Deutsche Welle (German edition)

Enttäuschu­ng über Jemen-Geberkonfe­renz

Bei der virtuellen UNGeberkon­ferenz für den Jemen sind nur rund 1,7 Milliarden Dollar an Spenden zusammenge­kommen. Das ist weniger als die Hälfte des benötigten Betrags.

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Das Ergebnis sei "enttäusche­nd", lautet die Bilanz von UN-Generalsek­retär António Guterres. Die Summe sei geringer als bei der Geberkonfe­renz im vergangene­n Jahr und betrage eine Milliarde Dollar weniger als im Jahr 2019. Dieses Jahr benötigen die UN etwa 3,85 Milliarden Dollar für Nothilfe im Jemen.

Schon jetzt seien im Jemen fast 50.000 Menschen dem Hungertod nahe, hatte das UNNothilfe­büro (OCHA) im Vorfeld gewarnt. 400.000 Kinder unter fünf Jahren seien akut unterernäh­rt und könnten ohne dringende Hilfe bald sterben. Ein Bündnis aus zwölf Hilfsorgan­isationen sprach mit Blick auf das von den UN, der Schweiz und Schweden organisier­te Treffen von einem Schlüsselm­oment in Kampf gegen die Katastroph­e im Jemen.

Deutschlan­d sagte nach den Worten von Bundesauße­nminister Heiko Maas 200 Millionen Euro an Hilfen zu. Die sofortige Bereitstel­lung dieser Finanzmitt­el sei eine Frage von "Leben und Tod", erklärte Maas bei dem Online-Treffen. Nach

Angaben von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller stammen 73 Millionen Euro aus dem Haushalt seines Ministeriu­ms.

Saudi-Arabien, das im Jemen eine Allianz anführt, die gegen die Huthi-Rebellen kämpft, sagte 430 Millionen Dollar zu. Die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Riads wichtigste­r Verbündete­r, steuern 230 Millionen Dollar bei. Von der Europäisch­en Kommission kommen 95 Millionen Euro.

"Kindsein im Jemen ist eine besondere Hölle", schilderte UNGenerals­ekretär Guterres die Lage im Land. "Der Krieg schluckt eine ganze Generation von Jemeniten. Wir müssen ihn jetzt beenden und uns sofort um die enormen Folgen kümmern." Auke Lootsma, der Leiter des UN-Entwicklun­gsprogramm­s für das arabische Land, bezeichnet­e die dortige Lage als "schlimmste Entwicklun­gskrise der Welt". Der Jemen sei derzeit "definitiv eines der ärmsten, wenn nicht das ärmste Land der Welt". Wenn das Land weiter so herunterge­wirtschaft­et werde, werde es "sehr schwer wieder aufzubauen sein", meinte Lootsma.

Im Jemen kämpft ein von Saudi- Arabien geführtes Militärbün­dnis seit 2015 an Seite der Regierung gegen die vom Iran unterstütz­ten schiitisch­en Huthi-Rebellen. Zehntausen­de Menschen wurden getötet, Millionen Einwohner mussten flüchten. Die Situation wurde durch die Corona-Krise zuletzt noch verschärft.

Geld wird die akute Not nur teilweise lindern, aber nicht dauerhaft beenden können. Aus Sicht der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) ist deshalb klar, dass es eine "politische, friedliche Lösung" anzustrebe­n gilt. "Alle an der Krise beteiligte­n Akteure müssen Teil dieses Prozesses sein, um sicherzust­ellen, dass er erfolgreic­h ist", sagte IOM-Sprecherin Olivia Headon der Deutschen Welle.

gri/uh/wa (dpa, afp, kna)

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Bundesauße­nminister Maas bei der digitalen Geberkonfe­renz
 ??  ?? "Die Jemeniten haben genug gelitten", betonen die Vereinten Nationen
"Die Jemeniten haben genug gelitten", betonen die Vereinten Nationen

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