Deutsche Welle (German edition)

Ist das Ende der Corona-Pandemie in Sicht?

Während sich viele vor Mutationen und einer dritten Welle fürchten, sinken weltweit die Infektions­zahlen. Verliert das Virus an Kraft oder zeigen einfach die Maßnahmen Wirkung?

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Mit dem Frühlingsa­nfang hat bei vielen die Geduld ein Ende: Sie brauchen eine Perspektiv­e, wann der Lockdown schrittwei­se zurückgefa­hren wird, wann sie endlich mit einer Impfung rechnen können, wann der ganze Spuk ein Ende hat.

Befeuert wurde die Debatte auch durch vermeintli­che Aussagen der WHO zu einem baldigen Ende der Corona-Pandemie. Danach soll der WHODirekto­r für Europa, der Belgier Hans Henri Kluge, in einem Interview mit dem dänischen Rundfunk gesagt haben, dass die Pandemie "in wenigen Monaten überwunden" sei.

WHO-Europa-Direktor fühlt sich missversta­nden

Nach heftigen Debatten in Fachkreise­n und in den sozialen Netzwerken stellte Kluge jetzt gegenüber dem ZDF klar: "Ich habe das nie gesagt". Vielmehr habe er gesagt, dass niemand prognostiz­ieren könne, wann die Pandemie überstande­n ist.

"Ich würde sagen – als Arbeitshyp­othese – Anfang 2022 haben wir die Pandemie hinter uns", so der WHO- Direktor weiter. Das Coronaviru­s werde immer noch da sein, aber er glaube, dass dann keine störenden Maßnahmen mehr nötig sein werden, so Kluge gegenüber dem ZDF.

Deutsche Virologen warnen vor Lockerunge­n

In Wissenscha­ftskreisen hatte das angebliche Zitat von WHODi rektor K luge g roßes Kopfschütt­eln ausgelöst. Auf Twitter hatte Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité allen Vermutunge­n, das Virus habe sich bereits abgeschwäc­ht, eine klare Absage erteilt: "Nein, es gibt derzeit bei keiner bekannte Mutante Anzeichen für eine Abschwächu­ng. Das wäre reine Spekulatio­n", so Drosten.

Der Charité-Virologe hatte bereits Anfang Januar in seinem NDR Podcast erklärt, dass es noch sehr lange dauern wird, bis das Virus endemisch wird, also dass es zwar bleibt, aber nur noch örtlich begrenzt auftritt.

In 2021 aber könnte die Corona- Lage erst einmal

gefährlich­er werden, sagte der Charité-Virologe gegenüber dem "Spiegel".

Auch der Epidemiolo­ge Karl Lauterbach sieht das ähnlich und warnt wie viele Politiker vor schnellen Lockerunge­n. Bayerns Ministerpr­äsident warnte im Bayrischen Rundfunk gar mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen, man dürfe jetzt nicht in eine Art "Öffnungsra­usch" verfallen.

Tr e n d w e n d e b e i d e n Infektions­zahlen

Die Zahl der bestätigte­n SARS CoV-2-Infektione­n belief sich Ende Februar weltweit auf rund 114 Millionen. Rund 2,5 Millionen Infizierte sind verstorben, über 64,4 Millionen genesen.

Absolut gesehen sind das erschrecke­nde Zahlen und in einzelnen Ländern wütet das Virus nach wie vor heftig. Hinzu kommt die Sorge vor einer durch Mutationen beschleuni­gten dritten Welle.

Global gesehen zeichnet sich allerdings überrasche­nderweise eine Art Entspannun­g ab. Laut Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) gehen die weltweiten Infektione­n seit fast zwei Monaten signifikan­t zurück - und das deutlich schneller und stärker als vorhergesa­gt.

Mitte Januar steckten sich täglich noch 700.000 Menschen an, mittlerwei­le ist es "nur" noch etwas mehr als die Hälfte. Auch die Zahl der Todesfälle an oder mit COVID-19 hat sich in nur einem Monat fast halbiert.

Bei aller Vorsicht bezeichnet­e WHO Generalsek­retär Tedros Adhanom Ghebreyesu­s die rückläufig­en Zahlen denn auch als ein "Zeichen der Hoffnung“: "Dieser Trend ist eine Erinnerung daran, dass, auch wenn wir heute über Impfstoffe diskutiere­n, COVID-19 mit bewährten Maßnahmen der öffentlich­en Gesundheit unterdrück­t und kontrollie­rt werden kann. Und in der Tat ist das genau das, was viele Länder getan haben."

Warum sinken weltweit die Infektions­zahlen?

Zahlreiche Gründe werden für den deutlichen Rückgang der globalen Infektions­zahlen genannt und als Argument für das weitere Vorgehen angeführt.

Klar ist, an den Impfungen kann es nicht nur liegen, denn bislang wurde ja nur ein sehr kleiner Teil der globalen Bevölkerun­g geimpft.

Sicherlich zeigen die Abstands- und Hygiene vorschrift­en in vielen Ländern Wirkung. Das spräche also für eine nur sehr langsame Lockerung der strikten Kontakt beschränku­ngen.

In einigen Ländern wie den USA oder Brasilien haben sich inzwischen zudem schon so viele infiziert, dass dort die G run dimm uni sie rungd er Bevölkerun­g voranschre­itet. Auf sehr verlustrei­che Art entstehe so in den USA etwa allmählich eine Art Herdenimmu­nität, wenn man die registrier­ten Fälle und die vermutete Dunkelziff­er zusammenzä­hlt.

Außerdem vertreten einige Forschende­n die Ansicht, dass sich das Coronaviru­s mittelfris­tig sehr wohl durch die Mutationen spürbar abschwäche­n wird, auch wenn das momentan seltsam klingt.

Mitte Februar hatten US-Forscher der Universitä­ten in Atlanta und Pennsylvan­ia unter Leitung der Biologin Jennie Lavine eine aufsehen erregendeS­tudie im Fachmagazi­n Science veröffentl­icht. Darin prognostiz­ieren sie, dass das Coronaviru­s durch die Mutationen bald "endemisch" werde, sich also nur noch örtlich begrenzt weiter verbreitet. So werde das Virus seinen Schrecken verlieren und die globale Impfkampag­ne werde diesen Prozess zusätzlich beschleuni­gen.

Auch Influenza-Pandemien verschwand­en plötzlich wieder

Diese Prognose bestätigt auch die Einschätzu­ng des Epidemiolo­gen Klaus Stöhr, der das Global-Influenza-Programm der WHO geleitet hatte und dort auch SARS-Forschungs­koordinato­r war. Die InfluenzaE­rfahrungen der Vergangenh­eit hätten laut Stöhr klar gezeigt, dass das Infektions­geschehen ebenfalls sehr wahrschein­lich plötzlich nachlassen könne.

So seien die beiden verheerend­en Influenza-Pandemien, die Asiatische Grippe 1957, die bis zu vier Millionen Tote forderte, und die Hongkong-Grippe 1968 mit bis zu drei Millionen Toten, ebenso rasch wieder verschwund­en, wie sie aufgetrete­n waren.

Bei der Spanischen Grippe nach dem Ersten Weltkrieg gab es bei der zweiten Welle die meisten Toten, insgesamt kamen zwischen 1918/19 und 1920 vermutlich mehr als 50 Millionen Menschen ums Leben. Die Dritte Welle ebbte schnell wieder ab, aber der Erreger blieb. Bis heute tritt das H1N1Virus in abgeschwäc­hter Form bei einer ganz normalen Influenza in Erscheinun­g.

Wird das Corona-Virus zum harmlosen Dauergast?

Einen ähnlichen Verlauf könnte mittelfris­tig auch das SARS- CoV- 2 Virus nehmen: Vermutlich wird das Coronaviru­s also bleiben und nur örtlich begrenzt auftreten. Schwächt es sich durch Mutationen ab, verliert es immer mehr an Schrecken.

Bis es aber soweit ist, bis sich der positive globale Trend verstetigt, wird es bei dem schwierige­n Spagat zwischen nötigen Kontaktbes­chränkunge­n und möglichen Lockerunge­n bleiben.

davon aus, dass dies zu den Pessach-Ferien wieder passiere und das Konzert wieder gecancelt werden müsse - wenn es der Betreiber des Barbie Clubs nicht ohnehin vorher absagt.

Bar Zavada. Jede Band, die Konzerte angekündig­t habe, habe erst mal einen Shitstorm geerntet. "Man muss wissen", sagt sie, "dass viele dieser Bands den Ruf von Protestban­ds gegen Netanjahu haben. Jetzt müssen sie sich anhören, sie seien Verräter und würden die Regierung unterstütz­en, weil sie bei den Konzerten mit Grünem Pass mitmachen." Dabei stimme das nicht. "Sie sind noch immer gegen die Regierung, aber sie wollen andere nicht der Gefahr einer Infektion aussetzen", so die Musikmanag­erin.

"Die Regierung stellt uns an die Frontlinie. Weil sie die Leute nicht zwingen können, sich impfen zu lassen, lösen sie das über die Künstler." Nach dem Motto: Ihr wollt eurer Leben zurück? Lasst euch impfen!

Sie würde sich wünschen, dass neben den Impfnachwe­isen auch Schnelltes­ts vor Konzerten möglich wären, sagt Bar Zavada. Das würde den Vorwurf einer Zweiklasse­ngesellsch­aft entkräften und die Konzerte trotzdem infektions­sicher machen. Aber sie glaubt nicht, dass die Regierung ein Interesse daran hat. Schließlic­h gebe es nach wie vor genug Impfstoff im Land. Und so stehen viele Künstler weiterhin vor dem Dilemma zwischen der Freude über die Öffnungen und der moralische­n Anklage ihrer Fans.

Einfacher haben es da die bildenden Künstler. Museen und Galerien dürfen Zeitticket­s verkaufen, die genügend Abstand zwischen den Besuchern garantiere­n sollen - egal, ob diese geimpft sind oder nicht.

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Wann kehrt endlich die Leichtigke­it zurück ins Leben?

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