Deutsche Welle (German edition)
Corona-Maßnahmen in Europa: Lockern oder nicht?
Die Corona-Lockdowns in Europa unterscheiden sich von Land zu Land. Im März kommt es in einigen Ländern zu Lockerungen, denn viele Menschen sind der Restriktionen müde. Doch nicht überall sind Öffnungen geplant.
Deutschland
Für alle, deren Frisur über die letzten Wochen aus der Form geraten ist, gibt es eine gute Nachricht: Seit diesem Montag dürfen Frisöre deutschlandweit wieder öffnen. Während bei vielen Deutschen andere Dinge höhere Priorität als ein Haarschnitt genießen dürften, hat ein neuer Haarschnitt - nach den Worten von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder - mit "Hygiene, aber auch mit Würde zu tun in diesen schwierigen Zeiten".
Natürlich müssen beim Frisörbesuch strenge Hygieneregeln eingehalten werden. Einige Bundesländer gestatten gewisse Dienste in Kosmetiksalons. Um den Frühlingsanfang noch greifbarer zu machen, dürfen in den meisten Bundesländern sogar die Baumärkte wieder öffnen, in anderen nur die Gartencenter.
An diesem Mittwoch treffen sich die 16 Ministerpräsidenten erneut mit Kanzlerin Angela Merkel, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Zuletzt wuchs die Kritik daran, dass die Regierung keine klare Strategie für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown aufzeigt.
Finnland
Nachdem Finnland lange Zeit relativ glimpflich durch die Corona-Krise gekommen war, hat sich die Lage zuletzt deutlich verschlechtert. Am Montag erklärte die Regierung den Notstand, nachdem die Infektionszahlen durch Virus-Varianten rapide gestiegen waren. Das bedeutet, dass die Regierung nun Restaurants, Bars, Geschäfte und öffentliche Räume schließen kann. Auch Schulschließungen werden erwartet.
Tschechien
Auch Tschechien geht durch eine besonders harte Zeit. Nachdem Premierminister Andrej Babis Fehler im Umgang mit der Pandemie eingeräumt hatte, hat seine Regierung dem Land nun die härtesten Maßnahmen seit Ausbruch der Krankheit verordnet.
Am Donnerstag der vergangenen Woche haben sich laut offiziellen Zahlen 14.457 Menschen infiziert - fast 20 Prozent mehr als eine Woche zuvor. Gemessen an der Bevölkerung ist das einer der höchsten Werte weltweit. Ziel ist es nun, diesen Wert auf 1000 Infektionen pro Tag zu senken.
Seit Montag dürfen die Tschechen nicht mehr den Kreis verlassen, in dem sie wohnen, außer, um zur Arbeit zu fahren oder Verwandte zu pflegen. In Städten besteht nun Maskenpflicht - sowohl auf der Straße als auch bei der Arbeit. Unternehmen müssen ihre Angestellten regelmäßig testen. Die Regierung hat die Quarantänezeit von zehn auf 14 Tage verlängert. Zudem sind nun auch Kindergärten und Sonderschulen geschlossen.
Um das Gesundheitssystem zu entlasten, erwägt die Regierung, Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf in Krankenhäuser in Deutschland und Polen zu verlegen. Sachsen, Bayern und Thüringen wollen Tschechien mit Corona-Impfstoff aushelfen. Ab dieser Woche sei die Lieferung von insgesamt 15.000 Impfstoff-Dosen an das Nachbarland geplant, bestätigte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Dänemark
Nach Anti- Lockdown- Protesten am Wochenende in Kopenhagen bereitet sich Dänemark auf Lockerungen vor: Geschäfte unter 5000 Quadratmeter werden öffnen dürfen. An der frischen Luft darf man sich in Gruppen von bis zu 25 Menschen treffen. Auch Schulen sollen in Teilen des Landes wieder geöffnet werden, aber die Schüler werden sich zweimal pro Woche einem Corona-Test unterziehen müssen.
Die übrigen Maßnahmen dagegen wurden bis zum 5. April verlängert. Dazu gehört neben vielen Bildungseinrichtungen auch die Schließung von Bars und Restaurants.
Die Zahl der Neuinfektionen ist in den letzten Wochen deutlich gefallen, aber die Behörden sorgen sich offenbar vor der Verbreitung der Virus-Mutationen.
Nach Protesten gegen den Lockdown in Dänemark hat die Regierung einige wenige Restriktionen aufgehobenNiederlande
Ab dem 1. März haben die weiterführenden Schulen und Hochschulen wieder geöffnet - zumindest in Teilzeit. Zwei Tage später sollen auch Einzelhändler wieder ihre Pforten öffnen dürfen. Allerdings müssen die Kunden Termine machen: Pro Stockwerk sind nur zwei Kunden gleichzeitig in sechs Schichten pro Stunde zulässig.
Dienstleister mit Kundenkontakt wie Frisöre, Kosmetiker, Masseure und Fahrschulen dürfen bereits einen Tag früher loslegen. Öffentliche Einrichtungen wie Theater, Museen und Zoos bleiben geschlossen.
Zuhause dürfen die Niederländer weiterhin nur eine Person empfangen. Draußen dürfen sich nur noch zwei, statt wie bisher vier Personen treffen. Sport an der frischen Luft ist Menschen bis zum 27. Lebensjahr gestattet. Wettbewerbe bleiben verboten.
Vereinigtes Königreich
Viel gescholten für seinen anfänglich verwirrenden Kurs ist das Vereinigte Königreich zu Europas Impf-Champion avanciert. Nun hat Boris Johnsons Regierung einen Vier-StufenPlan zur Lockerung der Restriktionen vorgestellt. Das Ziel: Bis zum 21. Juni soll es keine mehr geben. Die erste Phase soll am 8. März beginnen.
Allerdings gehen die verschiedenen Landesteile unterschiedlich schnell voran. Zum Beispiel wollen Schottland und Wales die Schulen nach und nach öffnen, in England dagegen soll der Unterricht ab 8. März an allen Schulen weitergehen. Auch Heimbewohner werden dann wieder Besucher empfangen dürfen - allerdings immer nur eine Person, wenn sie einen negativen Antigen-Test vorweisen kann und eine Schutzausrüstung trägt. Auch Treffen zwischen Personen aus unterschiedlichen Haushalten werden dann wieder erlaubt sein - allerdings nur zu zweit.
Österreich
Bereits seit drei Wochen dürfen in Österreich die Geschäfte wieder öffnen. Obwohl die Zahl der täglichen Infektionen zuletzt wieder gestiegen ist, prüft die Regierung weitere Lockerungs- Möglichkeiten. Ganz oben auf der Liste: die Öffnung von Restaurants und Hotels. Ab diesem Montag stehen Personen über 14 Jahren fünf kostenlose Selbsttests zu, die sie sich in der Apotheke abholen können.