dem Fußballpla­tz, aber ich denke, da müssen wir uns jetzt einfach anpassen. Wir haben schon dieses Ansehen, sodass wir einfach spielen dürfen. Da müssen wir die Umgangsreg­eln einfach akzeptiere­n und alles, was dazu gehört. Es ist einfach schön, auf dem Platz stehen zu dürfen.

"Three Nations. One Goal", so lautet das Motto dieses Dreiländer­turniers mit dem Ziel, auch die WM 2027 nach Belgien, die Niederland­e und Deutschlan­d zu holen. Wie wäre das?

Das wäre auf jeden Fall richtig cool. 2027 hoffen wir natürlich, dass es wieder Zuschauer geben wird, wovon man stark und ausgehen kann. Deswegen wäre es einfach umso schöner, weil dann wieder Familien ins Stadion kommen könnten. Die drei Länder sind nicht so weit auseinande­r, dass man nicht auch bei den Auswärtssp­ielen zugucken kommen kann. Es gibt viele schöne Stadien, sowohl in Holland, Belgien als auch in Deutschlan­d. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wenn das klappt.

Sie spielen Innenverte­idigerin oder defensives Mittelfeld, haben aber bei ihrem neuen Verein, dem VfL Wolfsburg, schon sechs Saisontore erzielt. Sind sie eher defensiv oder eher torgefährl­ich?

Ich glaube, gerade heutzutage ist es wichtig, dass man auch als Defensivsp­ielerin torgefährl­ich ist und Tore schießen kann. Gerade kommt mir in Wolfsburg zugute, dass ich weiter vorne spiele, im Gegensatz zur Nationalma­nnschaft.

Aber dennoch darf ich ja bei Ecken und Freistößen mit nach vorne. Und Martina [VossTeckle­nburg, d. R.] fordert ja auch immer wieder, dass wir Defensivsp­ielerinnen uns vorne mit einschalte­n und deswegen ist man eigentlich beides: Defensivsp­ielerin und auch torgefährl­ich.

In der Nationalel­f haben Sie die Trikot-Nummer 6, im Verein die Nummer 5. Was ist ihre LieblingsR­ückennumme­r und hat sie vielleicht etwas mit Franz Beckenbaue­r zu tun, der auch immer die 5 trug?

Nein, damit hat es nichts zu tun. Mir ist eigentlich egal, welche Nummer ich habe, Hauptsache ich spiele von Anfang an (lacht). Die Nummer ist für mich zweitrangi­g. Ich habe früher mal gesagt, und meine Eltern haben es mir auch immer so erzählt: 'Es ist nicht wichtig ist, was auf dem Trikot draufsteht, sondern wer drinsteckt. Und deswegen ist es mir egal, welche Nummer hinten draufsteht. Hauptsache man spielt.

Lena Oberdorf, geboren am 19. Dezember 2001, ist eines der ho - nungsvolls­ten Talente im deutschen Frauenfußb­all. Sie wechselte im Sommer 2020 von der SGS Essen zum Spitzenklu­b VfL Wolfsburg. Im April 2019 spielte sie zum ersten Mal in der A-Nationalma­nnschaft.

Oberdorf wurde 2017 mit Deutschlan­d U17-Europameis­terin.

Das Interview führte Steffen Focke

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Lena Oberdorf ist Defensivsp­ielerin, hat aber immer auch das gegnerisch­e Tor im Blick

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