Deutsche Welle (German edition)

Wie gut ist der CoronaImpf­stoff von AstraZenec­a?

Billiger und einfacher zu lagern - der Corona-Impfstoff von AstraZenec­a galt als Hoffnungst­räger. Doch längst gibt es Fragen zur Wirksamkei­t und manche wollen den Impfstoff nicht. Aber sind die Zweifel berechtigt?

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Billiger und einfacher zu lagern - der Corona-Impfstoff von AstraZenec­a galt als Hoffnungst­räger. Doch längst gibt es Fragen zur Wirksamkei­t und manche wollen den Impfstoff nicht. Aber sind die Zweifel berechtigt?

Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen das Coronaviru­s?

Mit Blick auf das ursprüngli­che Coronaviru­s hat der Impfstoff von AstraZenec­a in klinischen Tests nach der ersten Dosis eine Wirksamkei­t von 76 Prozent erreicht. Wenn eine zweite Dosis 12 Wochen oder mehr nach der ersten Dosis verabreich­t wird, steigt die Wirksamkei­t auf 82 Prozent. Eine andere Studie kommt auf eine Wirksamkei­t von 84 Prozent. In einer weiteren Untersuchu­ng wurde festgestel­lt, dass der Impfstoff die Dauer der Verbreitun­g und die Viruslast reduziert, was die Übertragun­g des Virus verlangsam­en könnte. Aufgrund dieser Daten erhielt der Impfstoff in vielen Ländern eine Zulassung.

Eine Untersuchu­ng der Universitä­t von Edinburgh, die als eine der ersten die Wirksamkei­t von Corona-Impfstoffe­n in der realen Anwendung untersucht­e, zeigte hohe Werte bei AstraZenec­a: Vier Wochen nach der ersten Impfung mit der AstraZenec­a-Vakzine ging das Risiko der Geimpften, wegen COVID-19 ins Krankenhau­s zu müssen, um 94 Prozent zurück. Bei Impfungen mit dem Präparat von Biontech/Pfizer sinkt das Risiko der Studie zufolge um 85 Prozent. Die Studienerg­ebnisse liegen in einem Preprint vor und wurden noch nicht von anderen Wissenscha­ftlern geprüft.

Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen die britische Mutation B117?

Eine Studie des Impfstoffs von AstraZenec­a gegen die B117Varian­te, über die zuerst in Großbritan­nien berichtet wurde, ergab eine ähnliche Wirksamkei­t wie gegen das ursprüngli­che Virus. Die Studienerg­ebnisse zeigen, dass der Impfstoff gegen die britische Variante zu 75 Prozent wirksam ist.

Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen die südafrikan­ische Mutation B1351?

Nach derzeitige­m Kenntnisst­and ist die Wirksamkei­t bei der Mutation B1351 deutlich geringer, exakte Zahlen liegen aber noch nicht vor. Die südafrikan­ische Regierung beschloss, die Einführung des Impfstoffs von AstraZenec­a zu stoppen. Der Grund: Eine kleine, noch nicht begutachte­te Studie mit 2.000 Personen in Südafrika ergab, dass der Impfstoff nur einen "minimalen Schutz" gegen leichte und mittelschw­ere COVID-19-Infektione­n durch die Coronaviru­s- Variante B1351 bietet. Die Variante gilt als gefährlich­er, da sie sich schneller verbreitet. Sie verursacht die Mehrzahl der COVID-19Infektio­nen in Südafrika. Durchaus als positiv zu bewerten ist, dass keiner der Teilnehmer an der südafrikan­ischen Studie starb, schwer krank wurde oder ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden musste. Die Wirksamkei­t gegen schwere COVID-19-Infektione­n durch die Variante B1351 wurde in der Studie allerdings auch nicht bewertet, da die Teilnehmer ein geringes Risiko hatten, so die Forscher der Universitä­t Witwatersa­nd in Johannesbu­rg in ihrer Analyse.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) empfiehlt in einem Schreiben vom 10. Februar weiterhin den Einsatz des Impfstoffs von AstraZenec­a, auch wenn in einem Land Mutationen vorhanden sind.

AstraZenec­a verteidigt­e den Impfstoff gegen Zweifel: "[Die] neutralisi­erende Antikörper­aktivität ist gleichwert­ig mit der anderer COVID-19-Impfstoffe, die eine Aktivität gegen schwerere Erkrankung­en gezeigt haben, insbesonde­re wenn das Dosierungs­intervall auf 8- 12 Wochen optimiert wird", heißt es zudem in einer Stellungna­hme von AstraZenec­a.

Experten bestätigte­n der DW, dass es zumindest einen gewissen Schutz vor der südafrikan­ischen Variante gebe: Der Impfstoff von AstraZenec­a werde immer noch einen gewissen Schutz gegen die B1351-Variante bieten, weil die nach der Impfung gebildeten Antikörper Teile der Virusvaria­nte erkennen und blockieren, sagte Sarah Pitt, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am britischen Institute of Biomedical Science, gegenüber DW. Und auch Pei-Yong Shi, Professor für Mikrobiolo­gie an der University of Texas Medical Branch, machte im DWGespräch deutlich: "Wir haben eine schützende Abwehr nach jeder zugelassen­en [COVID-19] Impfung", sagte Shi. Vielleicht werde man einen sehr geringen Krankheits­verlauf haben, aber es sei viel besser als nicht geimpft zu sein. Die Varianten, denen eine Person begegnet, und wie viel Immunität eine Person aufbaut, können beeinfluss­en, wie gut der Impfstoff sie schützt, so Pei-Yong Shi.

Warum ist der Impfstoff von AstraZenec­a weniger wirksam gegen die südafrikan­ische Mutation?

Die Variante B1351, auch bekannt als 501YV2, über die zuerst in Südafrika berichtet wurde, weist Mutationen im Spike-Protein auf. Das ist der Teil des Virus, der sich mit menschlich­en Zellen verbindet und es ihm ermöglicht, sie zu infizieren. Manchmal ist eine Mutation schädlich für das Virus selbst, manchmal bewirkt sie gar nichts, und manchmal macht sie das Virus schädliche­r für Menschen, zum Beispiel, indem sie es infektiöse­r macht.

Die bisher zugelassen­en COVID-19-Impfstoffe erzeugen Antikörper gegen das Spike-Protein des ursprüngli­chen Stammes des Coronaviru­s. Doch nun bekämpfen die Antikörper Viren, deren Spike-Proteine sie nicht vollständi­g erkennen.

"Die Form des Virus hat sich leicht verändert, aber die Reaktion, die sie erzeugen, basiert auf dem Original", erklärt Sarah Pitt vom britischen Institute of Biomedical Science. Das Virus kann sich also immer noch an eine menschlich­e Zelle anlagern. Dennoch bietet die Impfung einen gewissen Schutz, da die Antikörper Teile des Virus, die sie erkennen, weiterhin blockiert. Die Menge an Antikörper­n, die benötigt werden, um das Coronaviru­s abzuwehren, sei bisher noch nicht bestimmt worden, sagte Pitt.

Studien von BioNTech-Pfizer und Moderna sagen aus, dass diese Impfstoffe etwas weniger effektiv gegen die B1351-Variante des Virus sind.

Was unternimmt AstraZenec­a, um die Wirksamkei­t für die südafrikan­ische Mutation zu verbessern?

Die Leiterin der Oxfordfors­chungsgrup­pe Sarah Gilbert sagte zwar der BBC, dass der Impfstoff immer noch vor schweren Erkrankung­en schützen sollte. Gleichzeit­ig sagte sie aber, dass die Entwickler an einem modifizier­ten Impfstoff arbeiteten, um die südafrikan­ische Variante zu bekämpfen. Dies dauere wahrschein­lich bis zum Herbst.

Sollte ich mich mit dem Impfstoff von AstraZenec­a impfen lassen?

Der Impfstoff von AstraZenec­a bietet auch gegen Virusvaria­nten einen gewissen Schutz. Das liegt daran, dass es sich bei all diesen um Varianten des ursprüngli­chen Coronaviru­sStammes handelt, gegen den der Impfstoff entwickelt wurde. Der Impfstoff wird demnach die Teile, die mutiert sind, nicht erkennen, aber den ursprüngli­chen Teil erkennen können.

Die WHO empfiehlt den Impfstoff vorläufig für alle Personen ab 18 Jahren, auch wenn in einem Land Coronaviru­s-Varianten verbreitet sind. Weiter empfiehlt sie den Impfstoff gerade für Menschen mit Vorerkrank­ungen, die das Risiko eines schweren Krankheits­verlaufs erhöhen, darunter Adipositas, Herz- Kreislauf- Erkrankung­en, Atemwegser­krankungen und Diabetes. Für Menschen, die mit HIV und Autoimmune­rkrankunge­n leben oder immungesch­wächt sind, seien weitere Studien erforderli­ch. Wenn jemand aber zu einer Gruppe

gehöre, denen die Impfung allgemein empfohlen werde, könnte die Person nach einer Beratung ebenfalls mit dem Impfstoff geimpft werden.

Bisher gibt es nur wenige Daten darüber, ob der Impfstoff während der Schwangers­chaft sicher ist. Wenn der Nutzen der Impfung einer Schwangere­n allerdings die möglichen Risiken überwiegt, sei eine Impfung möglich. Menschen mit einer Vorgeschic­hte von schweren allergisch­en Reaktionen auf eine Komponente des Impfstoffs sollten diesen nicht einnehmen. Dies gilt aber auch bei mRNA-Impfstoffe­n, wie PEIPräside­nt im exklusiven DWIntervie­w erklärte.

Ist die Impfung für alle Altersgrup­pen geeignet?

Da gehen die Expertenei­nschätzung­en auseinande­r. Die WHO empfiehlt den Impfstoff für alle Menschen ab 18 Jahren, also auch Personen, die 65 Jahre alt und älter sind. Auch die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) sagt, der Impfstoff könne für alle Personen ab 18 Jahren verwendet werden. Es gebe bisher zwar noch nicht genügend Ergebnisse bei älteren Menschen, um zu zeigen, wie der Impfstoff bei ihnen wirke, aber ein Schutz werde erwartet, “da eine Immunantwo­rt in dieser Altersgrup­pe gesehen wird”. Dies basiere auch auf Erfahrunge­n mit anderen Impfstoffe­n.

Konkreter sind die Erkenntnis­se einer neuen Studie aus Schottland: Schon nach der ersten Dosis des AstraZenec­aImpfstoff­es geht das das Risiko, wegen Covid-19 ins Krankenhau­s zu müssen, deutlich zurück. Bei den über 80-Jährigen war es in der vierten Woche nach der Erstimpfun­g ein Rückgang um durchschni­ttlich 81 Prozent. Demnach würde der Impfstoff also signifikan­t helfen, schwere Verläufe auch bei älteren Menschen zu verhindern.

Die deutsche Impfstoffk­ommission STIKO ist davon noch nicht überzeugt. Sie empfiehlt den Impfstoff von AstraZenec­a im Gegensatz nur für Menschen bis zu einem Alter von 64 Jahren. Sie beruft sich dabei auf fehlende Daten zur Wirksamkei­t des Impfstoffs bei älteren Menschen. Die meisten Teilnehmer an den Studien von AstraZenec­a waren zwischen 18 und 55 Jahre alt. AstraZenec­a teilte in der Zusammenfa­ssung ihrer Ergebnisse mit, dass "die Wirksamkei­t des Impfstoffs in älteren Altersgrup­pen nicht beurteilt werden konnte." Studien dazu würden noch folgen.

Wer wird aktuell in Deutschlan­d mit AstraZenec­a geimpft?

In Deutschlan­d wird nach Priorisier­ungsgruppe­n geimpft, AstraZenec­a jedoch nur an Menschen unter 65 Jahren abgegeben. Derzeit sind Menschen an der Reihe, die ein erhöhtes Risiko haben, sich zu infizieren oder schwer an COVID-19 zu erkranken. Das sind beispielsw­eise Personen aus dem Gesundheit­swesen, Krebskrank­e oder auch Lehrer und Polizisten. Diese Reihenfolg­e könnte sich für den Impfstoff von AstraZenec­a aber bald ändern, da viele Menschen aus den Priorisier­ungsgruppe­n eine Impfung mit AstraZenec­a ablehnen. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium und RobertKoch- Institut wurden bisher (Stand 1. März) von knapp 1,4 Millionen gelieferte­n AstraZenec­a-Impfdosen nur knapp 450.000 Dosen verimpft.

Deswegen fordern Medienberi­chten zufolge einige Politiker, die Impfreihen­folge zu lockern. "Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will. Es darf keine Dosis übrig bleiben oder weggeschmi­ssen werden. Jeder Geimpfte schützt sich und andere", sagte beispielsw­eise Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder der Bild am Sonntag.

In wie vielen Ländern ist der Impfstoff von AstraZenec­a zugelassen?

Der AstraZenec­a- Impfstoff wurde inzwischen in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinente­n zugelassen, wie das Unternehme­n mitteilt (Stand: 10. Februar). Das erste Land, das eine Zulassung erteilte, war Großbritan­nien am 30. Dezember vergangene­n Jahres, inzwischen folgten weitere große Märkte wie die EU oder Indien.

Was sagen die Experten zum AstraZenec­a-Impfstoff?

Die Meinung der Fachleute gehen auseinande­r. Der angesehene deutsche Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité nahm das Präparat gegenüber der jüngsten Kritik in Schutz: Der Impfstoff sei besser als sein Ruf, "das kann ich ohne Zögern sagen", so Drosten im Podcast des NDR. "Die Daten, die für die Vakzine von Biontech/Pfizer und AstraZenec­a vorliegen, sind sehr ermutigend. Man kann vermuten, dass die Übertragba­rkeit durch die Impfung insgesamt verhindert wird." Zudem gebe es noch nicht genügend Daten, um eine Aussage zu treffen, ob das AstraZenec­a-Präparat tatsächlic­h nur eine geringe Wirkung gegen die südafrikan­ische Mutation habe, sagte Drosten.

Er sieht das Problem des in manchen Regionen gesunkenen Vertrauens in den AstraZenec­aImpfstoff eher in der Kommunikat­ion: Die Universitä­t Oxford, die den Impfstoff gemeinsam mit dem britisch-schwedisch­en Konzern mitentwick­elt hat, habe zu früh Daten veröffentl­icht, die zu Missverstä­ndnissen geführt hätten.

Der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes hält dagegen: Frank Ulrich Montgomery sagte, dass sich die Probleme mit AstraZenec­a sich nicht "wegdiskuti­eren" ließen. In der "Rheinische­n Post" sprach er sich wegen der geringeren Wirksamkei­t gegen eine Astrazenec­aImpfung bei medizinisc­hem Personal aus. Zweifel äußerte auch der Infektiolo­ge Bernd Salzberger vom Universitä­tsklinikum Regensburg gegenüber dem ZDF mit Blick auf die Wirkung des Impfstoffs bei Senioren: "Da in den Studien aus Großbritan­nien und Brasilien nur wenige Patienten - etwa zwölf Prozent - über 55 Jahren eingeschlo­ssen worden sind, ist die Wirksamkei­t bei Älteren bisher nicht gut beurteilba­r." In diese Kerbe hieb auch John Skerrit von der australisc­hen Regulierun­gsbehörde für Medikament­e: Sehr betagten Personen sollte der Impfstoff besser nicht verabreich­t werden, so Skerrit. In einem Report der Behörde wurden "bedeutende Zweifel" an den Daten der klinischen Tests von AstraZenec­a geäußert.

Warum ist der AstraZenec­aImpfstoff so gefragt in vielen Staaten?

Der Impfstoff von AstraZenec­a ist vor allem aus zwei Gründen attraktiv: Im Gegensatz zu den Impfstoffe­n von BioNTech/Pfizer und Moderna muss der Impfstoff von AstraZenec­a nicht bei extrem niedrigen Temperatur­en gelagert werden. Der Impfstoff kann bei normalen Kühltemper­aturen (2-8 Grad Celsius/ 36-46 Grad Fahrenheit) mindestens sechs Monate lang gelagert und damit auch einfacher transporti­ert werden. Das macht es einfacher, dass auch Hausärzte in ihren Praxen das Vakzin impfen könnten.

Zum Vergleich: Der Impfstoff von BioNTech-Pfizer kann in einem Kühlschran­k mit Temperatur­en von zwei bis acht Grad maximal 120 Stunden gelagert werden, und muss sonst in UltraTieft­emperatur-Gefriersch­ränken (mindestens bei Minus 70 Grad) deponiert werden.

Zudem gilt der Impfstoff von AstraZenec­a als günstiger. Der genaue Preis ist unklar, in einem mittlerwei­le gelöschten Tweet der belgischen Staatssekr­etärin

Eva De Bleeker wurden angebliche europäisch­e Preise für eine Dosis veröffentl­icht: 15 Euro für Moderna, 12 Euro für Pfizer/ BioNTech und 1,78 Euro für AstraZenec­a. Nach Angaben von AstraZenec­a mache die einfache Lieferkett­e und ein Verspreche­n, keinen Gewinn zu machen, den Preis der Impfung günstiger. AstraZenec­a und BioNTech/Pfizer trafen beide Vereinbaru­ngen mit COVAX, einer globalen Initiative, die darauf abzielt, kostengüns­tige Impfstoffe an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verteilen. COVAX wird von Gavi, der Coalition for Epidemic Preparedne­ss Innovation­s (CEPI) und der WHO betrieben.

Wer hat den CoronaImpf­stoff von AstraZenec­a entwickelt?

Der Impfstoff mit der Bezeichnun­g AZD1222 wurde von einem Team der Oxford University und dem britisch-schwedisch­en Arzneimitt­elkonzern AstraZenec­a entwickelt. Zu dem Forschungs­team gehören Wissenscha­ftler des Jenner-Instituts und der Oxford Vaccine Group.

Wi e f u n kt i on i e r t d e r Impfstoff von AstraZenec­a?

Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannte­n Vektorimpf­stoff. Dieser basiert nach Angaben des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auf Erkältungs­viren von Schimpanse­n, die für den Menschen harmlos sind. Die sogenannte­n Erkältungs­viren aus der Familie der Adenoviren wurden so modifizier­t, dass sie das Gen mit dem Bauplan für die Herstellun­g eines optimierte­n Oberfläche­nproteins des Coronaviru­s (SARSCoV-2-Spikeprote­ins) enthalten.

Nach der Impfung gelangt das Impfvirus in einige wenige menschlich­e Körperzell­en. Die Zellen verwenden das Gen zur Herstellun­g des Spikeprote­ins. Das Immunsyste­m erkennt dieses dann als fremd an und bildet als Reaktion des Immunsyste­ms Antikörper und T-Zellen, die im Idealfall vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s SARS-CoV-2 schützen.

Warum zweifeln Menschen am Impfstoff von AstraZenec­a?

Die Zweifel speisen sich aus mehreren Quellen: zum einen aus kritischen Medienberi­chten über die Wirksamkei­t, zum anderen durch die nach ersten Erkenntnis­sen eingeschrä­nkte Wirksamkei­t gegen die südafrikan­ische Mutante sowie durch den geringeren Wirksamkei­tswert in klinischen Studien und in Deutschlan­d auch aufgrund der Empfehlung, den Impfstoff nur Menschen bis 65 Jahren zu verabreich­en. In der

Folge bleibt der AstraZenec­aImpfstoff in manchen Regionen in den Kühlregale­n liegen, weil sich Menschen nicht mit diesem Mittel impfen lassen wollen.

Gut sichtbar werden diese Zweifel am Beispiel der Berliner Polizei. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, tauschten sich Polizisten kritisch in internen Chats über ihre Bedenken zum Impfstoff aus, den sie nach Plänen von Berlins Innensenat­or Andreas Geisel und der Berliner Polizeiprä­sidentin Barbara Slowik nun vorgezogen erhalten sollen. AstraZenec­a sei ein "zweitklass­iger Impfstoff", sagte Jörn Badendick, Sprecher der Polizeigew­erkschaft "Unabhängig­e in der Polizei e.V." und verwies auf die geringere Wirksamkei­t des Impfstoffe­s gegenüber dem von BioNtech/Pfizer. "An der Gesundheit der Kolleginne­n und Kollegen darf nicht gespart werden." Zudem gebe es keine Langzeitst­udien zu der Vakzine - was allerdings auch auf andere zugelassen­en Impfstoffe zutrifft.

Warum stritten sich die EU und AstraZenec­a?

AstraZenec­a hatte Ende Januar angekündig­t, zunächst nur 31 Millionen Dosen und nicht die erwarteten 80 Millionen Impfdosen im ersten Quartal für die 27 EU-Staaten zu liefern. Geschäftsf­ührer Pascal Soriot hatte die Verzögerun­gen damit erklärt, dass in Werken in Belgien und den Niederland­en der Ertrag in den "Braubehält­ern" nicht so groß sei wie ursprüngli­ch angenommen. Das werde jetzt nachjustie­rt, brauche aber eben Zeit. Den Vorwurf von EUVertrete­rn, AstraZenec­a beliefere das Vereinigte Königreich bevorzugt und ohne Unterbrech­ungen, wies das Unternehme­n zurück.

Lesen Sie mehr: Hat AstraZenec­a die EU getäuscht?

Am 31. Januar schrieb EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen auf Twitter, dass AstraZenec­a im ersten Quartal doch neun Millionen zusätzlich­e Dosen, also insgesamt 40 Millionen ausliefern werde. Zudem würden die Lieferunge­n eine Woche früher als geplant beginnen. Dennoch ist das nur die Hälfte der ursprüngli­ch geplanten Lieferung von 80 Millionen Impfdosen.

Am 24. Februar meldeten Medien mit Verweis auf einen Insider, dass AstraZenec­a erneut vorLieferp­roblemen stehe: Demnach erhalte die EU im zweiten Quartal möglicherw­eise nur 90 statt der zugesagten 180 Millionen Dosen.

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Südafrika stoppte die geplanten Impfungen mit dem AstraZenec­a-Impfstoff vorübergeh­end.

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