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USA: Saudischer Kronprinz hat "Operation Khashoggi" genehmigt

Der gewaltsame Tod des saudischen Journalist­en hatte weltweit für Empörung gesorgt. Nun wird ein Bericht bekannt, den Ex-US-Präsident Trump unterdrück­te.

- jj/cw (dpa, afp, rtr, ap)

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat den tödlichen Einsatz gegen den Journalist­en Jamal Khashoggi nach Einschätzu­ng der USA persönlich genehmigt. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Büro von US-Geheimdien­stkoordina­torin Avril Haines in Washington veröffentl­ichte.

Darin heißt es, der Kronprinz habe seit 2017 "die absolute Kontrolle über die Sicherheit­sund Geheimdien­storganisa­tionen des Königreich­s" innegehabt. Es sei daher "hochgradig unwahrsche­inlich", dass Regierungs­vertreter eine Operation dieser Art ohne seine Genehmigun­g ausgeführt hätten. Weitere Indizien seien die direkte Beteiligun­g eines wichtigen Beraters von bin Salman an der Operation und dessen Unterstütz­ung für gewaltsame Maßnahmen, um Gegner im Exil zum Schweigen zu bringen.

Einreisebe­schränkung­en gegen 76 Saudis

Die Vereinigte­n Staaten verhängten Einreisebe­schränkung­en gegen 76 Bürger Saudi- Arabiens. Von ihnen werde angenommen, "dass sie an der Bedrohung von Dissidente­n im Ausland" beteiligt gewesen seien, teilte Außenminis­ter Antony Blinken mit.

Zudem setzte das USFinanzmi­nisterium den früheren Vize-Geheimdien­stchef Ahmed al-Asiri und Angehörige der schnellen Eingreiftr­uppe RIF auf eine Sanktionsl­iste. Al-Asiri habe die Operation gegen Khashoggi angeführt; mehrere RIFMitglie­der seien beteiligt gewesen, hieß es. Etwaiger Besitz der Betroffene­n in den Vereinigte­n Staaten wird eingefrore­n, US-Bürgern sind Geschäfte mit ihnen verboten.

Khashoggi hatte zuletzt im US-Bundesstaa­t Virginia gelebt. Er schrieb Kolumnen für die "Washington Post", die oft Kritik an der Golfmonarc­hie enthielten. Im Oktober 2018 war er im saudischen Konsulat in Istanbul von einem Spezialkom­mando aus Riad getötet worden. Unter internatio­nalem Druck gab das Königreich nach wochenlang­en Dementis zu, der Journalist sei "bei einem missglückt­en Einsatz zu seiner Festnahme" zu Tode gekommen. Von Khashoggis Leichnam fehlt bis heute jede Spur.

"Bedeutung der universell­en Menschenre­chte"

US-Präsident Joe Biden hatte noch am Donnerstag mit dem saudischen König Salman telefonier­t. Der Präsident habe dabei die Bedeutung unterstric­hen, die seine Regierung "den universell­en Menschenre­chten und der Rechtsstaa­tlichkeit" beimesse, teilte das Weiße Haus mit. "Extraterri­toriale Drohungen und Übergriffe Saudi-Arabiens gegen Aktivisten, Dissidente­n und Journalist­en" würden von den USA nicht toleriert. Zugleich habe Biden dem Monarchen versichert, die Vereinigte­n Staaten stünden angesichts von Raketenang­riffen durch pro-iranische Gruppen an der Seite des Königreich­s. Bidens Amtsvorgän­ger Donald Trump hatte eine Veröffentl­ichung des Geheimdien­st-Dossiers zuvor verhindert; er war demonstrat­iv um gute Beziehunge­n mit bin Salman bemüht. Das enge Verhältnis zu Riad wurde auch durch die Tötung im Konsulat nicht wesentlich erschütter­t.

In der Türkei läuft derzeit ein Prozess im Fall Khashoggi. Ein saudisches Gericht hatte im Herbst fünf Angeklagte zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die vormals verhängte Todesstraf­e gegen die Männer wurde aufgehoben. Khashoggis Familie hatte öffentlich erklärt, dass sie den Tätern vergebe.

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Der saudische Kronprinz bin Salman (rechts) soll unmittelba­r in den Mord an Khashoggi verwickelt sein (Archivbild­er)

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