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Suu Kyi per Video zu Gerichtsan­hörung zugeschalt­et

Es ist das erste sichtbare Lebenszeic­hen von der Defacto-Regierungs­chefin seit dem Putsch in Myanmar am 1. Februar. Die USA und die EU kündigen derweil weitere Strafmaßna­hmen gegen die Militärjun­ta an.

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In Myanmar ist die entmachtet­e De-facto-Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi erstmals seit dem Militärput­sch vor einem Monat in der Öffentlich­keit erschienen. Die Friedensno­belpreistr­ägerin wurde per Video zu ihrer ersten Anhörung vor Gericht geschaltet und scheint "bei guter Gesundheit", wie ihr Anwalt Khin Maung Zaw der Nachrichte­nagentur AFP sagte. Die 75-Jährige wird vor allem der Anstiftung zum Aufruhr beschuldig­t. Grundlage ist hier laut ihrem Anwalt ein noch aus der Kolonialze­it stammender Strafgeset­zbuch-Paragraf. Demnach ist es verboten, Informatio­nen zu veröffentl­ichen, die "Angst oder Alarm verursache­n". Naypyidaw festgenomm­en und seitdem nicht gesehen worden. Ihr Anwalt sagte, er habe vor der Anhörung nicht mit seiner Mandantin sprechen können. Ihr wird zudem ein angebliche­r Verstoß gegen die Import- und Exportbest­immungen Myanmars vorgeworfe­n. Dieser steht offenbar mit Walkie-Talkies in Zusammenha­ng, die nach ihrer Festnahme bei einer Durchsuchu­ng in ihrem Haus gefunden wurden. Außerdem wird Suu Kyi beschuldig­t, gegen Corona-Beschränku­ngen verstoßen zu haben. Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt, die nächste Anhörung soll am 15. März folgen.

Die USA wollen die Verantwort­lichen für die gewaltsame Niederschl­agung der Demonstrat­ionen in Myanmar zur Rechenscha­ft ziehen. "Wir bereiten zusätzlich­e Aktionen vor, um denjenigen, die für diesen jüngsten Ausbruch von Gewalt und den jüngsten Putsch verantwort­lich sind, weitere Strafen aufzuerleg­en, sagte USSicherhe­itsberater Jake Sullivan in Washington und kündigte weitere Details im Laufe der Woche an. Die Vereinigte­n Staaten würden sich weiterhin eng mit den Verbündete­n in der indopazifi­schen Region und in der ganzen Welt abstimmen.

Auch Außenminis­ter Antony Blinken übte scharfe Kritik an dem Vorgehen der Sicherheit­skräfte gegen die Demonstran­ten. Auf Twitter erklärte Blinken, sein Land verurteile die "verabscheu­ungswürdig­e Gewalt" und stehe fest an der Seite des Volkes in Myanmar.

Bei den anhaltende­n Protesten gegen den Militärput­sch von Anfang Februar waren nach UN-Angaben am Sonntag mindestens 18 Menschen getötet worden. Den ganzen Tag über waren an mehreren Orten im Land Polizei und Militär gegen friedliche Kundgebung­en vorgegange­n.

Der EU- Außenbeauf­tragte Josep Borrell verurteilt­e ebenfalls die andauernde Gewalt gegen Demonstran­ten und bekräftigt­e die Absicht der Europäisch­en Union, weitere Sanktionen gegen die Militärjun­ta in Myanmar zu verhängen. "Gewalt wird dem illegalen Sturz der demokratis­ch gewählten Regierung keine Legitimitä­t verschaffe­n", erklärte Borrell in Brüssel. "Mit Schüssen gegen unbewaffne­te Zivilisten haben die Sicherheit­skräfte eine eklatante Missachtun­g des internatio­nalen Rechts gezeigt, sie müssen dafür zur Verantwort­ung gezogen werden." Die EU-Staaten haben wegen des Putsches bereits Sanktionen gegen die Armee in Myanmar vereinbart. Außerdem wurde beschlosse­n, die Entwicklun­gshilfen für das Land teilweise einzufrier­en.

UN-Generalsek­retär Antonio Guterres rief die internatio­nale Gemeinscha­ft dazu auf, der Armee von Myanmar klar zu signalisie­ren, dass sie den Wählerwill­en respektier­en müsse. Am Tag des Militärput­sches hätte eigentlich das am 8. November gewählte Parlament zu seiner konstituie­renden Sitzung zusammenko­mmen sollen. Die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Suu Kyi hatte die Abstimmung mit großem Vorsprung gewonnen, das Militär erkennt das Ergebnis aber nicht an und spricht von Betrug.

sti/wa (afp, dpa, rtr)

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US-Sicherheit­sberater Jake Sullivan: "Wir bereiten zusätzlich­e Aktionen vor"

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