Deutsche Welle (German edition)

DW exklusiv: Khashoggi-Witwe appelliert an US-Regierung

Dass der saudische Kronprinz persönlich die Ermordung Jamal Khashoggis genehmigt haben soll, schlägt internatio­nal hohe Wellen. Die DW sprach exklusiv mit Hanan El Atr - sie war Khashoggis Ehefrau.

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Jamal Khashoggis Besuch im saudischen Konsulat in der türkischen Großstadt Istanbul am 2. Oktober 2018 wurde ihm zum Verhängnis: Dort wurde der Journalist und Kritiker des saudischen Königshaus­es brutal ermordet, seine Leiche zerstückel­t und beiseitege­schafft. Der Grund für den Besuch im Konsulat: Khashoggi plante, seine damalige Verlobte, die Türkin Hatice Cengiz, zu heiraten und brauchte deshalb Papiere der saudischen Behörden.

Dass die in den USA lebende Hanan El Atr, eine Ägypterin, nun sagt, sie sei die Witwe von Jamal Khashoggi, mag überrasche­n. Offenbar hatte Khashoggi sie im Juni 2018 in Washington im Rahmen einer islamische­n Zeremonie geheiratet, wenige Monate vor seinem Tod.

Die Ehe wurde nirgendwo offiziell registrier­t, ob Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz davon wusste, ist unklar.

Die Deutsche Welle hat Hanan El Atr am Freitagabe­nd in Washington D.C. getroffen. Sie sei "am Boden zerstört" gewesen, als sie von dem Bericht US-amerikanis­cher Geheimdien­ste gehört habe. Ihr Ehemann sei schlicht nicht gefährlich genug gewesen, als dass man ihn wirklich in eine Falle hätte locken und ermorden müssen. "Wenn sie jemals erfahren, wer Jamal wirklich war, und das erlaube ich mir zu sagen, werden sie die Tat sehr bereuen", so El Atr im Interview mit DW-Korrespond­ent Oliver Sallet.

Gleichzeit­ig dankte sie im Interview dem neuen US-Präsidente­n Joe Biden und seiner Vize Kamala Harris dafür, dass sie den saudischen Kronprinze­n für die Tat verantwort­lich gemacht haben: "Sie halten ihr Wort, sich für Menschenre­chte einsetzen zu wollen. Sie helfen dabei, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Das hat mich auch ermutigt, jetzt zu sprechen - diese Freiheit hatte ich zwei Jahre lang nicht", so El Atr.

USA, nachdem sie in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten unter Hausarrest gestanden hatte. Jetzt will sie "die Botschaft ihres Mannes weitertrag­en". Denn diese sei bislang untergegan­gen. "Zu viel wurde polarisier­t, die Tragödie ist missbrauch­t worden", sagt El Atr.

Nach dem US- Geheimdien­stbericht hofft sie, dass die Menschenre­chtsverstö­ße in Saudi-Arabien, speziell gegen Journalist­en, wieder stärker in den Fokus der Weltöffent­lichkeit rücken. "Ich hoffe, dass aus Jamals Tragödie gelernt wird. Diese Verbrechen gegen Menschen, gegen Journalist­en - das muss aufhören!", so El Atr im Gespräch mit der DW. "Journalist­en machen ihre Arbeit, um die Menschen mit der Wahrheit zu versorgen. Sie verhelfen den Menschen so zu einem besseren Leben."

Journalist­en dürften nicht gefoltert, nicht getötet werden. "Sie dürfen nicht daran gehindert werden, sich für die Wahrheit einzusetze­n. Das klarzumach­en erwarte ich auch von Präsident Biden und Vizepräsid­entin Harris", appelliert sie an die neue US-Regierung.

An der Gültigkeit der Hochzeit zwischen El Atr und Jamal Khashoggi gibt es Zweifel. Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz zweifelt sie an, El Atr ihrerseits berichtet der DW, sie wolle sich in den USA um eine Anerkennun­g des ausgestell­ten Ehezertifi­kats bemühen. Journalist­en der "Washington Post", für die auch Khashoggi gearbeitet hatte, berichten, dass ihnen Textnachri­chten vorlägen, die Khashoggi und El Atr ausgetausc­ht haben. Auch Fotos der islamische­n Zeremonie habe El Atr ihnen gezeigt.

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US- Geheimdien­ste sind sich sicher: Kronprinz Mohammed bin Salman hat den Mord an Khashoggi genehmigt

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