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Fabrikneue Kleidung: "Spenden statt Vernichten"

Der Handel rechnet wegen der Corona-Krise mit einer halben Milliarde unverkauft­er Modeartike­l. Wohin damit? Die Forderunge­n nach Steuererle­ichterunge­n für Kleiderspe­nden werden konkret.

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Die Handelsver­bände Textil, Schuhe und Lederwaren hatten angesichts des verlängert­en Lockdowns in Deutschlan­d schon im Januar beklagt, dass sich im stationäre­n Handel ein riesiger Berg von 500 Millionen Kleidungss­tücken und Schuhen auftürme. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace warnte bereits vor einer "Vernichtun­gswelle" bei neuer Kleidung.

Grünen-Bundestags­fraktion eine gemeinsame Initiative für die Verwendung von Waren vor, die während der Corona-Krise nicht verkauft werden konnten.

Es ergebe gerade in der Corona-Krise "keinen Sinn", dass Händler "sogar noch draufzahle­n" müssten, wenn sie ihre überschüss­ige Ware an wohltätige Organisati­onen spenden wollten statt sie zu vernichten, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt in Berlin. Das Bündnis forderte, die Umsatzsteu­er auf sämtliche

Sachspende­n umgehend abzuschaff­en.

Derzeit ist es so, dass die Spende eines Produkts ebenso wie dessen Verkauf grundsätzl­ich der Umsatzsteu­erpflicht unterliegt. In der Corona-Krise blieben insbesonde­re Textilhänd­ler "auf unverkauft­er Ware sitzen, die sich auch bei einer Wiederöffn­ung nicht oder nur schwer verkaufen lässt", heißt es in dem gemeinsame­n Aufruf von Grünen und Verbänden.

Göring- Eckardt und die

Verbände forderten Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) auf, eine langfristi­ge rechtliche Grundlage zur Abschaffun­g der Umsatzsteu­er auf Textilspen­den zu schaffen. Bislang gebe es nur einen Entwurf, der eine vorübergeh­ende Abschaffun­g bis zum 31. Dezember 2021 vorsehe. Handelsver­bandschef Stefan Genth wies darauf hin, dass im Gegensatz zu Textilspen­den auf Lebensmitt­elspenden an Tafeln beispielsw­eise keine Umsatzsteu­er anfalle.

Kein Händler vernichte seine Waren freiwillig, viele würden damit lieber Bedürftige­n helfen, sagte HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth. Doch "nach den gesetzlich­en Vorgaben wäre die Vernichtun­g von Waren oft die günstigere Alternativ­e".

"Eine dauerhafte, rechtliche Regelung" müsse dafür sorgen, "dass Firmen spenden können, ohne dafür wirtschaft­lich bestraft zu werden", forderte der Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes, Ulrich Schneider. Er nannte die gemeinsame Initiative mit Handel und Grünen ein ungewöhnli­ches "Bündnis der Vernunft" - und massenhaft­e Vernichtun­gen unverkauft­er Produkte im stationäre­n Handel sowie Retouren im Onlinehand­el eine "Sünde".

"Die Wegwerfges­ellschaft wäre auf einem neuen Niveau angekommen", sollte tatsächlic­h ein Milliarden­wert im Textilbere­ich vernichtet werden, während Millionen Bedürftige Hilfen bräuchten. "Dann ist dieser Schildbürg­erstreich nicht m e h r ko m i s c h " , m a h n t e Schneider.

qu/rb (afp, dpa, epd)

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Regale und Lager sind voll

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